Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Bundeskanzler hatte Gerhard Schröder im Oktober 1998 klargemacht, daß er sich für "Frauenpolitik und so Gedöns" nicht interessiert. Gestern mußte sich der heutige Gazprom-Lobbyist auf einer deutsch-belgischen Konferenz zum Thema "Arbeitsmarktreform in Krisenzeiten" den negativen Folgen seiner "Agenda-2010"-Politik stellen. Der belgische Ökonomie-Professor Philippe Van Parijs fragte Schröder geradeheraus, ob andere europäische Länder in der Konkurrenz mit Deutschland etwa auf noch niedrigere Löhne und noch niedrigere Sozialstandards setzen sollten oder ob diese "Sozialschraube nach unten" nicht ganz Europa in die Armut stürzen werde. Schröder wich aus und faselte etwas von "Nachbesserung". So seien zur Eindämmung des infolge "Agenda 2010" ausufernden Niedriglohnsektors "für jede Branche Mindestlöhne" nötig und die Benachteiligungen beim Frauenlohn will Schröder "von oben" durch eine Frauenquote in den Aufsichtsräten bekämpfen.
Offenbar ist es noch nicht bis zu Schröder durchgedrungen, daß die wenigen Damen in den DAX-Konzernen - wie eine aktuelle Studie bestätigt - ebenso ungeniert absahnen wie ihre männlichen Vorstands- und Aufsichtsrats-Kollegen. Vielleicht interessiert ihn "Frauenpolitik und so Gedöns" aber schlicht und einfach bis heute nicht. Wissen wird Schröder aber sicherlich, daß die hohen Damen ebenso anti-sozial eingestellt sind wie er selbst, Angela Merkel oder etwa Martin Winterkorn.