9.04.2005

SPD benötigt Minderheitenschutz

historischer Tiefststand

Erstmals seit 50 Jahren ist die Zahl der SPD-Mitglieder unter 600.000 gesunken, bestätigte ein Sprecher. Nach eigenen Angaben zählte die einstige Millionen-Partei1 Ende März 2005 nur noch 597.540 Mitglieder - 30.000 weniger als ein Jahr zuvor. Den knapp 4.000 Neueintritten standen im letzten Jahr rund 25.500 Austritte und 8.500 Sterbefälle gegenüber.

Mitgliederentwicklung der SPD 1949 - 2004

Ob allerdings deshalb nach dem Schema kommunizierender Röhren die ASG2 bessere Chancen auf eine ansteigende Mitgliederzahl hat, je mehr die der real-existierenden SPD sinkt, darf bezweifelt werden. Das Projekt, eine SPD nach dem Modell der 70er Jahre wiederzubeleben, war zunächst aus dem Zorn derer gespeist, die von der nicht erst mit dem Parteivorsitz Gerhard Schröders begonnenen Umwandlung der SPD zu einer neoliberalen Partei nach dem Vorbild der unter Antony Blair zu 'New Labour' umgestalteten britischen Schwesterpartei nach langem politischen Tiefschlaf heftig überrascht wurden. Die Wiederbelebung einer auf der Ökonomie von John Maynard Keynes beruhenden politischen Programatik, die damit zugleich ein immerwährendes, sich in Wellen vollziehendes Wirtschaftswachstum bis über die Grenzen des Universums hinweg postuliert, bietet heute kaum mehr eine glaubwürdige Perspektive.

Aber auch das Versprechen der SPD an die "Besserverdienenden", diese "nicht anders, aber besser" als die drei anderen deutschen neoliberalen Parteien schwarzer, grüner und gelber Färbung zu bedienen, kann diese Klientel nicht dazu verführen, sich an eine dieser Parteien fest zu binden, geschweige denn Mitglied zu werden.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkung:

1 Siehe auch unseren Artikel

    Der Leichnam stinkt seit 90 Jahren
    Am 4. August 1914 stimmte die SPD für Krieg (19.10.04)

2 Siehe auch unseren Artikel

    Gründung der ASG in Göttingen
    Sternstunde der Staatsgläubigkeit (22.01.05)

 

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