15.11.2007

Die Ostsee stirbt

Gabriel desinteressiert

Wie nicht anders zu erwarten endete die Ostsee-"Schutz"-Konferenz mit Scheinkompromissen, die das Sterben der Ostsee nicht aufhalten werden. RegierungsvertreterInnen der Ostsee-Anliegerstaaten und der EU haben in Krakau beschlossen, ab 2016 die Einleitung von Schadstoffen in die Ostsee zu verringern. Das Ziel sei eine Reduzierung des Algenwachstums und eine Bekämpfung der Sauerstoffarmut - in neun Jahren. Der deutsche Atom- und "Umwelt"-Minister Sigmar Gabriel sah in der Konferenz offenbar keinen geeigneten Hintergrund für Starfotos und beehrte sie nicht mit seiner Anwesenheit.

Der Ostsee-Experte der Umweltorganisation WWF, Jochen Lamp, bilanziert: "Der Kampf gegen die sauerstoffarmen Todeszonen in der Ostsee wird vertagt. Das ist untragbar. Die HELCOM-Staaten wollen bis 2021 eine gesunde Ostsee erreichen. Dieses Ziel wird mit dem heute beschlossen Aktionsplan verfehlt. Es reicht nicht, den schwerkranken Patienten zu vertrösten, um ihn dann in der Zukunft ein paar Pflaster aufzukleben. Was wir brauchen, ist eine Totaloperation - sofort. Dafür fehlt allen Beteiligten, auch Deutschland, die Einsicht und der Mut."

Hauptverursacher des expolsiven Algenwachstums ist die Überdüngung der Ostsee durch eingeschwemmte Mineraldünger aus der Landwirtschaft. Durch dieses Algenwachstum sinkt der Sauerstoffgehalt und riesige Todeszonen breiten sich mehr und mehr in der Ostsee aus. Rund 17 Prozent des Meeresbodens leidet in Folge von Überdüngung und Algenblüten an Sauerstoffmangel. Die Todeszonen machen inzwischen eine Fläche von 70.000 Quadratkilometern aus. Durch Ausschwemmungen aus gedüngten Äckern gelangen jährlich eine Million Tonnen Stickstoff und 35.000 Tonnen Phosphor in die Ostsee. Diese Mengen sollen, so die HELCOM-Staaten, ab 2016 um 13 Prozent (Stickstoff) beziehungsweise um 43 Prozent (Phosphor) gesenkt werden.

Es ist offensichtlich, daß es den Regierungen der HELCOM-Staaten (Ostsee-Anlieger) allein darum geht, nach dem Vorbild des Kyoto-Protokolls Handlungswillen zu demonstrieren - um dann letztlich für die Rettung der Ostsee nichts tun zu müssen.

Auch in einigen weiteren Punkten werden die ursprünglichen Ziele nicht realisiert: Für den längst überfälligen Schutz des Ostsee-Dorschs wurden lediglich Alibi-Maßnahmen beschlossen, die erst in 10 Jahren wirksam würden.

Enttäuscht zeigte sich der WWF über das Fernbleiben des deutsche Atom- und "Umwelt"-Ministers Sigmar Gabriel: "Manchmalwundert man sich über die Prioritäten von Herrn Gabriel. Für seichte Medientermine mit Eisbär Knut hat er offenbar mehr Zeit als für den Schutz der Ostsee", wunderte sich Jochen Lamp.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Die Ostsee stirbt
      Deutschland schaut zu (28.09.07)

      Ozeane kurz vor dem Arten-Kollaps
      Plünderung seit Jahren unvermindert (7.06.07)

 

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