Ja, ich bekenne, ein Freund Amerikas zu sein. Den Sommer 1968 verbrachte ich in grosser
Euphorie in San Francisco und traf viele wunderbare Menschen. Ich arbeitete für
US-Behörden und den US-Senat als Gutachter. Amerika ist mein Freund, aber die
Bush-Regierung macht mir Angst.
Ärgern tut mich die dümmliche Nachkriegspropaganda, die Amerikaner hätten uns
durchgefüttert und befreit; und dass wir Deutschen bis an das Ende aller Tage vor
Dankbarkeit auf den Knien herumzurutschen hätten. Mich widert die tausendfache
Geschichtsklitterei und die geklonten Propagandalügen an, die uns schon längst alle
vereinnahmt haben. Wie sagte der französische Philosoph André Glucksmann: Alle Staaten
hätten Goebbels Methoden in Perfektion übernommen.1
Als Zeuge der Zeit erinnere ich mich: Die Amerikaner ließen uns nach dem Krieg zur Strafe
hungern. Auch ich musste als Kleinkind hungern, und viele Kinder starben. Als unsere
amerikanischen Verwandten, die als US-Soldaten in Deutschland stationiert waren, uns
Nahrung bringen wollten, wurden sie zweimal ins Militärgefängnis gesteckt.
Dem kanadischen Historiker und Journalisten James Bacque gelang es, in Washington
Dokumente zu fotografieren, die bewiesen, dass vom Sommer 1945 bis Ende 1946 793.239
Deutsche von US-Soldaten ermordet wurden. In seinem Buch "Der geplante Tod?"2
schreibt Bacque, es wurden auf Befehl des Oberbefehlshaber der Alliierten Eisenhower
deutsche Kinder, Frauen und Männer mit Krankheiten infiziert, man ließ sie verdursten und
verhungern, oder sie wurden erschossen. Internationalen Rote-Kreuz-Beobachtern wurde der
Zutritt zu den Lagern verwehrt und die Genfer Konventionen gebrochen.
Der Morgenthau-Plan war in vollem Gange. Doch Stalin verfolgte andere PIäne und drängte
nach Westen. Er rettete die Deutschen, auch wenn das nicht seine Absicht war. Die
Amerikaner befürchteten, das Herz Europas als Absatzmarkt und Einflussgebiet zu verlieren,
außerdem brauchten sie Kanonenfutter gegenüber den Russen. Erst an diesem Punkt wurde der
Morgenthau-Plan aufgegeben, und nun waren die Russen die Bösen und der Kampf gegen den
Kommunismus avancierte zum imperativen MUSS! Schon waren wir gar nicht so schlimm
gewesen, wurden entnazifiziert, durften arbeiten und konsumieren. Wir bekamen eine
Demokratie amerikanischen Zuschnitts und durften einmal in vier Jahren eine Partei
wählen, die alle das gleiche wollten: Nämlich sich auf Kosten der Armen bereichern
und im Mittelpunkt der Medien stehen.
Apropos Demokratie: An die Adenauer Zeit entsinne ich mich mit Grausen. Adenauers
Demokratie war ein Horror. Wir Kinder wurden überall geschlagen - von wildfremden
Übelgelaunten auf der Straße, in der Schule usf. Für mich war das Adenauersche
Regime zunächst die konsequente Fortsetzung des Dritten Reiches mit einer Ausnahme: Es
wurden keine Juden mehr ermordet. Es gab so gut wie keine Freiheiten: Popmusik war
verboten, wer seine 25-jährige Verlobte in dem Haus seiner Eltern küsste, musste mit
Anzeigen rechnen wegen Prostitution und Kuppelei. Kommunisten und Nichtangepasste
saßen im Gefängnis, Korruption und Wortbruch bei Politikern war an der Tagesordnung.
Später las ich im 'Spiegel', der Rotarier Adenauer hatte an der Börse ein zweistelliges
Millionenvermögen verspielt. Daraufhin beglich die CIA seine Schulden und schenkte
ihm ein Aktienpaket in Höhe von 30 Millionen Dollar. Deutschland war gekauft - im Sack.
Wir mussten zwar nicht Druschba, Druschba schreien wie im Osten, hatten aber unsere
eigenen Unterwürfigkeitsrituale des politischen Stiefelleckens.
Die heutige Jugend weiß vermutlich nicht, wem sie ihre Freiheit verdankt: Nicht den
Amerikanern, sondern blumenbehängten Hippies aus der Grufti-Zeit. Doch auch die heutigen
Jugendlichen haben in der Realität keine Freiheit. Sie befinden sich fest im Griff der
Medien. Ihnen wird täglich eine trostlose Welt des Konsums, der Gier und Wertelosigkeit
oktroyiert. Wissenschaftler schrieben in 'New Scientist'3 wir seien völlig
vorhersehbar und würden gesteuert: ob Einkaufs- oder Lebens-Gewohnheiten, alles hätte man
im Griff. Das, was wir als Individuum bezeichnen, sei längst abgeschafft worden. Die
Öffentlichkeit würde in allen Fragen in die Irre geführt. Tag für Tag, Minute für Minute
wird unser Bewußtsein gelenkt und unser soziales Verhalten zerstört. Alles wurde uns
diktiert und uns gleichzeitig eingehämmert, wie frei wir doch seien. Als ich Anfang der
60er Jahre nach Schweden auswanderte, bewiesen mir viele Schweden ihre Deutschkenntnisse
mit einem Satz:
"Achtung, Achtung, denken bei Strafe verboten!" Utopisastudie: Deutschland lernt dazu?
Wer es glaubt, wird selig!
Sind diese Erkenntnisse, wie meine bewußt erlebte Realität von Medien ins Gegenteil
verkehrt wurde, die Quelle des Mißtrauens jeder amtlichen Verlautbarung? Da läßt Tony
Blair Panzer in Heathrow auffahren, um einen terroristischen Angriff abzuwehren. Seht mal
Leute, wie Ihr gefährdet seid. Bin Laden will Euch alle töten! Also schön dem Tony
gehorchen und links zwei drei, ab geht es in den Krieg gegen den Terrorismus! Seltsam,
dass ausgerechnet das Ziel Nr. 1 eines jeden terroristischen Anschlags, nämlich die
Atomkraftwerke, überhaupt nicht bewacht werden. So berichtete das 'Bulletin of the Atomic
Scientists' in seiner Jan./Feb.-Ausgabe 2003, 150 Greenpeacler hätten in Homer-Simpson-
und Tony-Blair-Masken das Atomkraftwerk Sizewell B gestürmt. Nach 25 Minuten wären zwei
Männer von einem privaten Sicherheitsdienst gekommen und hätten lamentiert, sie seien aus
Kostengründen wegrationalisiert worden. Nach zwei Stunden kamen sechs Polizisten, die
feststellten, die britische Nuklearindustrie sei finanziell bankerott, man hätte kein
Geld für die Sicherheit atomarer Anlagen.4
Auch die Vorfälle um den 11. September sollten uns stutzig machen. Heute ist unbestritten,
dass das FBI, die CIA, die NSA und die Bush-Administration von dem geplanten Anschlag
wussten. Sie alle haben nichts getan, um ihn zu verhindern. Portugiesische Medien
schrieben, kein jüdischer Anlagenbanker hätte das Gebäude an dem Tag betreten, alle
wichtigen Unterlagen wären zuvor transferiert worden. Die portugiesische
Terrorismusexpertin und Journalistin Diana Andringa schrieb am 30.10.2001 in der
Zeitschrift "Visao" der Anschlag trage den Fingerabdruck des Mossads. Sie befürchte,
die CIA hätte den Anschlag selbst in Auftrag gegeben. Der ehemalige CIA Chef Dr. Oswald
le Winter, der in Portugal um Asyl bat, sagte Ende 2001 vor dem portugiesischen Bundestag
unter Eid aus, die CIA würde befreundete Politker ermorden, wenn sie nicht gehorchten.
Als Beispiel nannte er den italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro, den
portugiesischen General Adelino Amaro da Costa und den schwedischen Ministerpräsidenten
Olof Palme. In seinem Bestseller "Desmantelar a Améica" wies er nach, dass die
amerikanischen Behörden tief in die Ereignisse des 11. Septembers verstrickt seien,
und obgleich sie im Voraus von dem Anschlag gewußt hätten, hätten sie absolut nichts
getan, um ihn zu verhindern.5
Wir Deutschen wissen, wie einfach man einen "Reichstagsbrand" oder "ab 5.45 Uhr wird
zurückgeschossen" inszenieren kann. War auch das Attentat auf die "Twin-Towers" solch
eine Inszenierung? In Wirklichkeit, so portugiesische Medien, ging es in Afghanistan
um die Beschlagnahme von Heroin im Werte von 800 Milliarden Dollar und um geplante
Öl- und Gaspipelines. Nachdem dies geklärt war und eine Marionettenregierung in
Kabul, unter amerikanischer Bewachung, installiert war, zogen sich die US-Truppen zurück.
Heute wird zehn mal mehr Heroin angebaut, die Frauen haben genauso wenig Rechte wie
zuvor, bin Laden lebt nach wie vor, und die Taliban kontrollieren erneut grosse Teile
Afghanistans. Der "Krieg gegen den Terrorismus" wurde von den Öl-Lobbyisten der
Bush-Regierung genutzt, um alle Gasfelder und Ölquellen weltweit militärisch zu besetzen.
Als in Timor-Ost eine Million Menschen mit Waffen ermordet wurden, die Deutschland zuvor
Indonesien geschenkt hatte, war das dem Westen völlig gleichgültig. Als jedoch grosse
Ölmengen vor Timor entdeckt wurden, wurde Tirnor-Ost ganz schnell unabhängig. Heute ist
es von amerikanischen und australischen Soldaten besetzt, die zukünftige Öltürme schon
heute sichern.
Genauso verhält es sich in Georgien oder in Westkasachstan, Kirgisien, Turkmenistan,
Usbekistan und Tadschikistan, wo lukrative Ölfelder und gewaltige Gasvorkommen liegen.
Überall dort haben die Amerikaner Militärstützpunkte und Flughäfen mit Truppenpräsenz
aufgebaut und gleichzeitig Diktaturen installiert. Der 'Spiegel' schrieb: "Keines der
neuen Regime ist demokratisch wirklich legitimiert, sämtliche Einnahmen fließen in die
Taschen der regierenden Clans. Korruption und Armut alIerorten... Hochrangige Polizisten
prügeln auf offener Straße Journalisten krankenhausreif, unabhängige Redaktionen werden
von Brandbomben und Morddrohungen heimgesucht." Diese Regionen, die lange als Hort der
Stabilität galten, stehen Dank der amerikanischen "Demokratie" am Rand des Bürgerkrieges.
Widersprüche brechen auf, Attentate und Unruhen erschüttern die Region.6
Doch Amerikas Energiehunger, insbesondere für seine vielen Kriege, ist unstillbar.
Pentagon Berater James Woolsey sagte es unverblümt: "Öl ist die Lebensader aller
Industrienationen. Zwei Drittel der bekannten Ölvorräte liegen am Persischen Golf...
Auf kurze Sicht liegt unsere grundlegende Verwundbarkeit darin, dass die Saudis die
Fördermenge schnell drosseln oder steigern können, weil sie über die Hälfte der
weltweiten >swing capacity<, insgesamt vier Millionen Barrel, verfügen. Damit haben die
Saudis entscheidenden Einfluss auf den Ölpreis. Wir müssen dem Nahen Osten die Ölwaffe
wegnehmen." Und: "Man kann nicht alle Probleme auf einmal lösen. Man braucht eine
langfristige Strategie.. Wenn erst einmal die Ölzufuhr gesichert ist, sind uns die
Menschen im Nahen Osten egal."7
Der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark macht in seinem Buch 'Wüstensturm -
US-Kriegsverbrechen am Golf"8 klar, dass die USA völkerrechtswidrig, gegen
die UN-Charta, sinnlose Massaker an Hunderttausenden lrakern begangen hätten. Unter
anderem hätten die USA eine Million irakischer Kinder auf dem Gewissen. Die USA hätten
dem Irak ABC-Waffen und Technologien geliefert, und sie schützten bis heute ihren
Freund und CIA-Mitarbeiter Saddam Hussein, weil sie ihn als Böswicht benötigten, um
am persischen Golf und Saudi Arabien Millitärstützpunkte neben allen grossen Ölquellen
zu errichten. Zur langfristigen Strategie gehöre nicht nur die Besetzung des lraks mit
der Installation einer US-Militärdiktatur, sondern auch die Übernahme Saudi Arabiens,
des lrans und Venezuelas.
Zur Zeit putscht die CIA in Venezuela. Es geht um das Öl und die Vorherrschaft in
Süd-Amerika. So schrieb das 'Bulletin of the Atomic Scientists': Der einflußreiche
republikanische Abgeordnete Henry Hide habe einen Brief an Präsident Bush geschrieben,
indem er von ihm verlangte, Venezuelas Staatspräsident Hugo Chaves zu stürzen, um
Brasiliens Präsident Lula da Silva in die Knie zu zwingen, da die Achse des Bösen
"Castro, Chavez und Lula da Silva" bald über weitreichende Raketen und atomare
Sprengköpfe verfügen würden und dann Amerikas Vorherrschaft gefährdet sei.9
Um die Vorherrschaft weiter halten zu können, planten und planen sowohl Bush senior
als auch Bush junior den Atombombenkrieg. Für diesen Zweck, so das "Bulletin", habe
die "National Nuclear Security Administration" auf Anweisung des US-Kongresses und des
Weißen Hauses kleine Atombomben entwickeln lassen, die auch endlich eingesetzt werden
sollen.10 In diesem Zusammenhang spielt auch die Bundesrepublik eine
unrühmliche Rolle. Deutschland hat nicht nur die Atombombe für Israel11,
Südafrika, Indien und Pakistan, Argentinien und Brasilien, sowie für den lrak gebaut
oder zumindestens dabei geholfen, sondern fertigte anscheinend auch für die USA die
Mini-Atombombe. So war für Fachleute klar, dass die Verseuchung bei Geesthacht und
in Hanau mit millimetergrossen Kügelchen, die Plutonium und andere transuranische
Aktinide enthalten, auf Grund ihrer lsotopenzusammensetzung etwas mit der
Atombombenproduktion zu tun hatten. Doch alle Wissenschaftler, die daraufhinwiesen,
wurden für verrückt erklärt, dem schlimmsten Mobbing unterzogen und/oder verloren
ihren Arbeitsplatz.
Doch dann schrieb 'Publik-Forum': "Bei einer Veranstaltung der Ärzteorganisation in
Hanau gestand der Leiter der hessischen Atomaufsicht, Helge Schier, den Veranstaltern
erstmals ein, dass es sich bei den kernbrennstoffhaltigen Kügelchen doch nicht wie
zuvor behauptet um >harmlosen Wurmkot< handelt. Der zuständige Beamte bestätigte
erstmalig die These, dass es im Januar 1987 ein Ereignis mit Freisetzung von
Radioaktivität in Hanau gegeben hat." Einen harten Verdacht äußerte der Präsident der
'Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz', der Physiker Sebastian Pflugbeil,
in 'Publik-Forum' 19/2002: "Wenn in dem Kernforschungsinstitut GKSS in der Elbmarsch
tatsächlich an atomaren Mikroexplosonen (für kleine Atomwaffen, Anm. d. Red.)
gearbeitet wurde, so wäre es durchaus plausibel, dass von den Politikern und
beteiligten Forschungsinstituten niemand darüber reden möchte. Dies gilt umso mehr,
als dabei etwas schief gegangen sein muss - anders wäre es nicht zu erklären, dass
heute kernbrennstoffhaltige Kügelchen in der Umgebung der GKSS herumIiegen... einer
Region in der unverhältnismäßig viele Kinder an Leukämie erkrankten."12
13
Die Kriegspolitik und atomare Aufrüstung der USA und der Bundesrepublik sind ein Spiel
mit dem Feuer. Sogar gemäßigte Politiker wie der Sozialdemokrat und Ministerpräsident
Brasiliens Lula da Silva haben erklärt, Brasilien müsste atomar hochrüsten und
weitreichende Raketen entwickeln, um den USA nicht mit leeren Händen entgegentreten
zu müssen. Brasilien erwäge die Kündigung des Atomwaffensperrvertrages. Ähnlich wie er
denken aber 50 Nationen, die zur Zeit ABC-Waffen entwickeln oder sie bereits haben. Denn
mit dem nuklearen Säbelgerassel von US-Präsident Bush und seiner Ankündigung, die USA
würden Atomwaffen als Erstschlag einsetzen, fühlen sich die 57 Länder, die George W.
Bush als Schurken-Staaten auf seiner Liste führt, geradezu verpflichtet, es den USA
mit gleichen Waffen heimzuzahlen. So reagierte Nord-Korea auf die amerikanischen
Drohungen, in dem es ebenfalls einen nuklearen Erstschlag ankündigte. Nord-Korea
drohte mit einem totalen Atomkrieg. Es verfügt über weitreichende Raketen, die die
Westküste Amerikas erreichen könnten und über Nuklearwaffen. Die Politik von George
W. Bush ist eine entsetzlich dumme Politik, die die Hemmschwelle zum Einsatz von
ABC-Waffen herabsetzt und die gleichzeitig alle Länder zwingt, atomar hochzurüsten, um
sich gegen die USA zu verteidigen. Gleichzeitig erzeugen die USA einen explosiven
Terrorismus, der den Westen in einem Abnutzungskrieg verschleißen wird.
Die Bundesrepublik spielt hierbei keine eindeutige Rolle. So war klar, dass
Bundeskanzler Schröder, der einen Krieg im Irak verhindern will, durch den
amerikanischen Druck zum Kotau gezwungen würde. Denn wir werden an dem Krieg
teilnehmen und wir werden ihn mit finanzieren. Das ist bereits heute klar. So
hat sich die Bundesregierung verpflichtet, dass 7.000 Bundeswehrsoldaten 95 Kasernen
und Einrichtungen der Amerikaner in Deutschland zu bewachen haben. Von AWACS-Flugzeugen,
Fuchs-Panzern, fliegenden und schwimmenden Lazaretten, jede Menge kostenloser
Waffenlieferungen, dem kostspieligen Wiederaufbau und sogenannten friedenssichernden
Maßnahmen ist bereits heute die Rede. AWACS-Flugzeuge dirigieren Bomber und Jäger
bei ihren Angriffen. Somit führt Deutschland einen Angriffskrieg, der aus Sicht der
überwiegenden Zahl der Völkerrechtler verfassungswidrig und völkerrechtswidrig ist.
Aber immerhin war Schröders Versuch der erste, um vom Kriechen zum aufrechten Gang
zu gelangen. Da musste damit gerechnet werden, dass es nur zur Hocke reicht. Weltweit
hat uns dies Bewunderung eingetragen, während sich die USA mit ihrer Kriegspolitik
zunehmend selbst isolieren.
Der britische Schriftsteller John le Carré, der früher selbst Geheimdienstler war, sagte
im 'Spiegel', dass die USA zum Schurkenstaat werden, indem sie die Rechte und Freiheiten
systematisch untergraben. Es herrsche Folter auf der Grundlage geheimer Beschuldigungen
und Richtersprüche in geheimer lnternierung: Ohne sie "würde die Bush-Junta sich immer
noch an Erklärungen für so knifflige Angelegenheiten wie der Frage versuchen, wie es
überhaupt zum Wahlsieg kam; oder zur Enron Pleite; zur schamlosen Begünstigung ohnehin
steinreicher Leute; zur rücksichtslosen Missachtung der Armen der Welt, der Umwelt
sowie zu einer Unmenge von einseitig außer Kraft gesetzten internationalen Abkommen.
Sie müsste uns eventuell auch erklären, warum sie Israel bei dessen fortgesetzter
Nichtbeachtung von Uno-Resolutionen unterstützt... Eine grossartige neue Generation
von US-amerikanischen Nuklearwaffen ist in Vorbereitung, maßgeschneidert für die
angemessene Reaktion auf nukleare, chemische und biologische Waffen in den Händen
von >Schurkenstaaten<... Und Amerika entscheidet nicht nur einseitig, wer diese Waffen
besitzen darf oder nicht besitzen darf. Es behält sich ferner das einseitige Recht vor,
seine eigenen Nuklearwaffen immer dann und immer dort bedenkenlos einzusetzen,
wenn... es seine Interessen... für bedroht fühlt."
"Die amerikanische Öffentlickeit wird jedoch nicht nur getäuscht. Sie wird bedroht,
tyrannisiert, eingeschüchtert und in einem Dauerzustand von Unkenntnis und Furcht
belassen, der ihre Abhängigkeit von der politische Führung steigert... Die religöse
Frömmelei, mit der amerikanische Truppen in die Schlacht geschickt werden, ist vielleicht
der ekelhafteste Aspekt dieses drohenden surrealen Kriegs. Bush hat Gott im Schwitzkasten.
Und Gott hat sehr konkrete politische Ansichten. Gott hat Amerika dazu bestimmt, die
Welt in jeder Weise zu retten, die Amerika zusagt: Gott hat Israel dazu bestimmt, das
Bindeglied für Amerikas Nahost-Politik zu sein, und jeder, der an dieser Vorstellung
rüttelt, ist a) antisemitisch, b) antiamerikanisch, c) für den Feind und d)
ein Terrorist... Saddams Pech besteht darin, dass er auf dem zweitgrössten Ölfeld der
Welt sitzt. Iran, gleich nebenan, soll die grössten Erdgaslager der Welt besitzen.
Bush will beides, und wer ihm hilft, erhält ein Stück vom Kuchen. Und wer ihm nicht
hilft, bekommt nichts. Wenn Saddam kein Öl hätte, könnte er seine Bürger nach
Herzenslust foltern und ermorden. Andere Führer tun dies jeden Tag, aber sie sind
unsere Freunde und Verbündeten."14
Amerika und die Bush-Regierung macht mir Angst. In den USA wird Bush offen mit
Hitler verglichen. Die Amerikaner mit ihrem übersteigerten Nationalgefühl erinnern
mich zunehmend an das Deutschland von 1938. Auch wir glaubten, wir seien unbesiegbar.
Und wir glaubten, wir seien die Herrenrasse, die sich alles von den Schwachen nehmen
können. Die Erfahrung lehrt, wer sich nicht rechtzeitig gegen diesen Wahnsinn wehrt,
wird sein Opfer. Wehren wir uns zur rechten Zeit, damit wir uns nicht erneut schämen
müssen!
Holger Strohm (z.Zt. in Portugal)
Anmerkungen:
1 Glucksmann, André, "Die Macht der Dummheit", dva, Stuttgart, 1985
2 Bacque, James, "Der geplante Tod?", Ullstein Verlag, Frankfurt/M, 1989
3 Casti, John, "I know what you'll do next Summer", New Scientist, London,
S.28-32,
31.8.2002
4 Auer, Catherine, "Greenpeace to Sizewell B: D'oh", The Bulletin of the
Atomic Scientists, Chicago, S 6,7, Jan./Feb. 2003
5 Winter Le, Oswald, "Desmantelar a América", Publicacoes Europa-América,
Mem Martins, 2001
6 "Das Schweigen der Lämmer", Der Spiegel, Hamburg, Nr. 4, S.98-101, 20.1.2003
7 Woolsey, James, "Wir fangen mit dem Irak an", Der Spiegel, Hamburg, Nr. 4,
S.108,109,
20.1.2003
8 Clark, Ramsey, "Wüstensturm", Lamur Verlag, Göttingen, 1993
9 Flynn, Michael, "A Latin >axis of evil< ?", The Bulletin of the Atomic
Scientists, Chicago, S.13, Jan./Feb. 2003
10 Reilly, J. Victor, "lt's later than you think", The Bulletin of the Atomic
Scientists, Chicago, S.4, Jan./Feb. 2003
11 Times, London, S.5, 3.12.1974
12 Keller, Joachim, "Aufsicht gesteht Atomunfall in Hanau", Publik-Forum,
Oberursel, S.11, 12/2002
13 Kessler, Wolfgang, "Das Kartell decken oder knacken?", Publik-Forum,
Oberursel, 21/2002
14 Carré, John le, "Bekenntnisse eines Terroristen", Der Spiegel, Hamburg,
S. 138-140, 20.1.2003