Wilderer und skrupellose Trophäenjäger dezimieren Nashörner, Elefanten und andere Tiere
Eine tiefe politische Krise, Plünderung und Korruption haben Simbabwe ins Chaos gestürzt. Wilderer und Trophäenjäger
nutzen jetzt die Situation, um einfach und billig selbst bislang verbotene Arten zu erlegen. Tausende Wildtiere werden in
Simbabwe abgeschlachtet. "Lästige Jagdquoten und Schutzbestimmungen stören niemanden mehr - wahllos wird getötet,
was vor die Flinte kommt", berichtet Daniela Freyer von PRO WILDLIFE. Die Regierung sieht der massiven Plünderung der
Wildtierbestände tatenlos zu, zum Teil sind korrupte Politiker und Regierungsangestellte sogar direkt beteiligt. Die
Pressefreiheit ist weitgehend aufgehoben, die Gewalt gegen Mensch und Tier eskaliert.
Täglich gelangen neue Schreckensmeldungen über Ausmaß und Grausamkeit der Jagd an die Öffentlichkeit. "Die Tiere
sterben einen qualvollen Tod in Drahtschlingen oder durch Schußwunden", beschreibt Freyer. Die exzessive Wilderei
durch regierungstreue bewaffnete Gruppen und Landbesetzer hat die Wildtierbestände in den vergangenen Jahren drastisch
dezimiert. Ehemalige Farmbesitzer berichten, daß in manchen Wildreservaten 50 - 80 Prozent der Wildtiere getötet wurden.
Dutzende der seltenen Spitzmaulnashörner wurden seit letztem Jahr gewildert oder von Trophäenjägern getötet - selbst in
Nationalparks. Ob Antilopen, Zebras Leoparden, Löwen, Afrikanische Wildhunde oder Elefanten - alles wird erbarmungslos
verfolgt.
Auch skrupellose Hobbyjäger aus dem Ausland sehen im politischen Chaos in Simbabwe die einmalige Chance, um billig
an begehrte Trophäen zu kommen. Bereits früher war Simbabwe ein beliebtes Ziel für ausländische Jäger, doch Quoten und
Auflagen stellten bislang unbequeme Hürden für sie dar. "Jetzt sind dem wahllosen Abschuß begehrter Wildtiere kaum noch
Grenzen gesetzt. Jagdreiseveranstalter aus den Nachbarländern führen ihre Klienten aus Südafrika, Europa und Amerika
nach Simbabwe und profitieren vom Elend im Nachbarland", betont die PRO WILDLIFE Sprecherin.
Parteifreunde des Präsidenten Mugabe sichern sich Lizenzen, um in Nationalparks lukrative Jagden auf bisher geschützte
Tierherden zu veranstalten. So hat ein hoher Regierungspolitiker das Jagdrecht in einem Gebiet erhalten, das direkt in den
Hwange Nationalpark, Simbabwes größtes Schutzgebiet, übergeht. Naturschützer befürchten das Aus für die Wildtiere im
Park, unter anderem große Elefantenherden, die früher unter strengem Schutz standen und daher wenig Scheu vor
Menschen zeigen.
Auch die Löwen im Hwange Nationalpark sind als Jagdtrophäe besonders begehrt. Wissenschaftler schlagen nun aufgrund
dramatischer Bestandsrückgänge Alarm. Ein englisches Forscherteam berichtet, wie der exzessive Abschuß männlicher
Tiere durch Trophäenjäger das Überleben der Raubkatzen gefährdet. Nur noch 50 Löwen sollen im Park leben. Gerade die
älteren, dominanten Löwenmännchen werden wegen ihrer prächtigen Mähne gezielt erlegt, doch dies hat fatale
Auswirkungen auf die Überlebenschancen des gesamten Rudels.
Simbabwes ehemals blühender Tourismus war vor allem wegen der Naturschätze eine Haupteinnahmequelle des
südafrikanischen Landes. Doch durch die massive Dezimierung von Wildtieren verliert das Land eine seiner wichtigsten
Attraktionen und damit eine bedeutende wirtschaftliche Grundlage. Beschämend ist vor allem, daß im Zeitalter der
sogenannten Globalisierung weltweit kein ernsthaftes Interesse besteht, das unwiederbringliche Weltnaturerbe
Afrikas zu erhalten.
Frank Bayer