Mit der gebotenen Hochachtung wird derzeit landauf, landab ein erfolgreiches Experiment deutscher Kernfusions-ForscherInnen gefeiert. Da durfte ein Interview mit der Chefin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) nicht fehlen - erkannte offenbar Max Rauner vom Wochenblatt 'Die Zeit'. Aber wie konnte Rauner nur solch lächerlich insubordinative Fragen an IPP-Chefin Prof. Sybille Günter richten? Geradezu invektiv ist angesichts der weisen Eintracht sämtlicher Bundesregierungen seit der Kanzlerschaft Konrad Adenauers, welche die Kernfusions-Forschung mit Abermilliarden förderten, die als Frage verkleidete bösartige Behauptung des 'Zeit'-Journalisten:
"Über die Fusionsforscher wird gespottet, daß sie seit Jahrzehnten versprechen, die Kernfusion werde in jeweils 50 Jahren beherrschbar sein. Bisher hat sich keine dieser Prognosen bewahrheitet."
Ja meint denn Herr Rauner, die schwarz-gelben, schwarz-roten, rot-gelben und rot-grünen Bundesregierungen hätten nicht gewußt, warum die Kernfusion für das deutsche Volk von solch überragender Bedeutung ist?
Doch in abgeklärter Souveränität antwortete die hochgradige Wissenschaftler, es fehle "nur noch ein Faktor 10".
Völlig degoutant schob Rauner eine Frage nach - eine journalistische Unartigkeit, die zum Glück heutzutage weitestgehend aus der Mode gekommen ist :
"Bis was passiert?"
Auch auf diese Infamie antwortete Prof. Sybille Günter milde mit einer nicht zu überbietenden Klarheit:
"Bis man durch die Kernfusion im heißen Plasma mehr Energie erzeugt, als man hineinsteckt."
Doch nach einer ganzen Reihe weiterer Fragen kam der unglückliche Tropf völlig inkonvenient und zugleich impertinent ein weiteres Mal auf seine doch bereits beantwortete Injurie zurück:
"Wagen Sie noch Prognosen, wann das erste Fusionskraftwerk in Betrieb gehen wird?"
Und um es selbst für die imbezilen LeserInnen der 'Zeit' unmißverständlich klar zu machen, antwortete die Geistes-Koryphäe:
"Iter soll zehnmal mehr Energie aus Kernfusion erzeugen als man für das Erhitzen des Plasmas hineinstecken muß. Zehn Jahre später könnte der Bau eines Demonstrationskraftwerks beginnen."
Nebenbei erklärte Frau Prof. Sybille Günter sogleich den Unterschied zwischen Utopie und Realwissenschaft, wobei sie sich hellsichtiger als tausend Sonnen erwies:
"Daß man alle Menschen der Welt mit Sonnen- und Windstrom versorgt, halte ich für utopisch."