19.12.2004

Artikel

SEK stürmt Wohnung
von Polizei-Kollegen

...falsche Etage
...zwei Hunde präventiv erschossen

Eigentlich sollte in Dresden die Wohnung eines observierten Zuhälters gestürmt werden, um diese nach Drogen und Waffen zu durchsuchen. Doch die Elite-Polizisten vom Sonder-Einsatz-Kommando (SEK) nahmen die falsche Etage unter Beschuß. Der Zuhälter in der darüberliegenden Wohnung wird sich - nach dem ersten Schreck und vermutlicher Flucht - ins Fäustchen gelacht haben.

Weniger zum Lachen ist dem 44-jährigen Polizeiobermeister Bernd W. und seiner Lebensgefährtin zu Mute. Die Kollegen vom SEK hätten um 3 Uhr nachts die Eingangstür aufgebrochen und seien schießend hereingestürmt. Bernd W. und seine gleichaltrige Lebensgefährtin mußten sich auf den Boden legen und wurden mit Handschellen gefesselt. Trotz seiner Zusicherung, daß die zwei Hunde - ein Schäferhund und ein Labrador - friedlich seien, wurden sie sofort erschossen. Die Frau mußte zusehen, wie einer der beiden Hunde neben ihr winselnd verblutete.

Nach Aussage von Bernd W. stürmten die SEK-Einheit auch in das Zimmer der 17-jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin, die zusammen mit ihrem 19-jährigen Freund in dem Haus schlief. Die SEK-Männer hätten das Bett durchwühlt. Die Tochter schilderte am Morgen danach, daß sie nahe daran gewesen sei, durch das Fenster zu springen. Erst nach vier Stunden habe einer der SEK-Männer auf Worte des überfallenen Polizisten reagiert und ihn als Kollegen erkannt. Daraufhin wurde der Einsatz mit den Worten "Das ist scheiße gelaufen, nehmt ihm die Fesseln ab" abgebrochen.

Am heutigen Sonntag bestätigte ein Polizeisprecher, daß sich die SEK-Beamten in der Wohnung geirrt hatten. Der Vorfall hatte sich bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ereignet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Polizei bekannt, daß in der Erdgeschoßwohnung ein Polizist mit seiner Familie lebt. Es müsse jetzt geklärt werden, warum geschossen worden sei, sagte Sprecher Andreas Feron. Der Anwalt der Familie, Klaus Koenig, sagte der Dresdner Morgenpost, daß er für seine Mandanten den Freistaat Sachsen auf Schadensersatz und Schmerzensgeld verklagen werde. "Zudem habe ich Anzeigen wegen Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung, Sachbeschädigung und Tierquälerei gegen die leitende Staatsanwältin, den Kriminalkommissar und seine rabiate Mannschaft gestellt", sagte Koenig.

 

Patrick Hammann

 

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