17.03.2005

Artikel

Aus für Atom-Simonis

Ende im Polit-GAU

Den größte anzunehmende Polit-Unfall erlitt heute die bei der letzten Landtagswahl in Schleswig-Holstein1 unterlegende "rote" Ministerpräsidentin Heide Simonis. Selten wurde eine Karriere so demütigend beendet wie bei der verbalen Atomenergie-Gegnerin und realen Atomenegie-Lobbyistin2 Simonis. Mit dem Südschleswigschem Wählerverband (SSW) hatten die "Roten" und die "Grünen" ein Bündnis gezimmert, das rechnerisch über eine Stimme Mehrheit im schleswig-holsteinischen Landesparlament verfügte. Viermal trat Simonis an, um sich mit dieser Mehrheit erneut zur Ministerpräsidentin küren zu lassen. Viermal fehlte exakt eine Stimme.

Dabei hatten sich die drei Koalitionäre-in-spe - wie im heutigen Polit-Zirkus üblich - mit mehrmaligen geheimen Probeabstimmungen und Einzelgesprächen, bei denen die Abgeordneten zur "Gewissens"-Prüfung bei dem oder der Fraktions-ChefIn antreten mußten, zuvor optimal gegen den Polit-GAU. abgesichert. Die Betrogenen in Kiel aber auch in Berlin ließen ihrer Wut freien Lauf und begannen mit der Jagd oder den oder die AbtrünnigeN. Der GAU mit Simonis hat Bundeskanzler Schröder die heutige Show, bei der er - wie kaum anders zu erwarten - beim Job-Gipfel einen kleinen PR-Sieg über Merkel und Stoiber zelebrierte, gründlich vermasselt.

Gnadenlos wird von 'spiegel-online' in nachrichtenmagazinlicher Akribie vermerkt, daß die 61-jährigige Heide Simonis um 16:17 Uhr den Plenatsaal des Kieler Landtags "wie eine alte Frau" verläßt. "Wortlos nimmt Simonis, die sonst gern und viel redet, die Stufen. Sie trägt einen schwarzen Hosenanzug, vielleicht wirkt ihr Gesicht deshalb so weiß," so 'spiegel-online' weiter.

Doch auch Anke Spoorendonk, Sprecherin des SSW hat keine Worte, sagt aber immerhin wörtlich in die hingehaltenen Mikrofone: "Ich habe keine Worte für diesen Vorgang." Der "rote" Fraktions-Chef im schleswig-holsteinischen Landtag Lothar Hay schimpft über "Ferkelei". Freimütig erzählt er von der geheimen Probeabstimmung: "Da haben 29 von 29 Abgeordneten für Simonis gestimmt." Und der "rote" SH-Landes-Chef Claus Möller erhöht auf "Schweinerei".

Da Schleswig-Holstein mit Barschel und Engholm ja bereits einiges an "parlamentarischer Kultur" kennengelernt hat, sind die doch recht schüchternen Fragen von JournalistInnen an den "schwarzen" Kandidaten fürs MinisterpräsidentInnen-Amt Peter Harry Carstensen, ob er mit möglichen AbweichlerInnen aus den gegnerischen Reihen in den letzten Tagen geredet habe, naheliegend. Doch der gibt kein klares Dementi, sondern wiegelt mit hohlem Pathos ab: "Merkwürdige Ideen sind das."

Beinahe gleichzeitig beginnen schon die ersten Gespräche und Sondierungen über eine große Koalition in Schleswig-Holstein. Sollte letztlich diese Variante realisiert werden, würde tatsächlich eine Chance vertan: Die Chance, daß die Illusion zerstört wird, mit einer "schwarz-gelben" Regierung würde sich an der Landespolitik irgend etwas ändern.

 

Harry Weber

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel

      'Abwahl in Schleswig-Holstein' (21.02.05)

      'Rücktritte wegen skrupelloser Pro-Atom-Politik von Simonis'
      (1.11.04)

 

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