Regierungspräsident von Ungern-Sternberg stellt sich auf skandalöse Weise hinter eine Veranstaltung mit einem Propagandisten von Gen-Mais.
Schon im Vorfeld wurde die Veranstaltung durch vielfältige Proteste weit über den Kreis der angesprochenen Landwirte hinaus bekannt. Am 25.
Januar trat in Kehl ein Vertreter der Firma Monsanto unter dem scheinbar neutralen Titel 'Genmais - Chance oder Risiko' auf. Dieser Titel an sich
war kein Grund zur Empörung, denn bei Firmen wie Monsanto, die Gen-Mais verkaufen wollen, ist es nicht ungewöhnlich, daß sie ihre Werbung
als scheinbar neutrale Information unters Volk - sprich: unter unter die Landwirte zu bringen versuchen.
Grund für die Proteste war, daß sich das Amt für Landwirtschaft, Offenburg, dafür hergab, als Veranstalter aufzutreten und einer Werbe-Veranstaltung
damit amtlichen Charakter zu verleihen. Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Landes- und Bodenkultur (so der vollständige Titel), Dr. Gruber,
reagierte mit Unverständnis: "Der Referent dieses Abends, Herr Dr. Mülleder, ist ein ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet. Er hat zu diesem
Thema schon mehrfach vor einschlägigen Fachgremien gesprochen (...) Er ist in der Lage, auch hierzu den aktuellen Kenntnisstand darzulegen und
zu diskutieren." Ebenso wurde der Vorschlag, einen sachkundigen Referenten der gentechnik-kritischen Seite einzuladen, um eine ausgewogene
Veranstaltung anbieten zu können, zurückgewiesen.
Daraufhin wandten sich Kritiker dieser geplanten Webeveranstaltung an das Regierungspräsidium in Freiburg als Aufsichtsbehörde. Doch auch
dort wurde die Angelegenheit vom zuständigen Leiter der Koordinations- stelle, Blaeß, nicht ernst genommen: das Regierungs- präsidium schritt nicht ein.
Zum Skandal wird die Gen-Mais-Affaire nun durch eine schriftliche Stellungnahme des Regierungspräsidenten von Ungern-Sternberg vom 2. Februar.
Hierin weist dieser alle Kritik zurück, indem er sich gerade darauf beruft, daß durch die Anwesenheit von Kritikern der Gentechnik eine kontroverse
Diskussion zustande kam.
Von Ungern-Sternberg:
"Als Regierungspräsident habe ich keinen Grund gesehen, in die geplante Veranstaltung einzugreifen. Die Veranstaltung in
Kehl war für alle Gruppen in der Gesellschaft zugänglich. Sie war darauf ausgerichtet, den anwesenden Landwirten einen aktuellen Einblick in die
Entwicklungen bei Genmais zu geben. (...) Wie ich der Berichterstattung der örtlichen Presse entnehmen konnte, wurde das Thema in der
Veranstaltung auch offen und kontrovers diskutiert."
Klaus Schramm