Düsseldorfer Friedenspreis 2003 für Hanna Jaskolski
Der diesjährige Friedenspreis, der von vier Düsseldorfer Friedensgruppen getragen wird, geht an eine
Frau hinter Gittern: Hanna Jaskolski. Das 'Antikriegsbündnis Menschen für den Frieden', das 'Friedensforum Düsseldorf',
das 'Ökumenisches Friedensnetz Düsseldorfer Christinnen und Christen' und 'Pax Christi - Basisgruppe Düsseldorf' haben
einstimmig beschlossen, den diesjährigen Düsseldorfer Friedenspreis beim morgigen Ostermarsch, am 19. April 2003, an
eine "Kriminelle" zu vergeben.
Hanna Jaskolski, Pax-Christi-Mitglied, macht seit vielen Jahren deutlich, daß für sie Aktionen des zivilen Ungehorsams
selbstverständlich sind. Immer wieder tritt sie dafür ein, "Widerstand aus Pflichtgefühl" gegen Militarisierung, Gewalt und
Ungerechtigkeit zu leisten.
Die friedensbewegte 67-jährige Musiklehrerin, die mit Mann und vier Kindern seit 1968 in Erftstadt bei Köln lebt, hat sich
in der Vergangenheit an vielen gewaltfreien Mahnwachen und Protestaktionen beteiligt. In vielen Fällen mußte sie sich
für ihre "Vergehen" vor Gericht verantworten und wurde auch zu Geldstrafen verurteilt. Sie verweigerte jedoch mehrmals
die Zahlung ihrer Strafen und nahm dadurch ihre Inhaftierung bewußt in Kauf, um ein öffentliches Zeichen zu setzen.
Am 31.1. hat sie ihre vorläufig letzte vierwöchige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Willich II bei Düsseldorf
angetreten, zu der sie ohne Bewährung verurteilt worden ist.
Hanna Jaskolski schreibt:
Aktiv für eine menschlichere Welt
Wenn man als kleines Kind den schrecklichen 2. Weltkrieg und den Kampf danach ums Überleben erlebt hat und dies
nicht vergessen will, wird man - so meine ich - wie von selbst aktiv gegen Wiederholungen dieser Art Wahnsinn. Ich
habe selbst Kinder und als Musikpädagogin auch mit Kindern zu tun. Kinder, die die Ausstellung "Ich hab` den Krieg
gezeichnet" in Bonn besuchten, fragten mich: "Halten Sie einen Atomkrieg für möglich?" und "Haben Sie Schindlers
Liste" gesehen? Haben Sie "Die letzten Kinder von Schewenborn" gelesen?"
Mir gefällt, daß Kinder nicht verdrängen. Ich möchte das auch nicht. Ich möchte mich immer wieder aufregen - nur ja nicht
gleichgültig werden!
Wir sind nicht nur für das, was jetzt geschieht, sondern auch für die folgenden Generationen verantwortlich. Als ich das
begriff, bin ich im Widerstand sehr kraß geworden: Ziviler Ungehorsam gegen Militarismus, atomaren Wahnsinn,
Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen. Bis jetzt hat mich noch keine Blockade, keine Zaunüberwindung,
kein Friedensmarsch entmutigt, auch nicht Aktionen, die ich ganz allein gemacht habe. Im Gegenteil: Es macht
Freude, allein oder mit Freunden etwas für das Leben tun zu können.
Mein Einsatz ist sehr hoch: Verletzungen, Festnahmen, Prozesse, Geldstrafen, Haft. Aber es ist meine feste
Überzeugung, daß Widerstand in vielerlei Bereichen und auf allen Ebenen wichtig und richtig und auch nützlich ist.
Infos der OrganisatorInnen des Friedenspreises Düsseldorf, bearbeitet von
Ute Daniels