49 zu 44. So lautet das Ergebnis einer Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace auf die Frage: Wären Sie bereit auf Tierversuche zur Entwicklung von Arzneimitteln zu verzichten? Fast die Hälfte der Deutschen geben dem Tierschutz Vorrang vor der medizinischen Forschung, während 44 Prozent nicht zu einem solchen Verzicht bereit wären.
Bezeichnend ist andererseits der Grad "rot-grüner" Desinformation, der mit dieser Befragung zu Tage kam. Ebenso wie Viele an Verbesserungen im Klimaschutz oder an eine ökologische Wende in der Landwirtschaft glauben, glauben rund 70 Prozent der Deutschen, daß die Zahl der Tierversuche in den vergangenen fünf Jahren gleich geblieben oder gar gesunken sei. Tatsächlich starben in deutschen Versuchslabors nach den neuesten verfügbaren Zahlen von 2001 erstmals wieder mehr als zwei Millionen Tiere. In den 80er Jahren und noch in den 90er Jahren war deren Zahl Jahr für Jahr gesunken und
hatte bereits die Marke von 1 Million Tieren unterschritten, doch die gentechnische Grundlagenforschung treibt die Zahl der Tierversuche wieder in die Höhe.
Dabei gibt es längst brauchbare Ersatzverfahren, wie Greenpeace in seinem neuesten Magazin berichtet. So könnten viele Substanzen statt an schmerzempfindlichen Tieren längst an Zellkulturen getestet werden, erläutern führende ExpertInnen für alternative Testmethoden in dem Report. Dies sei von besonderer Bedeutung, weil die Zahl der Experimente mit Tieren dramatisch steigen könnte. Bis zum Jahr 2009 wolle die EU-Kommission mehrere tausend Chemikalien auf Risiken für Umwelt und Gesundheit untersuchen lassen. ExpertInnen schätzten, daß dafür bis zu zwölf Millionen Tiere ihr Leben lassen müssen. Auch Greenpeace setzt sich dafür ein, künftig keine gefährlichen oder unzureichend geprüften Stoffe mehr freizusetzen, befürwortet aber eine Stoffprüfung ohne den Einsatz von Tierversuchen.
Die Deutschen sind beim Thema Chemikalientests weiterhin grob gesehen in zwei Lager gespalten: Zwar wollen 63 Prozent der Befragten Tierversuche im Prinzip so weit wie möglich verringern. Auf die Frage, ob beim Test der Gesundheitsschädlichkeit von Chemikalien der Verbraucherschutz oder der Tierschutz Vorrang haben sollten, halten jedoch 51 Prozent der Deutschen den Verbraucherschutz für wichtiger, 42 Prozent den Tierschutz.
Auffällig ist auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während Männern die eigene Gesundheit eindeutig näher liegt (59 Prozent), sind es bei Frauen lediglich 44 Prozent. Umgekehrt bewerteten 48 Prozent der Frauen, aber nur 35 Prozent der Männer den Tierschutz höher.
Frank Bayer