Skandal: Studie unter Verschluß gehalten
Mit Steuergeldern finanzierte Studie über Raubbau
drei Jahre nicht veröffentlicht.
Der WWF und die Europäische Kommission haben international tätige
Regenwaldzerstörer über Jahre gedeckt und dadurch Waldvernichtung im
großen Maßstab geduldet. Eine von der EU mitfinanzierte Studie über die
Rolle der Holzindustrie bei der Waldzerstörung ist, wie Ende Mai bekannt
wurde, über drei Jahre unter Verschluß gehalten worden. In einem ersten
Entwurf der Studie waren Namen von Firmen sowie deren
'Geschäftspraktiken' enthüllt - zu heiß für die EU und den WWF und nicht
vereinbar mit deren Eigeninteressen, zu denen u.a. offensichtlich die
Förderung der Holzwirtschaft zählt. Selbst eine 'entschärfte' überarbeitete
Version war dem WWF nicht dienlich: auf Kosten des WWF wurden 5.000
Kopien der Studie eingestampft und in einer abermals überarbeiteten
Version neu gedruckt.
Vertreter anderer Verbände sind entsetzt und verärgert. László Maráz von
Pro REGENWALD: "Uns ist unverständlich, wie eine vom Steuerzahler
finanzierte Studie mit diesem Ergebnis drei Jahre zurückgehalten werden
konnte. Das hat ungeheure Folgen für die Wälder. Eine kritischere Prüfung
bei der Mittelvergabe an Regenwaldländer sowie andere dringende
Maßnahmen zum Erhalt der Wälder sind nicht ergriffen worden - wir haben
Jahre verloren". Unter anderem dokumentiert die Studie die dominante Rolle
der Holzindustrie bei der Zerstörung großer Waldgebiete - was bisher von
Vertretern aus der Branche immer noch abgestritten werden konnte.
"Es ist selbstverständlich, daß die Originalstudie mit allen recherchierten
Details veröffentlicht werden muß", sagt László Maráz. Von den
Ergebnissen ausgehend müssten dann auch umgehend die nötigen
Maßnahmen eingeleitet werden.
Unklar ist, inwieweit sich der WWF dem Vorwurf ausgesetzt sehen muß,
Fördergelder zweckfremd eingesetzt zu haben. Pro REGENWALD fordert
diesbezüglich auch eine entsprechende Überprüfung durch die EU-
Kommission.
Ute Daniels