16.10.2003

Artikel

Blutbad an Wildtieren
in Simbabwe

Wilderer und skrupellose Trophäenjäger dezimieren Nashörner, Elefanten und andere Tiere

Eine tiefe politische Krise, Plünderung und Korruption haben Simbabwe ins Chaos gestürzt. Wilderer und Trophäenjäger nutzen jetzt die Situation, um einfach und billig selbst bislang verbotene Arten zu erlegen. Tausende Wildtiere werden in Simbabwe abgeschlachtet. "Lästige Jagdquoten und Schutzbestimmungen stören niemanden mehr - wahllos wird getötet, was vor die Flinte kommt", berichtet Daniela Freyer von PRO WILDLIFE. Die Regierung sieht der massiven Plünderung der Wildtierbestände tatenlos zu, zum Teil sind korrupte Politiker und Regierungsangestellte sogar direkt beteiligt. Die Pressefreiheit ist weitgehend aufgehoben, die Gewalt gegen Mensch und Tier eskaliert.

Täglich gelangen neue Schreckensmeldungen über Ausmaß und Grausamkeit der Jagd an die Öffentlichkeit. "Die Tiere sterben einen qualvollen Tod in Drahtschlingen oder durch Schußwunden", beschreibt Freyer. Die exzessive Wilderei durch regierungstreue bewaffnete Gruppen und Landbesetzer hat die Wildtierbestände in den vergangenen Jahren drastisch dezimiert. Ehemalige Farmbesitzer berichten, daß in manchen Wildreservaten 50 - 80 Prozent der Wildtiere getötet wurden. Dutzende der seltenen Spitzmaulnashörner wurden seit letztem Jahr gewildert oder von Trophäenjägern getötet - selbst in Nationalparks. Ob Antilopen, Zebras Leoparden, Löwen, Afrikanische Wildhunde oder Elefanten - alles wird erbarmungslos verfolgt.

Auch skrupellose Hobbyjäger aus dem Ausland sehen im politischen Chaos in Simbabwe die einmalige Chance, um billig an begehrte Trophäen zu kommen. Bereits früher war Simbabwe ein beliebtes Ziel für ausländische Jäger, doch Quoten und Auflagen stellten bislang unbequeme Hürden für sie dar. "Jetzt sind dem wahllosen Abschuß begehrter Wildtiere kaum noch Grenzen gesetzt. Jagdreiseveranstalter aus den Nachbarländern führen ihre Klienten aus Südafrika, Europa und Amerika nach Simbabwe und profitieren vom Elend im Nachbarland", betont die PRO WILDLIFE Sprecherin.

Parteifreunde des Präsidenten Mugabe sichern sich Lizenzen, um in Nationalparks lukrative Jagden auf bisher geschützte Tierherden zu veranstalten. So hat ein hoher Regierungspolitiker das Jagdrecht in einem Gebiet erhalten, das direkt in den Hwange Nationalpark, Simbabwes größtes Schutzgebiet, übergeht. Naturschützer befürchten das Aus für die Wildtiere im Park, unter anderem große Elefantenherden, die früher unter strengem Schutz standen und daher wenig Scheu vor Menschen zeigen.

Auch die Löwen im Hwange Nationalpark sind als Jagdtrophäe besonders begehrt. Wissenschaftler schlagen nun aufgrund dramatischer Bestandsrückgänge Alarm. Ein englisches Forscherteam berichtet, wie der exzessive Abschuß männlicher Tiere durch Trophäenjäger das Überleben der Raubkatzen gefährdet. Nur noch 50 Löwen sollen im Park leben. Gerade die älteren, dominanten Löwenmännchen werden wegen ihrer prächtigen Mähne gezielt erlegt, doch dies hat fatale Auswirkungen auf die Überlebenschancen des gesamten Rudels.

Simbabwes ehemals blühender Tourismus war vor allem wegen der Naturschätze eine Haupteinnahmequelle des südafrikanischen Landes. Doch durch die massive Dezimierung von Wildtieren verliert das Land eine seiner wichtigsten Attraktionen und damit eine bedeutende wirtschaftliche Grundlage. Beschämend ist vor allem, daß im Zeitalter der sogenannten Globalisierung weltweit kein ernsthaftes Interesse besteht, das unwiederbringliche Weltnaturerbe Afrikas zu erhalten.

 

Frank Bayer

 

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