Kritik an Äußerungen von Arundhati Roy
"Arundhati Roy spaltet die Globalisierungsbewegung und liefert den
Besatzern die Legitimation für weitere Gewaltakte", meint Jürgen
Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft -Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), im Hinblick auf die Äußerungen der
indischen Schriftstellerin und politischen Aktivistin Arundhati Roy.
Roy forderte auf dem Weltsozialforum in Bombay, die Anti-Globalisierungs-Bewegung müsse Teil
des Widerstands im Irak werden. Diese Äußerungen waren
auf großes internationales Medienecho gestoßenen. Gräslin kritisiert: "Damit legitimiert sie
auch den militärischen Widerstand. Arundhati Roy nimmt damit die gezielte Verstümmelung
oder Ermordung von Menschen im Irak in Kauf". Sie begebe sich damit - wie auch ein Teil
der deutschen Kriegs- gegnerInnen, die ebenfalls jüngst gesteigerte Zuwendung der
Massenmedien erhielten - "in die Gefahr, die Mittel religiös verblendeter Islamisten oder gar
Terroristen zu legitimieren".
"Ich bin sehr enttäuscht, daß gerade Arundhati Roy als Inderin auf
Sprengstoffattentate und Heckenschützen setzt. Dabei hat der gewaltfreie
Widerstand von Mahatma Gandhi und seinen Anhängern in Indien gezeigt,
wie es gelingen kann, eine militärisch überlegene Besatzungsmacht mit
zivilen Mitteln aus dem Land zu treiben", sagte Jürgen Grässlin bei einer aktuellen Pressekonferenz.
Aus Sicht der DFG-VK, einer der größten pazifistischen Friedensorganisationen in Deutschland, "wird
militärischer Widerstand das Gegenteil von dem erreichen, was seine Unterstützer vorgeben", so
Grässlin. "Die Anschläge irakischer Guerillakrieger, zuweilen pathetisch zu Freiheitskämpfern gegen
den US-Imperialismus hochstilisiert, werden den US-Falken im Pentagon als Legitimation für die
unbefristete Besetzung des Irak und weitere Aufrüstungsprogramme dienen", befürchtet der
DFG-VK-Sprecher.
"Wir dürfen uns nicht auf die militärische Logik einlassen, denn Gewalt führt nur zu neuer Gegengewalt", so
Grässlin. Der DFG-VK-Bundessprecher hält dagegen "das breite Spektrum des zivilen Widerstands für legitim,
von gewaltfreien Blockaden bis hin zu Generalstreiks gegen die
völkerrechtsverletzenden Besatzer". Auf diese Art könne "das gesamte gesellschaftliche Leben im Irak
lahm gelegt und der Druck auf die Besatzer massiv gesteigert werden". Aus Sicht der DFG-VK würde sich
"der gewaltfreie Widerstand zum Desaster für die Besatzungsmächte entwickeln".
Adriana Ascoli