Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bringt "westliche" Gewißheiten ins Wanken. Vor wenigen Tagen erklärte er, Amerika sei nicht - wie etwa in heutigen Geschichtsbüchern häufig zu lesen ist - 1492 von Christoph Columbus entdeckt worden. "314 Jahre vor Columbus erreichten muslimische Seefahrer im Jahr 1178 den amerikanischen Kontinent," erklärte er vor wenigen Tagen in Istanbul.
Die 'Washington Post' spekulierte am Sonntag, Erdogan berufe sich vielleicht auf den umstrittenen Forscher Youssef Mroueh.
Neben dem offensichtlichen Minderwertigkeits-Komplex, den Erdogan mit seinem Hinweis auf eine muslimische "Ruhmestat" im Jahr 1178 (gregorianischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr (((1178 -622) x 33 ) / 32) = 573 islamischer Zeitrechnung) zu erkennen gibt, zeigt sich in seinem Denken dasselbe perverse "Herrenmenschen"-Denken der "Weißen". Nicht nur Pseudo-Christen wie Columbus betrachteten die Menschen der "Neuen Welt" als potentielle SklavInnen...
Teile der islamischen Welt sind anscheinend dazu verdammt, den Kulturimperialismus des Christentums nachzuahmen, weil sie nicht fähig sind, diesen einer gründlichen Kritik zu unterziehen. Nur wer so ärmlich ist, daß er es nötig hat, Macht auszuüben, versucht andere Kulturen zu zerstören. Und ein beliebtes Mittel hierzu war zu allen Zeiten, irgendeine (beliebige) Kultur einer besiegten überzustülpen.
Ein Beispiel: Im 4. Jahrhundert (gregorianischer Zeitrechnung) wurde eine römische Kultstätte zu Ehren des Gottes Jupiter im heutigen Damaskus durch eine "christliche" Basilika ersetzt. Diese wurde nach der arabischen Eroberung Damaskus' im Jahr 636 noch bis 708 von AnhängerInnen beider Religionen gemeinsam als religiöse Kultstätte benutzt, bis unter den dem Umayyaden-Kalifen Al-Walid die Basilika abgerissen und zwischen 708 und 715 durch die bis heute existierende "Große Moschee" überbaut wurde. (Vermutlich fänden sich unter den Überresten des Jupitertempels noch Spuren eines Baaltempels.)
Übrigens wurde Amerika bereit um das Jahr 1000 (gregorianischer Zeitrechnung) durch Leif Eriksson "entdeckt".
