19.11.2007

Kommentar

Kinderarmut in Deutschland
nimmt rasant zu

Ende 2002 waren 1,02 Millionen Kinder von Sozialhilfe abhängig
Ende 2003: 1,08 Millionen Kinder
Ende 2004: 1,34 Millionen Kinder
Ende 2005: 1,7 Millionen Kinder
Ende 2006: 1,9 Millionen Kinder

Vergangene Woche wurde nun in Berlin der 'Kinderreport Deutschland 2007' des Kinderhilfswerks veröffentlicht. Danach sind es inzwischen 5,9 Millionen Kinder - also rund ein Drittel aller Kinder - die als arm zu gelten haben. Auch andere neuere Studien beweisen, daß die Kinderarmut in Deutschland in den letzten Jahren rasant zugenommen hat.

Seit Einführung von "Hartz IV" hat sich die Kinderarmut verdoppelt, und sie wächst weiter, sagte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger - trotz der angeblich zurückgehenden Arbeitslosigkeit.

Die Folgen dieser politisch gezielt ausgeweiteten Armut sind vor allem im Bildungsbereich zu sehen. Kinder aus armen Verhältnissen weisen deutliche Verhaltensstörungen bei der Einschulung auf, die einer therapeutischen Behandlungen bedürfen. Dies ist laut Kinderreport 2007 heute bereits bei jedem dritten Kind festzustellen, das eingeschult wird. Aber auch beim Verlassen der Schule besitzen die Kinder kein "Mindestmaß an Kulturtechnik".

Als Grund nennt das Kinderhilfswerk vor allem, daß der deutsche Staat unter dem Durchschnitt in der Europäischen Union liegt, wenn es darum geht, den Familien Geld zukommen zu lassen. Der EU- Durchschnitt dafür betrage 2,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In Deutschland liegt er gerade einmal bei 1,9 Prozent. In Deutschland wächst die Kluft zwischen den Menschen mit Kindern und jenen ohne. Das Kinderhilfswerk meint, eigentlich sollte die Regierung genau dem entgegenwirken. Satt dessen werde "Raubbau am Nachwuchs" betrieben.

Zu lösen ist das Problem der zunehmenden Kinderarmut nur, wenn an der Ursache angesetzt wird. Denn die Ursache ist der nach wie vor vorangetriebene Sozialabbau. Arme Kinder haben arme Eltern. Die jetzt von "Schwarz-Rot" beschlossenen 200 Millionen Euro für den Ausbau des Kinderzuschlags zu einem Erwerbstätigenzuschuß sind nur ein Almosen. Und sie sind zugleich ein Ablenkungsmanöver, um mit Hilfe der Mainstream-Medien die Politik des Sozialabbaus aus der öffentlichen Wahrnehmung ausblenden zu können.

Deshalb müssen wir auch immer wieder folgende Zahlen in die Öffentlichkeit tragen: Hartz IV und die seit Anfang 2005 real - also im Verhältnis zur Kaufkraft - sinkenden Regelsätze beruhen auf einer sogenannten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) von 2003. Aufgrund dieser Regelsätze steht einem Kind in Deutschland folgendes zu:
86 Cent für Spielsachen
1 Euro 76 Cent für Schulsachen
- im Monat
und für die Ernährung
2 Euro 28 Cent pro Tag.

Wenn diese Zahlen öffentlich genannt werden, kommen deutsche PolitikerInnen von "Scharz-Rot-Gelb-Grün" immerhin in Erklärungsnöte - und sie weichen jetzt darauf aus, Almosen zu verteilen und sich in Suppenküchen als WohltäterInnen der Menschheit ablichten zu lassen. Nach dem Vorbild eines scheinheiligen Sankt Martin, der einem Frierenden einen halben Mantel abgab.

Mit Almosen wird die Kinderarmut allenfalls abgemildert, aber nicht abgeschafft - die Ursachen müssen bekämpft werden:

Die zentrale Forderung zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland lautet daher:
10 Euro Mindestlohn!
Und weiterhin bleibt es bei unserer Forderung:
Weg mit Hartz IV!

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      2,7 Millionen Kinder in Deutschland mit ALG II
      nicht ausreichend versorgt (13.08.07)

      Kinderarmut, Kinderbetreuungsplätze
      und die Unternehmenssteuerreform (4.06.07)

 

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