24.02.2004

Artikel

Hilfe für
serbische Bombenopfer

Das bayrische Pfaffenhofen übt Solidarität mit Valjevo. Humanitärer Konvoi startet nächste Woche

Anfang März startet aus Pfaffenhofen in Bayern ein Sattelschlepper mit Hilfsgütern nach Mittelserbien. Organisiert wird das Ganze vom Verein "Freundschaft mit Valjevo", der erreicht hat, was ansonsten in Deutschland nirgends geschafft wurde: Die Solidarität mit den Opfern des NATO-Bombenkrieges 1999 in breiten und selbst konservativen Bevölkerungskreisen zu verankern.

Nach zehn Jahren Wirtschaftssanktionen und der mehrfachen Zerstörung des Krusik-Metallwerkes durch NATO-Kampfjets im Krieg 1999 fehlt es den 100.000 Menschen in und um Valjevo an vielem. "Wir liefern diesen Leuten, was wir können, denn von der deutschen Regierung ist ja keine Wiedergutmachung zu erwarten", erklärt Bernd Duschner, Initiator der Hilfstransporte. Diesmal sind es unter anderem 25 Paletten Industriewaren für die Klinik sowie ein zahnärztlicher Behandlungsplatz. Frühere Transporte brachten eine Dialysestation, Notstromaggregate für die Intensivstation des Krankenhauses und einen Rettungswagen.

Die Finanzierung läuft vor allem über private Spenden. Um auch unpolitische Bürger zu aktivieren, wählen Duschner und seine etwa dreißig MitstreiterInnen immer einen möglichst konkreten Zugang. So überzeugten sie im Jahr 2002 den Elternbeirat und die MitarbeiterInnen des örtlichen Kindergartens, eine Patenschaft über ein Waisenhaus in Valjevo zu übernehmen. Ein Jahr später warben sämtliche Pfaffenhofener Kindergärten für den Kauf von Spielsachen für die Kitas in der serbischen Stadt.

Seit fünf Jahren sorgt der Verein auch für menschliche Begegnungen. Nicht nur Schulklassen aus Valjevo waren in Pfaffenhofen zu Gast, sondern auch erstklassige Künstler. En passant gelang es den Besuchern auch, die Medienblockade über den angeblich humanitären Krieg zu brechen: Schüler aus Valjevo informierten im Bayrischen Rundfunk über die Auswirkung der Bombenangriffe.

Duschner über die ersten Aktivitäten der VereinsgründerInnen: "Während des Krieges 1999 sammelten wir Unterschriften für bezahlte Zeitungsanzeigen mit der Forderung: Schluß mit den Bomben - Zurück zum Verhandlungstisch! Das war die Initialzündung für die Gründung unseres Vereins im Juli 1999." Bemerkenswert war, daß die Forderungen auch vom Pfaffenhofener CSU-Bürgermeister und von StadträtInnen aller Fraktionen mitgetragen wurden.

Seit Oktober letzten Jahres bemüht sich der Verein um die Proklamation einer Städtepartnerschaft Pfaffenhofen-Valjevo. Doch obwohl schon 1.000 Unterschriften beisammen sind, mauert der Stadtrat. Immerhin wird zu Ostern eine größere Gruppe von KommunalpolitikerInnen nach Serbien fahren, um die Eignung Valjevos für eine Städtepartnerschaft zu prüfen.

 

Jürgen Elsässer

 

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