20.04.2001

Artikel

Provinzposse:                                
Bayerischer Friedensaktivist
aus dem "Staatsdienst" entfernt

Bad Tölz
Thomas Krahe, Mitglied der Friedensinitiative Bad Tölz-Wolfratshausen, hatte am 5. April bei einer gewaltfreien Aktion gegen eine Bundeswehr- Gelöbnisfeier teilgenommen. Am Tag darauf bekam er von der Stadt Bad Tölz die Kündigung. Einzige Begründung: Die Teilnahme an der - nicht-genehmigten - Aktion im Kurpark.

Der Bad Tölzer Bürgermeister Sepp Niedermaier begründete dies vor der Presse so: "Herr Krahe ist als städtischer Bediensteter auch Repräsentant unseres Staates. Er und seine Kollegen haben mit ihrer Protestaktion das Image der Stadt massiv geschädigt."

Thomas Krahe ist nicht etwa Oberverwaltungsdirektor - nein, er hatte einen 630-Mark-Job im Heimatmuseum. Teilzeit-Museumswärter Thomas Krahe hatte den Kurgästen als "Repräsentant des Staates" die Eintrittskarten verkauft. Auch im Tölzer Kurier vom 10.04. war zu lesen, daß die Museumsbesucher wohl kaum in ihm einen "Staatsfeind" gesehen hätten. Die Zeitung kommentierte weiter: "Und überdies läßt sich in einer Demokratie über die Ansichten Krahes trefflich diskutieren. Ein Bundeswehr-Gelöbnis ist zwar dafür nicht der richtige Ort, ein Rausschmiss aber auch nicht die richtige Reaktion der Stadt. Die verkörpert damit ein Obrigkeitsdenken, das in die heutige Zeit nicht mehr passt. Wenn Niedermaier nach den Vorfällen über ein bayernweites >>negatives Medienecho<< für die Stadt Bad Tölz klagt, jetzt bekommt sie genau das - und zwar zu Recht!"

Daß sich Bürgermeister Niedermaier an einem relativ wehrlosen vergriff, war im durchaus bewußt. Auf dem Hintergrund, daß Thomas Krahe nur auf Probe bei der Stadt beschäftigt war und eine entsprechende Frage hin, mußte Niedermaier bestätigen: "Mir ist schon klar, daß wir dann Herrn Krahe nicht hätten kündigen können."

Wie gefährlich ist Thomas Krahe ?

Er wird als "Überzeugungstäter" dargestellt. Seit 20 Jahren ist der nunmehr 35-jährige in der Friedensbewegung aktiv. In den 80er Jahren demonstrierte er gegen die Nachrüstung, später arbeitete der studierte Sozialpädagoge in Kriegsgebieten für gewaltfreie Konfliktlösungen, etwa im Iran, in Südostanatolien und auch in Jugoslawien. "Ich weiß was Krieg ist", sagt Thomas Krahe. Die Friedensinitiative wollte die Öffentlichkeits- wirksamkeit der Bundeswehr-Gelöbnisfeier nutzen. "Wir wollten darauf aufmerksam machen, daß die Bundeswehr das Grundgesetz bricht, indem sie zur Interventionsarmee umgewandelt wird."

 

Ute Daniels

 

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