27.11.2002

AKW Unterweser
Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Hannover. Das AKW Unterweser ist nun offenkundig ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Das Verfahren richtet sich einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft zufolge gegen den Atomkonzern Siemens-Framatome.

Nachdem im September dieses Jahres bereits an drei von vier Stuzten Risse entdeckt worden waren, die nach Angaben von Technikern dort nicht hätten auftreten dürfen, wurden nun auch Unregelmäßigkeiten am nuklearen Zwischenkühlsystem festgestellt. Die Schuld soll anscheinend auf Subunternehmer abgeschoben werden. Landesumweltminister Jüttner (SPD), der sonst regelmäßig alle Bedenken gegen den Betrieb des AKW Unterweser abbügelt, mußte ein "sehr ernsthaftes Problem" konstatieren. Als mögliche Straftatbestände kämen Betrug, Urkundenfälschung oder Untreue in Betracht.

Das AKW Unterweser war schon in etliche Skandale verwickelt. So wurden Brennelemente aus Sellafield verwendet, deren Begleitpapiere gefälschten waren. Auch wurde trotz des Einsatzes von MOX-Brennelementen, die Plutonium enthalten und zur Herstellung von Atomwaffen geeignet sind, eine Überprüfung durch die Internationale Atomenergiebehörde verweigert.

Bereits 1998 war eine Leckage an einer Schweißnaht einer Kühlleitung des Generators entdeckt worden. Und im selben Jahr wurden Lecks im nuklearen Zwischenkühlsystem festgestellt, weswegen der Reaktor vorübergehend vom Netz mußte. Unter dem damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Gerhard Schröder, wurde prompt der Weiterbetrieb genehmigt. Associated Press meldete damals: "Das Bundesumweltministerium hat die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Unterweser scharf kritisiert. (...) Niedersachsen habe sich erstmals über den Zustimmungsvorbehalt des Bundes hinweggesetzt und die Anlage wieder ans Netz gehen lassen. Die Anlage war im Juni vorzeitig in Revision gegangen, nachdem sich kurz zuvor ein Störfall ereignet hatte. Das Bundesumweltministerium hatte die Aufsichtsbehörde in Hannover um Aufklärung der Ursachen gebeten und sich die Zustimmung vor Entscheidung über das Wiederanfahren ausdrücklich vorbehalten." Doch Schröder ließ bereits als Ministerpräsident keine Gelegenheit aus, Angela Merkel, die damalige Umweltministerin, an Servilität gegenüber der Atommafia zu überbieten.

 

Ute Daniels

 

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