18.04.2004

Matthias Seiche
glaubt an den Atom-Ausstieg

In einem größeren Beitrag für Tageszeitung 'Neues Deutschland' (13.04.04) hat sich Matthias Seiche, Referent des BUND, leider einige Male ziemlich vertan. So scheint er zu glauben, das AKW Obrigheim sei bereits stillgelegt. ("Auch die Betreiber der stillgelegten Atomkraftwerke Stade und Obrigheim...")

In seinem Überschwang, für die "Umwelt-Politik" der Regierung zu werben, war er auch schon 2001 einmal federführend daran beteiligt, eine insgeheim von Minister Trittin bezahlte "BUNT"-Zeitung in "BILD"-Manier zu publizieren. Als Herausgeber erschienen lediglich der BUND und einige kleinere Verbände, während der regierungsamtliche Finanzier verschwiegen wurde1.

Vielleicht kann sich Matthias Seiche auch an ein Interview von Winfried Kretschmann, dem damaligen Fraktionssprecher der "Grünen" im baden-württembergischen Landtag erinnern. Im 'spiegel' v. 14.10.2002 ist nachzulesen, daß auch Kretschmann felsenfest glaubte, das AKW Obrigheim werde entsprechend der "Atom-Ausstieg" Vereinbarung von 2000 stillgelegt: "Ich bin ganz sicher, daß der Parteitag einer substanziellen Verlängerung der Laufzeit nicht zustimmen wird. Wir können unsere Glaubwürdigkeit nicht in einer so zentralen Frage aufs Spiel setzen. Das wäre politischer Selbstmord."

Kurz danach, noch im Oktober 2002, wurde die angebliche Geheimvereinbarung zwischen Bundeskanzler Schröder und dem Betreiber des AKW Obrigheim, EnBW, veröffentlicht, wonach die Laufzeit bis Ende 2005 verlängert wurde. Doch vielleicht hat Matthias Seiche diese Laufzeit-Verlängerung vergessen und erinnert sich nur an das Credo von Kretschmann, das dieser so gerne dem Vergessen anheimstellen würde.

Vielleicht war Matthias Seiche beim Verfassen seines Beitrags für 'Neues Deutschland' aber einfach nur ein bißchen verwirrt. Denn einerseits fabuliert er darin von der "Vorreiterrolle Deutschlands" im Klimaschutz - andererseits hat er immerhin inzwischen bemerkt (und schreibt), daß Deutschland mehr CO2 emittiert als Frankreich, Großbritannien, Italien oder Spanien2...

Und zu schlechter Letzt stellt Matthias Seiche noch eine ganz verwirrende Frage: "Wie lange wird es noch dauern, bis auch der Bundeskanzler die Chancen des Klimaschutzes für Wirtschaft und Arbeitsplätze begreift?" Da kann ich nur zurück fragen: Wann endlich begreift Matthias Seiche, was der Bundeskanzler schon lange begriffen hat: Daß Umweltschutz und Kapitalismus - zumal in Krisenzeiten - nie und nimmermehr zusammenpassen?

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    'Trittin bezahlt Ökosteuer-Kampagne' v. 13.01.01

2 Siehe auch unseren Artikel
    'EU weiter Richtung Klimakatastrophe
    - Deutschland schlechtes Mittelfeld
    - Ergebnisse der 9. UN-Klimakonferenz in Mailand' v. 7.12.03

 

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