Versuch einer Diskussion mit einem AKW-Befürworter

17.06.2000 16:24 Klaus Schramm >Ausstieg ? - Bestandsgarantie !<
28.06.2000 11:40 Matthias Skaley > 32 Jahre sind keine 40 Jahre ! <
28.06.2000 14:28 Klaus Schramm > 'Annahme' waren 15 - 25 Jahre ! <
28.06.2000 15:45 Klaus Schramm > kleine Ergänzung <
29.06.2000 16:04 Matthias Skaley > Die Erde ist eine Scheibe und im Mittelpunkt des... <
29.06.2000 18:09 Klaus Schramm > Purer Wortschwall - keine Belege ! <
29.06.2000 23:15 Matthias Skaley > Belege anstatt Ihrer Ideologie ! <
30.06.2000 00:20 Klaus Schramm > Ich warte auf Ihre Belege <
30.06.2000 11:45 Matthias Skaley > DER SPIEGEL 43/1999 <

Hierauf hielt ich eine Antwort nicht mehr für nötig...
An einer anderen Stelle des Diskussions-Forums tauchte Matthias Skaley dann wieder auf:

30.06.2000 14:26 Jochen Kiefer > Atom-Ausstieg <
01.07.2000 18:27 Daniel Goldberg > Re: Atom-Ausstieg <
03.07.2000 07:59 Matthias Skaley > Installierte ist nicht erzeugte Leistung <
03.07.2000 12:49 Klaus Schramm > alle 19 AKW können ohne Ersatz abgeschaltet werden <
04.07.2000 09:20 Matthias Skaley > Noch einmal - Installierte ist nicht (!) erzeugte <
05.07.2000 04:12 Klaus Schramm > Ein Feuerwerk von Blendraketen <
06.07.2000 12:37 Matthias Skaley > Zum Abschluss der Diskussion noch einige ... <
06.07.2000 16:06 Klaus Schramm > diskutieren Sie doch endlich mal ! <

 

17.06.2000 16:24 Klaus Schramm >Ausstieg ? - Bestandsgarantie !<

Was bei diesem 'Konsens' herausgekommen ist, ist kein Ausstieg. Es ist eigentlich sogar noch schlimmer als eine Bestandsgarantie. Die deutschen AKW sind ursprünglich für eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt. Wenn sie nun durchschnittlich 32 Jahre lang laufen sollen, würde sich das Risiko potenzieren - vorausgesetzt, wir können nicht doch noch durch CASTOR-Blockaden und andere Aktionen einen Ausstieg in der Realität und nicht auf dem Papier erzwingen...

Das Material der Reaktor-Druckgefäße versprödet durch den Neutronenbeschuß immer mehr. Diese und viele andere Teile eines Reaktors können nicht ausgewechselt werden. Die "rot-grüne" Bundesregierung garantiert der Atom-Mafia, daß die Sicherheits-(?)-Bestimmungen nicht neueren oder bereits vorliegenden Erkenntnissen angepaßt und verschärft werden dürfen, solange der 'Konsens' gilt. Die CDU und Angelika Merkel, die ausgebildete Physikerin, stehen schon Gewehr bei Fuß zur Wachablösung, falls die Regierung doch noch ungehorsam werden sollte und der Atom-Mafia auch nur ein einziges AKW wegnehmen wollte. Am Beispiel Schweden sehen wir, was herauskommt, wenn die Bevölkerung den Versprechungen von Politikern vertraut: Trotz Volksabstimmung und dem Versprechen, sich an das Votum zum Atomausstieg zu halten ist nichts geschehen.

Der 'Konsens' ist weniger noch als das Versprechen in Schweden. Es wird zweimal nichts geschehen, wenn die AKW-Bewegung nicht wieder annähernd soviele Menschen auf die Beine bekommt, wie Anfang der 80er Jahre.

Manche wundern sich über die "Grünen". Diese Partei ist in den letzten 10 Jahren schleichend zur Kriegs- und Atom-Partei mutiert. Petra Kelly wird sich im Grabe umdrehen.

Klaus Schramm, Ettenheim

 

28.06.2000 11:40 Matthias Skaley > 32 Jahre sind keine 40 Jahre ! <

Sehr geehrter Herr Schramm,

ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten aber Sie argumentieren bewußt oder unbewußt falsch.

Die KKW in Deutschland wurden ursprünglich zeitlich unbefristet genehmigt (sind sie auch nach dem Konsens noch !) bei Annahme von 40 Jahren Laufzeit. Wie Sie auf 25 Jahre kommen sollten Sie hier einmal belegen. Grundlage für ursprünglich 40 Jahre Laufzeit sind Nachweise, daß die wichtigsten Komponenten diese Laufzeit halten ohne ausgetauscht zu werden.

Die wichtigste und im Prinzip einzigste Komponente die nur mit extremen Aufwand ausgetauscht werden könnte ist das Druckgefäß selber. Andere Großkomponenten wie Turbinen, Dampferzeugen, Kondensatoren und Pumpen wurden in verschiedensten KKW in aller Welt aus verschiedensten Gründen ausgetauscht. Auch Einbauten im Druckgefäß wurden schon getauscht.

Das Druckgefäß ist einer ständigen Neutronenversprödung ausgesetzt und wurde basierend auf mindestens 40 Jahren Betrieb ausgelegt. Mittlerweile haben sich die Beanspruchungen und Annahmen von damals radikal geändert. Das ganze hier physikalisch zu erläutern würde sicherlich zu weit führen, deshalb nur einige Anmerkungen. Die Berechnungen von damals wurden sehr konservativ geführt. Die heutigen Brennelemente und deren Anordnung im Druckgefäß sorgen für eine deutlich geringere Beanspruchung durch Neutronen als ursprünglich angenommen. Im Druckgefäß befinden sich Proben aus dem selben Material die regelmäßig ausgewertet werden um den tatsächlichen Zustand nachvollziehen zu können. Und ob sie es glauben oder nicht, in Bezug auf die Neutronenversprödung können Reaktordruckgefäße nach heutigem Wissen 80-120 Jahre (!) betrieben werden. Im übrigen verlängert man derzeit in den USA Betriebsgenehmigungen auf 60 Jahre.

Matthias Skaley

 

28.06.2000 14:28 K. Schramm > 'Annahme' waren 15 - 25 Jahre ! <

Sehr geehrter Herr Skaley !

Da Sie mich persönlich ansprechen, möchte ich noch einmal antworten.
Ich finde es ja sehr schön, daß sich nun auch ein offensichtlicher AKW-Befürworter hier zu Wort meldet - das gibt Gelegenheit, diese immer wieder fälschlich und von Betreiberseite wissenlich unwahren Behauptungen zu widerlegen:

1. Daß unbefristete Betriebsgenehmigungen erteilt wurden, besagt überhaupt nichts. Es geht hier in erster Linie um die Frage wie die Betriebsdauer der Reaktordruckgefäße von Experten der Betreiberseite ( ! ) aus technischer Sicht eingeschätzt wurde. Ich zitiere: "Noch vor zwei bis drei Jahren ging man davon aus, daß die Haltbarkeit der Reaktordruckbehälter für die Lebensdauer eines Kraftwerks von 30 Jahren kein Problem sei. (...) Heute scheinen den Experten Erkenntnisse zur Verfügung zu stehen, nach denen niemand mehr die Haltbarkeit der Reaktordruckbehälter auch nur für 15 Jahre zu garantieren vermag." ( 'Der Spiegel', Hamburg, Nr.11, S. 164, 7. März 1977)

2. Welche 'Annahmen' - insbesondere von politischer oder Betreiberseite - zur möglichen Betriebsdauer eines AKW in der Zeit der Atom-Euphorie angestellt wurden, ist dagegen eine andere Frage. Daß die Wunschvorstellungen der AKW-Betreiber über 40 Jahre zu 80 Jahren oder gar 120 Jahren gehen, wundert mich nicht...
Allerdings kann ich Ihnen auch in dieser Frage Belege bieten, der Ihnen nicht schmecken dürften:
Bis Mitte der 70-er Jahre wurde von Politikern noch angenommen, daß AKWs nach rund 30 Jahren stillgelegt werden müßten. In einem 'Zeit'-Interview sagte der damalige Forschungsminister Matthöfer 1977 jedoch, daß die Zeit "wegen der Versprödungsvorgänge, die ganz offensichtlich unterschätzt worden sind", viel kürzer sei. Das bedeute, daß nach Betriebszeiten von 15 bis 25 Jahren ein AKW stillgelegt werden müsse. ('Zeit', Nr. 3, S.10, 7.01.1977) Auch in der Bundestagsdrucksache 8/1997 (also noch zu Zeiten Kohls) wurden in der Spalte ' Jahr oder angenommener Zeitraum der Außerbetriebnahme' Jahreszahlen aufgelistet, die für die einzelnen AKW Betriebszeiten von 20 - 30 Jahren ergeben.

Sie forderten Belege, brachten aber selbst keine für Ihre Behauptungen an. Ich bin auf Ihre Antwort gespannt.

Klaus Schramm, Ettenheim

 

28.06.2000 15:45 Klaus Schramm > kleine Ergänzung <

Auch im 1970 mit erster Auflage erschienenen Buch 'Kernenergie' ist auf Seite 155 von einer Betriebszeit von 20 bis 30 Jahren die Rede. Die Autoren sind:
Dr. Ing Karl-Heinz Lindackers (TÜV Rheinland)
Dr. Ing. Jürgen Seetzen (Kernforschungszentrum Karlsruhe)
Dr. Hermann Krämer (Kernforschungsanlage Jülich)
Privatdozent Dr. Hans Kiefer (Kernforschungszentrum Karlsruhe)
Prof. Dr. med. Karl Aurand (Bundesgesundheitsamt Berlin)
Dr. med. Klaus Rüdiger Trott (Universität München, Gesellschaft für Strahlenforschung)
Prof. Dr. med. Otto Hug (Universität München, Gesellschaft für Strahlenforschung)
Die zitierte Betriebszeit steht im Teil des Buches, der vom erstgenannten Autor verantwortet wird.

Klaus Schramm, Ettenheim

 

29.06.2000 16:04 M. Skaley > Die Erde ist eine Scheibe und im Mittelpunkt des... <

Die Erde ist eine Scheibe und im Mittelpunkt des Universums!

Oder vielleicht doch nicht?

Sie Herr Schramm haben ein Problem mit Vergangenheit und Gegenwart, mit Tatsachen und Behauptungen, mit Wissenschaft und Ideologie.

1. Bücher die einmal 1970 erschienen sind und um 1968 geschrieben wurden, wurden mit dem damaligen Kenntnisstand geschrieben. Die Autoren konnten sich logischerweise nur auf damals bekanntes Wissen beziehen. Im übrigen bezieht sich die Einschätzung von 20-30 Jahren auf Seite 155 nicht auf die Neutronenversprödung der Druckbehälters.
2. Auch Ihnen dürfte bekannt sein warum der Diplom-Volkswirt Herr Matthöfer nach kurzer Zeit “strafversetzt” wurde. Ein Hauptgrund waren seine unbewiesenen uneinsichtigen Behauptungen in Richtung der Nutzung der Kernenergie die selbst unter den Mitarbeitern im Ministerium auf Unverständnis stieß und von Experten regelmäßig wiederlegt wurden. Zumal schon zum damaligen Zeitpunkt Analysen aus Obrigheim und Stade die Ergebnisse aus anderen Ländern mit anderen Werkstoffen und Reaktorkonzepten wiederlegten.
3. “...heute scheinen den Experten Erkenntnisse zur Verfügung zu stehen...” sagt schon sehr viel über die Qualität des Spiegelartikels von 1977 (!) aus. Erkenntnisse hat man oder man hat sie nicht, Experten kann man nennen oder nicht. Auf Grund der Äußerungen von Herrn Matthöfer sind zahlreiche Artikel in den Medien 1977 erschienen die den selben Inhalt hatten. Nur die tatsächlichen Beweise konnten damals nicht erbracht werden und können auch von Ihnen Herr Schramm nicht erbracht werden.
4. Bestandteil der Betriebsgenehmigungen eines jeden KKW in Deutschland sind Berechnungen die den Nachweis erbringen, dass der sichere Betrieb des KKW über 40 Jahre gewährleistet ist. Dies beinhaltet auch die Berechnung der Neutronenversprödung des Reaktordruckgefäßes. Darüber hinaus sind die Betreiber verpflichtet regelmäßig durch Gutachter Materialproben aus den Reaktor untersuchen zu lassen. Sofern Sie dies anzweifeln wenden Sie sich doch an das Landes-UM oder das BMU.
5. Entscheidend für die Versprödung durch Neutronen ist die “Menge” und “Energie” an Neutronen die auf die Reaktorwandung trifft. U.a. durch die Umstellung der ursprünglichen Beladeanordnung auf die “low leakage” Beladung wurde diese auftreffende Neutronenanzahl erheblich reduziert. Unter “low leakage” versteht man die Anordnung von bereits älteren abgebrannten Brennelementen an die Randpositionen des Reaktorkerns. Diese Brennelemente erzeugen auf Grund Ihres Abbrandes weniger Leistung und damit weniger Neutronen. Im übrigen wurde diese Beladung gewählt, um den Brennstoff besser auszunutzen zu können und damit geringere Brennstoffkosten zu haben. Die geringere Neutronenversprödung ist ein positiver Nebeneffekt und war nicht wie teilweise fälschlich von Greenpeace behauptet das auslösende Moment.
6. Die Hüllrohrmaterialien für die Brennelemente haben sich (wie allgemein die gesamte Werkstofftechnik) in den letzten 30 Jahren gewaltig geändert. U.a. durch den Einsatz von Brennelementen mit Stahlhüllrohren am Kernrand ergibt sich eine deutlich niedrigere Neutronenanzahl und damit wesentlich niedrigere Versprödung.
7. Die damaligen Berechnungen erfolgten logischerweise mit der vorhandenen Rechentechnik und konservativen Annahmen. Wie Sie sicherlich wissen sind heutige Workstations um einiges schneller als damalige Großrechner. Heute sind umfangreiche und wesentlich genauere dreidimensionale Berechnungen möglich. Durch die Auswertung von Materialproben ist ein ständiger Vergleich zwischen Berechnungen und Ist-Zustand möglich.
8. Die Erkenntnisstand über den Vorgang der Neutronenversprödung hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. U.a. wurde nachgewiesen, dass es durch Neutroneneinfluss auch zu Festigkeitserhöhungen kommt die dem Verspröden entgegenstehen.

Dies alles sind Erkenntnisse und Entwicklungen der letzten 30 Jahre, die weder 1970 noch 1977 bekannt waren. Ihre Argumentation mit einem Buch von 1970 und Zeitungsartikeln von 1977 ist doch mehr als dürftig. Entscheidend für die damaligen Planungen sind die Betriebsgenehmigungen die mit Nachweisen für 40 Jahre geführt, geprüft und erteilt wurden.

9. Ich habe nicht behauptet die Betreiber wollen 80 oder 120 Jahre ihre Reaktoren betreiben. Sondern die von Ihnen genannte Neutronenversprödung des Reaktordruckgefäßes als “Abschaltkriterium” ist schlicht und einfach falsch, da diese wesentlich geringer als ursprünglich angenommen ist.
10. Nennen Sie doch mal den tatsächlichen Inhalt mit Ersteller der Drucksache 8/1997 und verbreiten keine falschen Behauptungen nach dem Motto die Kohl-Regierung wollte die AKW nach einer Gesamtlaufzeit (!) von 20-30 Jahren stilllegen. Dies ist eine Lüge!

Im übrigen gib es (in ersten Linie zum KKW Obrigheim) zahlreiche Veröffentlichungen (auch neueren Datums) von Greenpeace bzw. von Greenpeace unterstützten Autoren die mit unwissenschaftlichen unwahren Behauptungen die Sprödbruchsicherheit bestreiten. Es ist nur verwunderlich das ausgerechnet immer Autoren die nicht als unabhängiger Gutachter Bestrahlungsproben und Berechnungen auswerten diese Behauptungen aufstellen, zum Teil ist nicht einmal der einfachste Ansatz von Sachverstand erkennbar.

Nicht ganz ernst gemeint aber mal zum Nachdenken die Feststellung, dass Obrigheim mit 32 Jahren Betriebzeit den ständig von Atomkraftgegnern vorhergesagten Sprödbruch nach spätestens 15 Jahren noch immer nicht hat (und in den nächsten 10 Jahren auch nicht bekommen wird).

Matthias Skaley

 

29.06.2000 18:09 K. Schramm > Purer Wortschwall - keine Belege ! <

Sehr geehrter Herr Skaley !

Ihr letztes e-mail in 10 Punkten ist purer Wortschwall, mit dem Sie zu verdecken suchen, daß Sie keinerlei Belege beibringen können.
Sie kritisieren an meinen Belegen, daß sie aus den 70er Jahren stammen. Meine Behauptung bezog sich auf diese Zeit ! Zur Erinnerung: Sie griffen meine Behauptung an, die deutschen AKW seien ursprünglich für eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt. Und das jüngste deutsche AKW wurde 1989 in Betrieb genommen.
Wenn Sie sich mal die Informationen besorgen würden, welch ein Pfusch beim Bau der Reaktordruckbehälter getrieben wurde (Risse im Stahl, Risse in den Schweißnähten, bei der Überprüfung von Schweißnähten verschwanden ganze Serien von Röntgenaufnahmen,...) und wie versprödet das Material tatsächlich schon nach 20 Jahren ist, würden Sie nicht so leichtfertig daherschwadronieren, ein Bruch sei auch in den nächsten 10 Jahren auszuschließen. Die Gefahr besteht doch in erster Linie darin, daß das versprödete Material den Temperaturschock bei einer Notkühlung nicht standhält.
Sie verweisen auf die neuen Berechnungsmethoden - wie der 'Spiegel' in Ausgabe 49 vom 5.12.1994 (!) veröffentlichte, wurden die Ereignisabläufe bei der Notkühlung falsch berechnet ! Ob mit Workstations oder ob mit modernsten Parallelrechnern spielt dabei keine Rolle, wenn die Eingaben und die Modellierung nicht korrekt sind. Erschreckendes Beispiel sind die jüngsten Fehlberechnungen der NASA-Mathematiker; Fehlberechnungen, die in dieser Form den Mathematikergenerationen, die noch bei den Mondlandeprojekten beteiligt waren und später massenhaft entlassen worden sind, auch auf ihren alten Rechnern nicht passiert wären.

Wenn Sie keine Belege für Ihre Behauptungen beibringen können, sollten Sie lieber still bleiben.

Klaus Schramm, Ettenheim

 

29.06.2000 23:15 Matthias Skaley > Belege anstatt Ihrer Ideologie ! <

Sie verhalten sich wie alle bekennenden Atomkraftgegner, fehlen die Argumente wird man unsachlich und ausfallend. Man zitiert Zeitungsartikel die ohne jegliche Expertenkenntnis erstellt und veröffentlich werden und oftmals Gegendarstellungen einige Ausgaben später zur Folge haben.
Ich werde mich deshalb zum letzten Male zum Thema äußern.
Die gültigen Betriebsgenehmigungen sind (noch) nicht im Internet veröffentlicht und auch nicht als nicht im Buchhandel erhältlich. Sie können sich aber jeder Zeit ans Landes-UVM oder BMU wenden. Tun Sie das, bevor Sie lügen!
Am besten lesen Sie einmal die Veröffentlichungen des Öko-Institutes, welches bekanntenmaßen ein Kernkraftgegner ist. Sie wollten Belege hier sind sie:
Beurteilung der Nachweisunterlagen der KWO GmbH zur Erfüllung der Auflagen 15.1 bis 15.4 der abschließenden Teilgenehmigung für den Betrieb des KKW Obrigheim vom 27.1992;
Hahn, L., Meyer, N., Müller, K., Rieck, D., Wimmer, J.; November 1994 bis April 1996 (betrifft Sprödbruchsicherheit, low leakage, Stahldummys)

Beurteilung der von der KWO GmbH zusätzlich vorgelegten Nachweisunterlagen zum Sprödbruchsicherheitsnachweis für den Reaktordruckbehälter des KKW Obrigheim;
Hahn, L., Müller, K., Rieck, D.; Dezember 1995

Probleme bei der Verlängerung der Betriebsdauer von Kernkraftwerken,
Küppers, C., Mohr, S.; Dezember 1995 (ursprünglich geplante Laufzeit und Sprödbruchsicherheit)

Gutachten über die Sicherheit der im Hamburger Umland gelegenen Kernkraftwerke Brokdorf,Brunsbüttel, Krümmel und Stade;
Hahn, L., Fischer, B., Lang, J., Sailer, M.; Teil 1: Juli 1987, Teil 2: April 1988 (ursprünglich geplante Laufzeit und Sprödbruchsicherheit)
Risikountersuchungen zu Leichtwasserreaktoren - Analytische Weiterentwicklung zur "Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke";
Hahn, L., Sailer, M. et al.; 1983 (ursprünglich geplante Laufzeit und Sprödbruchsicherheit)

Ich habe ganz bewußt diese Veröffentlichungen von Kernkraftgegenern genannt, da zahlreiche Veröffentlichungen von Siemens, KFK oder Jülich ja sowieso von Ihnen nicht akzeptiert werden.
Alle (!) damaligen Annahmen auch zur Notkühlung unterscheiden sich zu heute auf Grund des gewachsenen Wissens. Nur zeigen neue realistische Berechnungen, dass die tatsächlichen Abläufe wesentlich geringere (!) Auswirkungen haben als ursprünglich angenommen.
Im übrigen warte ich noch auf eine Stellungnahme zu Ihrer Lüge zur genannten Drucksache!

Matthias Skaley

 

30.06.2000 00:20 K. Schramm > Ich warte auf Ihre Belege <

Mein lieber Herr Skaley !

Mit diesem Geschreibsel können Sie doch höchsten die Allerdümmsten bluffen !
Wenn Sie behaupten, daß der Spiegel in dem von mir zitierten Artikel falsche Darstellungen enthielt und (oftmals ?) Gegendarstellungen hätte einstecken müssen, dann belegen Sie doch Ihre Behauptung: In welcher der Folgenummern des Spiegel ist denn die Gegendarstellung zum Artikel in Ausgabe 49 vom 5.12.1994 ?
Leeres Geschwätz ! Der 'Spiegel' ist bekannt für saubere Recherche und wenn vom genannten Artikel auch nur ein i-Tüpfelchen widerlegt hätte werden können, hätten die AKW-Betreiber dies umgehend per Gegendarstellung durchgesetzt.
Sie hatten behauptet, die deutschen AKW seien von Anfang an nicht für 25 Jahre - wie ich schrieb - sondern für 40 Jahre Laufzeit konzipiert worden. Dafür forderte ich von Ihnen Belege ein. Ich muß nur auf's Veröffentlichungsdatum der von Ihnen aufgeführten Schriftstücke schauen (zwischen 1983 und 1992 ), um zu erkennen, daß sie in dieser Frage nichts besagen können.

Sie bezichtigen mich der Lüge - Sie sind unsachlich und können mangels Argumenten nur noch blind um sich schlagen !
Schon in Ihrem vorletzten e-mail zeterten Sie "Lüge" - dabei hatten Sie nur "Drucksache" gelesen, statt "Bundestagsdrucksache" und nach dem Ersteller gefragt... Deshalb bin ich darauf nicht eingegangen !

Machen Sie sich nur weiter lächerlich !

Mit freundlichen und belustigten Grüßen
Klaus Schramm

 

30.06.2000 11:45 Matthias Skaley > DER SPIEGEL 43/1999 <

Ist das Atomkraftwerk Obrigheim ein Schwarzbau?

...Der gewaltige, fast zehn Meter hohe Kessel musste extremen Anforderungen genügen. 40 Jahre lang sollte er dem unter hohem Druck stehenden, 345 Grad heißen Kühlwasser standhalten sowie der aggressiven Neutronenstrahlung aus dem Spaltprozess in den Uranbrennstäben widerstehen...

Klaus Schramm : " ...Der 'Spiegel' ist bekannt für saubere Recherche... "

Da Sie Ihre Lügen nicht eingestehen und Belege nicht akzeptieren verabschiede ich mich nun wirklich endgültig aus der Diskussion mit Ihnen. Wie ich sehe gibt es ja bereits einen neuen interessanten Wortbeitrag der Ihre Aufmekrsamkeit erregen wird.

Matthias Skaley

 

Hierauf hielt ich eine Antwort nicht mehr für nötig...
An einer anderen Stelle des Diskussions-Forums tauchte Matthias Skaley dann wieder auf:

 

30.06.2000 14:26 Jochen Kiefer > Atom-Ausstieg <

Deutschland ist ein Gigant in Sachen Energieverbrauch. Die Maschienen und Fertigungsstrassen müssen laufen, die hohe Nachfrage nach deutschen Exportgütern in aller Welt muss bedient werden, schließlich ist der Export das Standbein der deutschen Industrie. Auch privat brauchen wir viel Strom, der hohe Lebensstandard ist stromintensiv und keiner kann wirklich von der Bevölkerung verlangen, auf den hart erarbeiteten Standard zu verzichten.
Fakt ist: wir brauchen viel Strom.
Fakt ist auch: der Ausstieg soll, vorangetrieben von den Grünen, so schnell wie möglich erfolgen.
Aber wo bitte sind die Alternativen? In der ganzen Diskussion gibt es meiner Meinung nach (bisher ) keinen Ansatz, wie der Strombedarf ohne Atomkraft gedeckt werden soll. Sind die regenerativen Enrgien schon so weit entwickelt, dass sie die Leistung eines AKW erbringen können?
Es fehlt an Vorschlägen und schlüssigen Konzepten, wie nach einer Abschaltung die Stromerzeugung und - versorgung in Deutschland aussehen soll. Man macht hier nämlich den zweiten Schritt vor dem ersten: die ganze Diskussion dürfte eigentlich erst dann stattfinden, wenn die Fragen, wie die Arbeitsplätze erhalten werden können, wie die Weiterentwicklung in Sachen regenerativer Energien drastisch beschleunigt werden kann, welche umweltverträglichen Alternativen es überhaupt gibt und in Frage kommen und ob es vielleicht nicht doch am besten wäre, in Sachen Energie vom Ausland unabhängig zu bleiben. So ehrlich muss man sein: die Standards deutscher AKW´s sind im weltweiten Vergleich an der Spitze. Wir haben die Mittel und das know-how, diese hohen Sicherheitsstandards zu gewährleisten und auch weiter auszubauen. Laufen wir nicht Gefahr, dass Länder, die diese Mittel, Möglichkeiten und Standards nicht haben, die schnelle Mark ( Euro ) erhoffen und " schnell " ein AKW bauen mit der Absicht, Deutschland mit Strom zu beliefern?
Europa wächst zusammen, an eine europäische Lösung in Sachen Atomausstieg ist aber auch in ferner Zukunft nicht zu denken. Nämlich welche Aussicht für ausländische Stromproduzenten wäre verlockender, als die, den deutschen Strommarkt zu beliefern ? Viele AKW-Betreiber im Ausland reiben sich schon heute die Hände, wenn sie an den Tag denken, an dem ein grossteil des Stromes nach Deutschland geliefert wird, weil sich "schlaue" Menschen nämlich über den Atomausstieg geeinigt habe, in ihrer ganzen Euphorie aber vergessen haben, sich Gedanken über die Alternativen zu machen.

 

01.07.2000 18:27 Daniel Goldberg > Re: Atom-Ausstieg <

Momentan wird aus Windenergie etwa 4800 MW Strom hergestellt. dies Entspricht der Leistung von 3 - 4 AKWs. Daher ist es meiner Meinung nach kein Problem, durch den weitern Ausbau den Atomstrom bis in 20 jahren völlig durch reg. Energien zu erstzen. dies wird auch besoners durch das eeg (Erneuerbare Energien Gesetz) gefördert.

 

03.07.2000 07:59 Matthias Skaley > Installierte ist nicht erzeugte Leistung <

Die Installierte Leistung beträgt wie Sie richtig sagten ca. 4800 MW. Da aber der Wind nicht immer weht bzw. unterschiedlich stark weht, ist die erzeugte Leistung deutlich geringer! Bei guten Standorten rechnet man mit den Faktor 3-4. D.h. theoretisch reichen die 4800 MW installierte Leistung um ein KKW mit 1400 MW zu ersetzen, theoretisch.
Denn was machen wir denn, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Das Speichern von Energie ist nunmal ein Problem und den regenerativen Energien müssen immer noch ständig verfügbare Kraftwerkskapazitäten gegenüberstehen. Damit kann man letztendlich keine "herkömmlichen" Kraftwerke ersetzen. Man kann und sollte die regenerativen Energien als Ergänzung zum Energiemix sehen.

Matthias Skaley

 

03.07.2000 12:49 Klaus Schramm > alle 19 AKW können ohne Ersatz abgeschaltet werden <

Sehr geehrter Herr Skaley !

Nachdem Sie in der Diskussion über die ursprünglich konzipierten Laufzeiten für AKW den Kürzeren gezogen hatten und keine Belege vorweisen konnten (Spiegel 43 / 1999 als Gegendarstellung für den von mir zitierten Artikel aus Spiegel 49 von 1994 hinstellen zu wollen, war ja nur noch lächerlich), versuchen Sie nun hier, mit scheinbarer Sachkenntnis Verwirrung zu verbreiten.
Tatsache ist, daß wir in Deutschland derart gigantische Überkapazitäten haben, daß wir sämtliche 19 AKW von heute auf morgen abschalten könnten, ohne Versorgungsengpässe befürchten zu müssen. Die Frage, welchen Anteil Windkraftwerke heute oder morgen übernehmen könnten, ist also in Hinblick auf einen Ausstieg aus der Atomkraft irrelevant. Der Anteil der Windkraft ist allerdings im Hinblick auf den Ersatz der bestehenden Kohle-, Öl- und anderer konventioneller Kraftwerke aus ökologischer Sicht durchaus sehr wichtig.

Tatsache ist, daß in Deutschland rund 111 Gigawatt Kraftwerksleistung zur Verfügung stehen. Am Tag mit dem höchsten Stromverbrauch 1997 wurden davon jedoch nur 73 Gigawatt in Anspruch genommen. Die Leistung aller AKW betrug bisher jedoch maximal 23 Gigawatt. Somit gab es selbst am Höchstlasttag auch ohne AKW noch eine Reserve von 15 Gigawatt !

Ich bin gespannt, mit welchen Nebelkerzen Sie diesmal wieder versuchen werden, die Tatsachen zu verschleiern...

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Schramm

 

04.07.2000 09:20 Matthias Skaley > Noch einmal - Installierte ist nicht (!) erzeugte <

Noch einmal - Installierte ist nicht (!) erzeugte Leistung

“Alle 19 AKW können ohne Ersatz abgeschaltet werden” ist eine typische Argumentation von Ideologen die vom technisch-wissenschaftlichen Hintergrund nur einen beschränkten bzw. gar keinen Sachverstand haben.
Ein Kernkraftwerk wird als Grundlastkraftwerk durchschnittlich 95% des Jahres mit großteils 100% seiner installierten Leistung eingesetzt. Damit beträgt die erzeugte Leistung eines KKW etwa 95% der installierten Leistung. Eine Windkraftanlage erzeugt auf Grund der wechselnden Windgeschwindigkeiten durchschnittlich ca. 25-30 %, eine Solarkraftanlage durch wechselnde Sonneneinstrahlung nur ca. 10-12 % seiner installierten Leistung (ideale Standortverhältnisse vorausgesetzt !). Pumpspeicherwerke können gar nur wenige Minuten ihre installierte Leistung abgeben.

Darüber hinaus ersparen uns die KKW in Deutschland im Vergleich zum restlichen Energiemix jährlich 160-170 Mio. Tonnen CO2 (Stand 1998/99) oder besser gesagt ca. 2 Tonnen CO2 je Einwohner pro Jahr! Dies ist u.a. ein Grund, warum die Kernenergie in den USA zur Zeit ein Comeback erlebt und die Aktien der Betreiber in die Höhe schießen (Literaturangabe am Ende des Beitrags).
Beiliegend zwei Veröffentlichungen des Institut der deutschen Wirtschaft Köln die auf www.iwkoeln.de nachgelesen werden können.
IWD (Institut der deutschen Wirtschaft Köln), Ausgabe Nr. 52, Jg. 24, 23. Dezember 1998

Keine bezahlbare Alternative
Für die Stromerzeugung stehen in Deutschland rund 1.000 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 100.000 Megawatt zur Verfügung - theoretisch. Denn auch Turbinen brauchen Wartung. De facto können die Stromerzeuger im Schnitt nur auf 80.000 Megawatt zugreifen. An harten Wintertagen kann es da schon einmal eng werden. Dann sind die tatsächlich verfügbaren Kapazitäten zu 90 Prozent ausgelastet. Jede dritte 1997 erzeugte Kilowattstunde kam aus einem der 19 deutschen Kernkraftwerke. Würden sie vom Netz genommen, wie es politisch diskutiert wird, müssten rasch Alternativen her - denn mit den Restkapazitäten könnten die Ausfälle nicht mehr aufgefangen werden. Außerdem sind Kernkraftwerke die Arbeitstiere der Stromproduzenten. Wie andere Grundlastkraftwerke auch zeichnen sie sich durch besonders niedrige Brennstoffkosten aus: Uran, Braunkohle und Wasser sind nämlich relativ preiswert.
IWD, Ausgabe Nr. 36, Jg. 24, 3. September 1998

Kernenergie-Ausstieg - Ein Spiel mit hohem Risiko
Der von zahlreichen Politikern geforderte Verzicht auf Kernenergie nutzt weder der Umwelt, noch macht er die Energieversorgung risikoärmer. Herkömmliche Kraftwerke würden, wenn sie den Part der Kernenergie übernehmen, 50 Prozent mehr vom Treibhausgas CO2 ausstoßen. Außerdem wächst die Gefahr eines Blackouts.
Seit 1992 ist die Kernenergie hierzulande das Standbein der Elektrizitätsversorgung. Die 19 deutschen Atommeiler produzierten 1997 rund 170 Milliarden Kilowattstunden - mehr als jemals zuvor. Folge: Inzwischen kommt in deutschen Wohnzimmern jede dritte Kilowattstunde aus Kernkraftwerken. Vor allem drei Gründe sprechen dafür, auch künftig daran nicht zu rütteln:
Technische Zuverlässigkeit:
Der hohe Standard der deutschen Kernkraftwerke sowie das hochqualifizierte Betriebspersonal sichern einen störungsfreien Betrieb. So ist die Zahl der meldepflichtigen Ereignisse in deutschen Kernkraftwerken in den letzten zehn Jahren auf die Hälfte zurückgegangen.
Umweltschutz:
Wer etwas gegen den Treibhauseffekt unternehmen will, kommt an der Kernenergie nicht vorbei: Durch den Betrieb der Kernkraftwerke konnten 1997 in Deutschland rund 150 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Auf der anderen Seite gehen von den Kraftwerken weniger Gefahren aus, als gemeinhin angenommen: Die Strahlenbelastungen lagen in den letzten zehn Jahren selbst in unmittelbarer Nachbarschaft meist deutlich unter 0,01 Millisievert (mSv) pro Jahr. Das ist weniger als ein Dreißigstel des strengen Jahresgrenzwertes von 0,3 mSv im Jahr.
Wirtschaftlichkeit:
Deutschland verfügt neben der Braunkohle über keine preiswerten Energieträger. Trotz hoher Investitionen für die Anlagetechnik sowie für die Entsorgung ist der in Kernkraftwerken erzeugte Strom vergleichsweise kostengünstig - wegen der niedrigen Brennstoffkosten. Kernenergie ist gegenüber Strom aus heimischer Kohle um 3 bis 5 Pfennig je Kilowattstunde billiger. Beim Ausstieg aus der Kernenergie wäre auch ein Systemausfall nicht mehr auszuschließen: Denn fallen die Kernkraftwerke als Arbeitspferde weg, müssen für die Grundversorgung die Mittel- und Spitzenlastkraftwerke herangezogen werden, die dann zum Ausgleich von Verbrauchsschwankungen nicht mehr zur Verfügung stehen.
Wie schnell die deutsche Stromwirtschaft an ihre Kapazitätsgrenze gelangt, zeigt sich, wenn die Bürger bei eisigen Temperaturen zusätzlich ihre Heizöfchen anwerfen. Im milden Winter 1997/98 lag der Auslastungsgrad an einem frostigen Tag schon bei 84 Prozent. In einem strengen Winter sind dann die Reserven schnell aufgebraucht.
Eine Alternative wären Stromimporte. Doch in den Augen der Kernenergiegegner würde damit der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Denn im europäischen Binnenmarkt kann nicht verhindert werden, dass französischer oder auch osteuropäischer Atomstrom nach Deutschland importiert wird.
Eine weitere Konsequenz bei einem Ausstieg wäre der Verlust von 38.000 hochqualifizierten Arbeitsplätzen in der Kerntechnik. Ökonomisch nachteilig wirkt sich schließlich auch der Wegfall des kostengünstigen Kernenergiestroms aus. Schon heute hat die deutsche Industrie europaweit die zweithöchsten Stromkosten zu verkraften

Wer sich für die technisch-wissenschaftlichen Hintergründe interessiert seien u.a. nachfolgende Veröffentlichungen empfohlen:
Das gestörte Verhältnis zur Zahl - Umweltschutz, Energiedichte, Stoffströme
Ein Vergleich der verschiedenen Energiesysteme, Autorenkreis Sachdialog Naturwissenschaft und Medien e.V., Studien-Verlag Wünschmann, 1998
Die Illusion der regenerierbaren Energiequellen
aus: Rüdiger Proske, Das Ende der Politik, Auf der Suche nach der Welt von morgen, Ullstein, 1992
Möglichkeiten und Grenzen alternativer Energieerzeugung
Professor Dr. Dr.h.c. Hans Mohr, Ordinarius für Biologie/Botanik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Energie für Deutschland
Deutsches nationales Komitee des Weltenergierates, Düsseldorf 1998
Die wirtschaftliche Bedeutung des Betriebs der bestehenden Kernkraftwerke
Ergebnisse einer Erhebung der Kerntechnischen Gesellschaft e.V., Fachgruppe Betrieb, Stand: Mai 1996
Comeback der Kernenergie (USA) - Laufzeiten der Kernkraftwerke zukünftig 60 Jahre
Siemens-Standpunkte, August 1999

Matthias Skaley

 

05.07.2000 04:12 Klaus Schramm > Ein Feuerwerk von Blendraketen <

Sehr geehrter Herr Skaley !

Alle Achtung ! Ich habe Sie unterschätzt. Statt einiger Nebelkerzen, die ich ja erwartete, haben Sie geradezu ein Feuerwerk an Blendraketen abgeschossen.
Diesmal haben Sie es mir nicht so einfach gemacht, Sie zu widerlegen, da Sie einerseits - in der Frage, ob die deutschen AKW sofort und ersatzlos abgeschaltet werden können - etliche Argumente vermischen und andererseits eine ganze Reihe anderer Argumente auf's Tapet bringen, die zwar mit der ursprünglichen Frage nicht direkt zusammenhängen, auf die ich aber eingehen muß, um Ihre Falsch- und Teilinformationen klarzustellen.

Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als eine Gradwanderung zu versuchen, um einerseits die Sachverhalte so einfach darzustellen, daß sie auch Laien verständlich sind und nicht Gefahr zu laufen, daß die durchschnittlichen Leserinnen oder Leser sich mit Grausen abwenden und meinen, hier diskutierten die Experten, deren Argumente für Normalsterbliche nicht mehr nachvollziehbar seien, alles nur noch eine Frage des Glaubens und eine objektive Wahrheit gar nicht mehr vorhanden sei - andererseits dem Vorwurf zu entgehen, meine Argumente seien nicht wissenschaftlich fundiert, was ich allerdings sowieso erwarte...

1. Zur Frage: Können die 19 deutschen AKW sofort und ersatzlos abgeschaltet werden ?
Hier geht es um mehrere Aspekte, die Sie gründlich durcheinandergemischt haben (Entweder Sie können nicht systematisch denken, was ich mal nicht annehmen will, oder es ist Absicht.) :

a) der Aspekt der Versorgungssicherheit:
Im zweiten Abschnitt Ihres letzten Beitrags bestätigen Sie die von mir genannte Angabe von 111 Gigawatt Gesamtkapazität (Kraftwerksleistung). Sie schreiben zwar 100.000 Megawatt ( also 100 Gigawatt ), aber um dieses eine Gigawatt will ich mich nicht mit Ihnen streiten. Die Zahlen liegen auch von Seiten der VDEW (Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke) vor, so daß sie allgemein zugänglich sind. Nun schreiben Sie, die Stromerzeuger könnten im Schnitt nur auf 80 Gigawatt zugreifen, denn "Turbinen brauchen Wartung"... Sie wissen genau so gut wie ich, daß wir ein gut ausgebautes europäisches Stromverbundnetz haben, so daß Ausfälle oder Stillstandzeiten problemlos aufgefangen werden können - ich unterstelle jedenfalls mal, daß Sie die von Ihnen so reichlich aufgelistete Literatur auch gelesen haben.
Wenn Sie also schreiben, "An harten Wintertagen kann es da schon einmal eng werden. Dann sind die tatsächlich verfügbaren Kapazitäten zu 90 Prozent ausgelastet." kann ich das nur als Märchenstunde werten - das Wörtchen "tatsächlich" ist pure Augenauswischerei und die genannten 90 Prozent beruhen auf Rechenkunststückchen, die die permanent im europäischen Verbund über nationale Grenzen hinweg ausgetauschten Strommengen schlicht ignorieren.
Nun würden Sie sicher antworten: Aber die Überkapazitäten der französischen Seite wollt ihr AKW- Gegner doch nicht in Anspruch nehmen, da sie überwiegend aus AKW stammen. Dazu nur ein Beispiel: Yello - der Billigstromanbieter unter den Rockschößen von EnBW, kauft (über EnBW) Wasserkraft-Strom aus Norwegen und verkauft aber dafür die gleiche Menge Atomstrom, um durch diesen Trick einen höheren Anteil an Wasserkraft-Strom vortäuschen zu können. Yello liefert also tatsächlich (da es bei Stromlieferungen nur auf die Gesamtbilanz ankomt) genau denselben Mix wie die Konzernmutter EnBW mit einem Atomstromanteil von 52 Prozent.
Es kommt also wirklich darauf an, europaweit sämtliche AKW stillzulegen - nicht nur in Deutschland !

b) der Aspekt der Verfügbarkeit:
Klar ist selbstverständlich, daß eine einzelne Windkraftanlage keine mit einem Grundlastkraftwerk vergleichbare Verfügbarkeit erreichen kann. Wenn Sie allerdings Atomkraftwerke mit Windkraftwerken vergleichen und damit suggerieren, ernsthafte AKW-Gegner wollten diese durch jene ersetzen, bauen Sie einen Popanz auf, den Sie dann mühelos widerlegen können. In meinen Ausführungen ist davon nicht die Rede.
Trotzdem sind auch hier Ihre Argumente im Einzelnen nicht haltbar:
Sie behaupten, ein AKW liefe "durchschnittlich 95 Prozent des Jahres mit großteils 100 Prozent seiner installierten Leistung".
Rechnen wir mal nach. Die Betriebsdauer der 19 heute in Betrieb befindlichen deutschen AKW beträgt seit deren jeweiliger Inbetriebnahme bis 1998 insgesamt 335 Jahre. Bekanntlich hat das Jahr 8.760 Stunden und so ergeben sich insgesamt 2.934.600 Betriebsstunden. Setzen wir nun das durchschnittliche AKW ein (23 Gigawatt bei 19 AKW) hätten bei 100 Prozentiger Verfügbarkeit 3.552.410 Gigawattstunden - also rund 3.552,4 Terawattstunden - produziert werden können.
Laut Deutschem Atomforum sind jedoch in Deutschland bis 1998 insgesamt lediglich 2.771 TWh aus Uran und Plutonium gewonnen worden. Daraus ergibt sich eine Verfügbarkeit von rund 78 Prozent.
Die tatsächliche Verfügbarkeit ist noch viel schlechter, da hier zur Vereinfachung die bereits abgeschalteten 10 AKW nicht mitberechnet wurden, diese aber die Summe der berechneten Betriebsstunden noch erheblich verlängert hätten.
Und kommen Sie mir nicht mit dem Argument, das AKW Mülheim-Kärlich (eines der 10) habe schließlich nie Strom poduzieren dürfen! Das hatte seinen Grund in der gerichtlich festgestellten Erdbebenunsicherheit. Umgekehrt könnte ich mir lebhaft Ihre Häme vorstellen, wenn irgendwo ein Windkraftwerk gebaut worden wäre, wo niemals der Wind weht.
Wir dürfen gespannt sein, mit welchen Rechentricks eine 95 prozentige Verfügbarkeit berechnet wurde. Auf welche Literaturangabe haben Sie sich denn hierbei gestützt ?
Allein wegen Rissen in sicherheitsrelevanten Rohrleitungen mußte das AKW Brunsbüttel fast zwei Jahre vom Netz gehen, das AKW Krümmel fast ein Jahr und einer der Blöcke des Isar-AKW einige Monate.
Vermutlich wurden solche Stillstandszeiten bei der 'Berechnung' der 95 Prozent nicht berücksichtigt...

c) der Aspekt der Ausfallsicherheit:
In dieser Hinsicht sind AKW und Windkraftanlagen durchaus vergleichbar und die Windkraft insgesamt schneidet hierbei sogar besser ab. In Ihrer Argumentation wird suggeriert, daß möglicherweise eines Tages im gesamten Gebiet Deutschlands gleichzeitig Flaute herrschen könnte. Tatsache ist jedoch, daß bei dezentralen kleinen Anlagen die Gesamt- Ausfallwahrscheinlichkeit minimiert wird. Gehen wir als Rechenbeispiel mal von 4000 Windkraftanlagen in verschiedenen Regionen mit jeweils 1 MW Leistung und (Ihnen zuliebe) nur 30 Prozent Verfügbarkeit aus. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß überall zugleich Flaute herrscht, 0,3 hoch 4000, also praktisch gleich Null. (0,3 hoch 100 ist bereit 5 mal 10 hoch minus 53 !) Vergleichen wir dies mit 2 AKW mit (meinetwegen) 95 prozentiger Verfügbarkeit. Dann ist die Gesamtausfallwahrscheinlichkeit immer noch 0,05 hoch 2 - also 2,5 Promille ! Dies sind (zugegeben !) Rechenspielchen - aber immer noch näher an der Realität als diese ominösen 95 Prozent Verfügbarkeit oder die - bestenfalls als Faustregel zu würdigende - Zahlenangabe eines Faktors 3 - 4 ("Bei guten Standorten rechnet man mit den Faktor 3-4."), um blödsinnigerweise Widkraftwerke in AKW umzurechnen ! Sie belegen jedenfalls den Vorsprung den dezentrale kleine Anlagen in Hinblick auf die Versorgungssicherheit bieten.
Wirklich interessant wäre eigentlich erst die Frage, wieviele AKW bei einer vorgegebenen Gesamtleistung und (!) Verfügbarkeit vorhanden sein müßten und entsprechend die Anzahl von Windkraftanlagen. Diese Berechnungen könnten aufgrund der inzwischen verfügbaren realen Daten durchgeführt werden und wären dann auch aussagekräftig...

Zum nächsten Argument, das munter in die erste Fragestellung hineingemischt war:
Die Frage der CO2-Freiheit
Sie behaupten (in diesem Falle wiederum ohne Beleg), die deutschen AKW ersparten uns im Vergleich zum restlichen Energiemix jährlich 160- 170 Mio. Tonnen CO2. Einmal davon abgesehen, um welchen Preis (siehe weiter unten die Punkte 1. und 2.) dieser Klimaschutz erkauft würde - auch diese Zahlen sind schlichtweg falsch.
Atomstrom hat höhere CO2-Emissionen als ökologische Alternativen !
Atomenergie samt ihrer Brennstoffversorgung ist nicht CO2-frei, sondern weist zahlreichen unabhängigen Studien zufolge 30 bis 100 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde Atomstrom auf. Dies sind höhere CO2-Freisetzungen als bei effizienten Erdgas-Blockheizkraftwerken. Die ökologischen Alternativen wie Energiesparen einschließlich Stromeinsparung, Wind-, Wasserkraft und Strom aus Biogas sind auch beim CO2-Ausstoß deutlich besser als Atomenergie. Die Behauptung der AKW-Betreiber, 1 Kilowattstunde Atomstrom erspare 1 Kilogramm CO2 (auf der Ihre Behauptung basiert), beruht auf dem Vergleich mit ineffizienten Kohlekraftwerken. Schon beim Vergleich mit Steinkohleheizkraftwerken sinkt dieser Betrag auf die Hälfte, beim Vergleich mit modernen Erdgas-GuD-Heizkraftwerken auf ein Vierzehntel.
Selbst ein weltweiter Ausbau der Atomenergie bis 2025 auf das Fünfzehnfache würde den CO2-Ausstoß beim erwarteten wachsenden Weltenergieverbrauch nicht vermindern. Ein solcher Ausbau auf über 5000 AKW ist überdies technisch und personell bei weitem nicht möglich und sowohl finanziell als auch unter den Aspekten der Kontrolle und des Umweltschutzes völlig absurd. Die Entscheidung für Atomenergie als "Lösung" würde bedeuten: mehr atomares Risiko, mehr radioaktive Verseuchung, mehr Atommüll und (!) mehr Klimarisiken und Treibhauseffekt.
Anfang 1994 waren weltweit 422 AKW mit einer Gesamtleistung von 356.000 Megawatt (mehr oder weniger) in Betrieb. Sie tragen - seit mehreren Jahren stagnierend - knapp 17 Prozent zur Stromerzeugung bei, aber kaum mehr als 2 Prozent zur Endenergie, d.h. der an den Endverbraucher insgesamt verkauften Energie (Bericht der Enquetekommission 'Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre', Deutscher Bundestag, Drucksache 11/8030).
Atomenergiebefürworter wie der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation IAEO, H. Blix, behaupten, daß die Atomstromproduktion weltweit jährlich 1,6 Milliarden Tonne CO2-Freisetzung vermeide (Atomwirtschaft Hefte 8/9, 1989, S. 377). Das wären rund 7 Prozent im Vergleich zur CO2-Freisetzung aus fossilen Brennstoffen bzw. 3 Prozent der menschengemachten treibhauswirksamen Emissionen. Und Vertreter der deutschen Atomlobby behaupteten wiederholt, die deutsche Atomenergienutzung spare bei rund 150 Milliarden Kilowattstunden Atomstromerzeugung jährlich bis zu rund 150 Millionen Tonnen an CO2-Ausstoß (, was Sie großzügigerweise auf 160 - 170 Millionen Tonnen erhöhten) Zum Vergleich: Der energiebedingte CO2-Ausstoß beträgt in Deutschland rund 900 Mio. t jährlich.
Wie entsteht CO2 bei der Atomenergienutzung ? Entscheidend ist hierbei, was beim Bau und Betrieb der Anlagen einschließlich sogenannter Vorleistungen insgesamt an klimawirksamen Gasen ausgestoßen wird. Der atomare Brennstoffpfad ist extrem aufwendig. Vom Uranbergwerk über die Uranerzaufbereitung und zahlreiche Transporte, führt er mit den weiteren Stufen Uranverarbeitung, -anreicherung, dem Bau und Betrieb von Brennstoff- und Atommüllanlagen und von Atomkraftwerken zu einem beachtlichen CO2-Ausstoß. In 9 verschiedenen Studien wurden Ergebnisse zwischen 28 bis 159 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Atomstrom ermittelt. Der Durchschnitt liegt bei 60 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Atomstrom (GEMIS in Bezug auf Deutschland , 1995; Mortimer, 1989; Okken, 1989; de Vries, 1989; IEA in Bezug auf die EU, 1994; CREPIE, 1995; GEMIS in Bezug auf Kanada, 1995; IEA in Bezug auf die USA, 1994; GEMIS in Bezug auf die GUS, 1995).
Nur die Autoren des 'Arbeitskreises Kernenergie' der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke errechneten bei ihrer (unterschätzenden) Teilbetrachtung für die Brennstoffgewinnung weniger als 5 Gramm pro Kilowattstunde - ein Ergebnis, das als widerlegt gilt.

Als wichtige Frage bleibt hier am Ende dieses Abschnitts:
Wieviel CO2-Ausstoß wäre vermeidbar gewesen, wenn das bis 1989, dem Ende des deutschen AKW-Ausbaus investierte Kapital von rund 57 Milliarden Mark von Anfang an konsequent für effizientere Energienutzung, Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbare Energiequellen eingesetzt worden wäre ? Dabei sind die rund 20 Milliarden für die Atomruinen "Schneller Brüter", Hochtemperaturreaktor, Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf, die Milliarden für Atombrennstoff- und Atommüllanlagen sowie die rund 40 Milliarden öffentliche Forschungsmittel nicht einmal enthalten.

Zu einem weiteren Punkt Ihrer Bemerkungen möchte ich noch Stellung nehmen: Sie bezeichnen die AKW als "Arbeitstiere der Stromproduzenten" und stellen es so hin, als seien Grundlast-Kraftwerke etwas besseres als Mittellast- oder Spitzenlast-Kraftwerke. Tatsächlich ist es umgekehrt: AKW sind ausgesprochen träge. Sie können nur langsam hochgefahren werden, müssen aus Sicherheitsgründen möglichst konstant gefahren werden und Schnellabschaltungen werden - glücklicherweise - wegen des Risikos des Temperaturschocks am Reaktordruckbehälter nach Möglichkeit vermieden. Gaskraftwerke z.B. sind wesentlich flexibler, können schnell hochgefahren, je nach Bedarf auch in Teillast gefahren und problemlos von Jetzt auf Gleich heruntergefahren werden, so daß sie sich im Gegensatz zu AKW zur Deckung zeitlich kurzfristiger und nicht immer vorhersehbarer Spitzenlasten hervorragend eignen. Für absolute und unvorhergesehene Spitzenlasten stehen dann immer noch die Pumpspeicherkraftwerke in Reserve.

Auch zur angeblichen Preisgünstigkeit des Uranbrennstoffs liegen interessante Informationen vor. Doch ich möchte hier der Kürze halber nicht auf jede Ihrer bemerkungen eingehen.

Und zur Situation in den USA möchte ich nur anmerken:
Seit 1973 wurde in den USA kein neues AKW mehr in Betrieb genommen. Wollen Sie das etwa bestreiten ?
Wenn Sie durchaus an ein Comeback der Atomindustrie in den USA glauben und Aktien kaufen wollen - tun Sie's doch !
Wir reden dann in zwei oder drei Jahren vielleicht nochmal darüber...

Sie schreiben: "Inzwischen kommt in deutschen Wohnzimmern jede dritte Kilowattstunde aus Kernkraftwerken." -
Bei mir nicht ! Ich beziehe meinen Strom vom EWS Schönau und ich kann allen nur dringend empfehlen, AKW-freien Strom zu beziehen und den Atom-Ausstieg nicht den Politkern zu überlassen - dann sind wir verlassen !

Das schlimme an dieser gesamten Fachdiskussion ist jedoch, daß sie die Hauptprobleme ausblendet.
Deshalb möchte ich mir diesmal auch erlauben, über die von Ihnen behandelten Fragen hinauszugehen und zwei der Hauptprobleme nennen:
1. Die Risiken von Unfällen wie dem in Tschernobyl werden von vielen internationalen Fachleuten gar nicht mehr geleugnet. Im allgemeinen wird davon ausgegangen, daß sich alle 25 Jahre ein katastrophaler Unfall ereignen wird, selbst wenn weltweit die unsichersten Reaktoren abgeschaltet würden, was bekanntlich nicht der Fall ist. (J. Schwartz, 'How many reactor accidents?', nature, London, Nr. 6098, S. 622)
Ein Gutachten des TÜV mit dem harmlos klingenden Namen ' Untersuchungen zu Ereignisabläufen mit Kernschmelzen und Aktivitätsfreisetzungen in den Druckwasserreaktoranlagen Stade und Brokdorf sowie in den Siedewasserreaktoranlagen Brunsbüttel und Krümmel' (TÜV Norddeutschland e.V., Hamburg, S. I-5-3, Dez. 1985) ergab, daß es bei einem GAU nur drei Stunden dauert, bis die tödliche Strahlung in großen Mengen frei wird. Damit wäre jede Hilfe für den Ballungsraum Hamburg und das Umland illusorisch. Selbst der Hamburger Senat stellte fest: "Eine Evakuierung ist ausgeschlossen." Katastrophenschutz sei in der Elbregion, in der sich die AKW ballen, unmöglich. Bislang galt, daß im schlimmsten Fall 48 Stunden für die Evakuierung der Bevölkerung zur Verfügung stünden. Schrumpft die Zeitspanne auf drei Stunden, dann gibt es "nichts mehr zu schützen, eine Evakuierung der Millionenstadt ist ausgeschlossen" (Innenstaatsrat Werner Hackmann, oberster Katastrophenschützer der Hansestadt). Und selbst wenn der gewaltige Flüchtlingstreck trotz Staus, Verkehrschaos und Panik aus der Stadt herauskäme - niemand wisse, wo mehr als eine Million obdachloser Hamburger untergebracht werden könnten. Das gleiche gilt auch für Krankenhausbetten und Ärzte. Frank-Ulrich Montgomery von der Standesorganisation Marburger Bund: "Wir sind auf eine Atomkatastrophe nicht vorbereitet." Man müsse sich, anstatt an die Ärzte, besser an die Pastoren wenden (Hamburger Morgenpost, Nr. 272/47, S. 1 - 4, 22.11.1986).
Ein Gutachten des Öko-Instituts, das von über 100.000 zu erwartenden Toten sprach, mußte drei Jahre in der Schublade verharren, bis Umweltsenator Fritz Vahrenholt mit der Wahrheit herausrückte.
Auch zum Biblis-Reaktor wurde eine Studie angefertigt. Unterstellt wurde ein Unfall, wie er sich am 17.12.1987 in Block A zugetragen hatte und der von Behörden und Betreibern über ein Jahr verheimlicht wurde. Ein offenstehendes Ventil hätte beinahe eine Kernschmelze ausgelöst. Eine Katastrophe im AKW Biblis würde unter den 3,4 Millionen Menschen der Großregion Rhein-Main über eine Million Krebskranke verursachen und als Untergrenze mindestens eine Billion Mark kosten. Das wäre ein Schaden, den das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil als "unentrinnbar und insofern als sozialadäquate Lasten von allen Bürgern zu tragen" bezeichnete (Der Spiegel, Hamburg, Nr. 18, S. 246, 247, 27.04.1991).

2. Die Endlagerung ist bis heute nicht geklärt und wird auch niemals jahrtausendelang sicher möglich sein.
Plutonium hat eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren - das bedeutet zum Beispiel, daß nach 48.000 Jahren immer noch ein Viertel des ursprünglich vorhandenen Materials weiterstrahlt. Plutonium kann in winzigsten Mengen Lungenkrebs verursachen. 10.000 Kilogramm waren 1994 in Hanau gebunkert. Inzwischen werden es 30.000 Kilogramm sein. Wird das Plutonium in den Brennelementen, die bis 1998 an die Wiederaufarbeitungsanlagen geliefert wurden oder die durch den Entsorgungsvorsorgenachweis abgedeckten Mengen hinzugerechnet, so entstehen nach Angaben des schleswig-holsteinischen Energieministeriums weitere 46.000 Kilogramm...
Die 'VDI Nachrichten' stellen fest: "Bis zum Jahr 2000 ergibt sich - mit den schon vorhandenen 32 t reinem Plutonium - eine Gesamtmenge von 82 t Plutonium in Deutschland." Und sie fragen besorgt:
"Was tun mit dem angefallenen Plutonium ? Existieren überhaupt Verfahren, dieses extrem toxische und lang strahlende Element sicher einzuschließen ?" Es wird das Kernforschungszentrum Karlsruhe zitiert, das zu dem Schluß kommt, daß durch Risse, Spalten und Poren Wasser eindringen könnte, das die Gebinde schädigt. Auch die Möglichkeit der Rekritikalität sei bisher nicht untersucht worden. Auf jeden Fall müsse Plutonium über Jahrtausende bewacht werden, um Mißbrauch und Diebstahl zu verhindern (VDI Nachrichten, Düsseldorf , Nr. 5, S. 5, 5.02.1999)

Allein diese beiden Aspekte belegen, daß es unverantwortlich ist, Atomkraftwerke zu betreiben.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Schramm

 

06.07.2000 12:37 Matthias Skaley > Zum Abschluss der Diskussion noch einige Anmerkungen: <

1) Wie bereits mehrfach bewiesen, kann man mit Ideologen nicht sachlich diskutieren. Die Leser (sofern es die hier noch gibt?) mussten dies mehrfach feststellen.
2) Die genannten beiden Beiträge sind Veröffentlichungen des IWD und wurden von mir unkommentiert mit Quellenangabe von www.iwkoeln.de übernommen. Sofern Sie sich die Mühe gemacht hätten einmal auf die Seite zu schauen, hätten Sie dies feststellen können. Wollen Sie tatsächlich den Fachleuten des IWD unterstellen “...nicht systematisch denken...” zu können, “..pure Augenwischerei...” zu betreiben ?
3) Der Vergleich KKW zur Windkraft basiert auf den vorhergehenden Beitrag von Herrn Goldberg. Er (!) stellte die These auf KKW durch Windkraft zu ersetzen. Ihre Rechenspielchen (über die Qualität und Sinn der Rechnung möchte ich in Ihrem Interesse nicht eingehen) vermeiden keine Windflaute in Teilen oder ganz Deutschland (ab und zu mal auf die Wetterkarte schauen) und vermeiden auch nicht, dass Reservekapazitäten für einen solchen Fall vorgehalten werden müssen. Im übrigen erzeugt eine z.B. 1 MW Windkraftanlage nur zu Idealbedingungen (Windgeschwindigkeiten) tatsächlich 1 MW und nicht bei einem lauem Lüftchen.
4) Die 95 % Verfügbarkeit sind z.B. aus den zahlreichen Veröffentlichungen zu den Verfügbarkeiten der dt. KKW im Jahre 1999 (!) nachzuvollziehen. Ihre Rechnung verschweigt den technischen Fortschritt der letzten 30 Jahre. Im Jahre 1999 waren 7 dt. KKW unter den TOP 10 der Welt bei der erzeugten Strommenge. Platz 1 KKI-2 Isar mit 12.27 Mio. MWh (bei 96.5 % Verfügbarbeit), Platz 2 KWG-Grohnde 11.83 (95.28 %) und Platz 3 KKP-2 Philippsburg 11.72 (96.1 %). Die höchste Verfügbarkeit eines dt. KKW erzielte KKK Krümmel mit 99.4%, durch die geringere installierte Leistung wurden aber “nur” 10.96 Mio. MWh erzeugt. (Pressemitteilungen des Deutschen Atomforum e.V. vom 24.01.2000 “Deutsche Atomkraftwerke melden Rekordergebnis” und “Gold, Silber, Bronze für deutsche Kernkraftwerke in 1999 / Internationale Kernenergiebilanz - Hohe Sicherheitskultur” vom 23.02.2000).
5) Den selben Veröffentlichungen laut Pkt. 4 ist zu entnehmen, dass durch die dt. KKW im Jahre 1999 (Rekordergebnis) 170 Mio. Tonnen CO2 vermieden (!) wurden. Alle seriösen Studien gehen davon aus, das die Kernenergie im Bezug auf die Höhe der CO2 Freisetzung an Platz 2 nach der Windenergie aber noch vor der Sonnenenergie liegt. Ich lege keinen Wert darauf einen Wettbewerb mit der Anzahl von “Studien” zum Thema hier zu betreiben, zumal auch 10 gegenteilige seriöse Studien von Ihnen nicht akzeptiert werden würden. TIP für Interessierte: Schauen sie sich den Ersteller und ggf. Auftraggeber der Studien genau an!
6) Zum Uranpreis könnte ich Ihnen auch manches erzählen, insbesondere wie und warum der Preis auf dem Rotterdamer Spottmarkt (den gibt’s auch für Uran) nach Ende des Kalten Krieges auf 20$ pro Kilogramm Natururan eingebrochen ist. Ich lege aber keinen Wert auf eine Diskussion mit Leuten mit denen man nicht diskutieren kann und bei denen ich aus den bisherigen Äußerungen mangelndes Fachwissen erkennen muss.
7) Auf ein Comeback der Kernkraft in den USA braucht man nicht zu warten, es ist da! Und zwar genau wegen der Problematik der CO2-Einsparung. Lesen Sie doch erst einmal die angegebene Quelle mit den Gründen dafür und reden Sie dann weiter (kann bei Siemens kostenlos bestellt werden). Wozu neue KKW bauen, wenn die Betriebsgenehmigungen auf 60 Jahre erhöht werden? Im übrigen ist es zum Aktienkauf jetzt für meinen Geschmack schon zu spät, die meisten Werte haben sich bereits vervielfacht (welche Werte sind der genannten Quelle zu entnehmen).
8) Dass das international anerkannte höchste Sicherheitsniveau dt. KKW von Ihnen nicht akzeptiert wird, ist doch nichts neues. Noch immer wird Tschernobyl mit dt. KKW gleichgesetzt und den Leuten mit Ideologie Angst gemacht. Eine sinnvolle Diskussion ist mit Leuten wie Ihnen ist nicht möglich, zumal tatsächliches Fachwissen fehlt und Zeitungen wie der “Spiegel” als Fachzeitschriften angesehen werden.
9) Auch eine sinnvolle Diskussion zum Thema Entsorgung und Plutonium ist mit Ihnen nicht möglich, deshalb nur kurz einige Anmerkungen. Es gibt fertige Entwicklungen bei denen mehr (wiederaufgearbeitetes) Plutonium verbraucht als erzeugt wird. Die sogenannten MOX-BE werden in verschiedensten KKW bereits eingesetzt. So könnte auch Waffenplutonium sinnvoll verwendet und “entsorgt” werden. Aber die dt. Politik wollte weder Hanau noch will man die Wiederaufarbeitung. Das Endlager Gorleben wird in der Konsensvereinbarung als geeignet eingeschätzt, wobei man nach evtl. besseren Lösungen suchen möchte und deshalb die weitere Erkundung von Gorleben für 3-10 Jahre unterbricht (Anlage 4 der Vereinbarung).
10) Das Sie Strom vom EWS Schönau beziehen ehrt Sie. Sie sind damit einer der wenigen, die nicht nur reden sondern auch bereit sind, mehr Geld für vermeintlich “sauberen” Strom zu bezahlen. Aber Ihr Strom kommt auch nur aus der Steckdose und das EWS ist keine abgeschottete Insel. Der Entwickler und Betreiber von Windkraftanlagen (!!!) Plambeck - Neue Energien AG (am Neuen Markt notierte AG) hat bereits in seinen Veröffentlichungen (z.B. Ökostrom ist ein Phantom!, Cuxhaven, Pressemitteilung vom 29. Oktober 1999) festgestellt, dass “...es gar keine Stromqualitäten gibt, sondern einen einzigen, unteilbaren Strom-Mix...” und “...”Ökostrom" ist für Verbraucher nicht zu haben...”. Diese Aussage kommt, wie gesagt, von einem Betreiber von Windkraftanlagen und wurde von Gerichten bestätigt !!! (andere “Ökostromanbieter” hatten natürlich heftigst protestiert und prozessiert)

Insbesondere Ihnen Herr Schramm aber auch allen anderen Interessierten empfehle ich die angegebenen Quellen tatsächlich zu lesen. Zu jedem Thema gibt es Pro und Contra über das eine Diskussion sinnvoll ist. Aber wenn auf vorgefertigte Meinungen, Ideologie und Unkenntnis trotz aller Belege bestanden wird, ja wenn sogar Diskussionsbeiträge nicht oder nur unvollständig gelesen werden, wird die Diskussion sinnlos.

Matthias Skaley

 

06.07.2000 16:06 Klaus Schramm > diskutieren Sie doch endlich mal ! <

Sehr geehrter Herr Skaley !

Ihre permanente Anschuldigung, ich sei ein Ideologe, fällt doch auf Sie selbst zurück.
Ich gehe auf Ihre Argumente ein - und Sie wiederholen lediglich die Positionen, die Sie unkritisch aus den Publikationen der Betreiber übernehmen. Diskutieren Sie doch endlich mal ! Hat Ihre Angabe der CO2-Reduktion von 160 bis 170 Mio. Tonnen CO2 auf der Annahme basiert, daß die Stromerzeugung durch AKW kein CO2 freisetzt - ja oder nein ?

Ich berichtige mich hier auch gerne, daß ich fälschlicherweise in einem Rechenbeispiel 0,3 statt 0,7 eingesetzt habe ( was aber am Ergebnis nichts ändert ) - Sie hatten diesen Fehler nicht mal bemerkt !

Beschränken wir doch die Diskussion einmal auf einen Punkt, statt Sie durch Einführen immer neuer Themen auszuweiten und damit zu verunmöglichen:
Antworten Sie doch mal auf folgenden Punkt:
"Auch zum Biblis-Reaktor wurde eine Studie angefertigt. Unterstellt wurde ein Unfall, wie er sich am 17.12.1987 in Block A zugetragen hatte und der von Behörden und Betreibern über ein Jahr verheimlicht wurde. Ein offenstehendes Ventil hätte beinahe eine Kernschmelze ausgelöst. Eine Katastrophe im AKW Biblis würde unter den 3,4 Millionen Menschen der Großregion Rhein-Main über eine Million Krebskranke verursachen und als Untergrenze mindestens eine Billion Mark kosten."

Was sagen denn Ihre Betreiber-Publikationen hierzu ?
Sind Sie wirklich überzeugt, dies sei nur Angstmache ?

Nun stellen Sie sich doch einmal der Diskussion !

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Schramm

Geistes-Blitz-Werk