Das bayrische Pfaffenhofen übt Solidarität mit
Valjevo. Humanitärer Konvoi startet nächste Woche
Anfang März startet aus Pfaffenhofen in Bayern ein Sattelschlepper mit
Hilfsgütern nach Mittelserbien. Organisiert wird das Ganze vom
Verein "Freundschaft mit Valjevo", der erreicht hat, was
ansonsten in Deutschland nirgends geschafft wurde: Die
Solidarität mit den Opfern des NATO-Bombenkrieges 1999 in
breiten und selbst konservativen Bevölkerungskreisen zu
verankern.
Nach zehn Jahren Wirtschaftssanktionen und der mehrfachen
Zerstörung des Krusik-Metallwerkes durch NATO-Kampfjets im
Krieg 1999 fehlt es den 100.000 Menschen in und um Valjevo
an vielem. "Wir liefern diesen Leuten, was wir können, denn
von der deutschen Regierung ist ja keine Wiedergutmachung
zu erwarten", erklärt Bernd Duschner, Initiator der
Hilfstransporte. Diesmal sind es unter anderem 25 Paletten
Industriewaren für die Klinik sowie ein zahnärztlicher
Behandlungsplatz. Frühere Transporte brachten eine
Dialysestation, Notstromaggregate für die Intensivstation des
Krankenhauses und einen Rettungswagen.
Die Finanzierung läuft vor allem über private Spenden. Um
auch unpolitische Bürger zu aktivieren, wählen Duschner und
seine etwa dreißig MitstreiterInnen immer einen möglichst konkreten
Zugang. So überzeugten sie im Jahr 2002 den Elternbeirat und
die MitarbeiterInnen des örtlichen Kindergartens, eine Patenschaft
über ein Waisenhaus in Valjevo zu übernehmen. Ein Jahr
später warben sämtliche Pfaffenhofener Kindergärten für den
Kauf von Spielsachen für die Kitas in der serbischen Stadt.
Seit fünf Jahren sorgt der Verein auch für menschliche
Begegnungen. Nicht nur Schulklassen aus Valjevo waren in
Pfaffenhofen zu Gast, sondern auch erstklassige Künstler. En
passant gelang es den Besuchern auch, die Medienblockade
über den angeblich humanitären Krieg zu brechen: Schüler aus
Valjevo informierten im Bayrischen Rundfunk über die
Auswirkung der Bombenangriffe.
Duschner über die ersten Aktivitäten der VereinsgründerInnen:
"Während des Krieges 1999 sammelten wir Unterschriften für
bezahlte Zeitungsanzeigen mit der Forderung: Schluß mit den
Bomben - Zurück zum Verhandlungstisch! Das war die
Initialzündung für die Gründung unseres Vereins im Juli 1999."
Bemerkenswert war, daß die Forderungen auch vom
Pfaffenhofener CSU-Bürgermeister und von StadträtInnen aller
Fraktionen mitgetragen wurden.
Seit Oktober letzten Jahres bemüht sich der Verein um die
Proklamation einer Städtepartnerschaft Pfaffenhofen-Valjevo.
Doch obwohl schon 1.000 Unterschriften beisammen sind,
mauert der Stadtrat. Immerhin wird zu Ostern eine größere
Gruppe von KommunalpolitikerInnen nach Serbien fahren, um die
Eignung Valjevos für eine Städtepartnerschaft zu prüfen.
Jürgen Elsässer