Sehr geehrte Damen und Herren,
im Quartier Vauban sollen dieser Tage drei Kasernen abgerissen werden.
Um das zu verhindern und um gegen die Entscheidung des Stadtrats zu
protestieren, wurden am Wochenende die Kasernen von BürgerInnen des
Stadtteils besetzt. Diese Besetzung hat die ausdrückliche Unterstützung der
überwiegenden Mehrheit der BürgerInnen des Quartier Vauban, die den Erhalt
der Kasernen und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in immer
schwierigeren Zeiten will!
Der geplante Abriss ist eine ökologische, ökonomische und soziale Unvernunft
und widerspricht ursprünglichen Beschlüssen des Freiburger Stadtrats für das
Quartier. Denn von Beginn an, als auf dem ehemaligen Kasernengelände Vauban ein neuer
Stadtteil von der Stadt Freiburg geplant wurde, war beabsichtigt, in diesem Stadtteil auch
weniger einkommensstarke BürgerInnen anzusiedeln.
Dafür gab es einen entsprechenden Beschluss des Stadtrats.
Auch die BürgerInnen, die als anerkannte offizielle BürgerInnen- vertretung des
künftigen Stadteils frühzeitig Mitte der neunziger Jahre den Stadtteil als
sozial-ökologischen konzipierten, gemeinsam mit StadträtInnen durchsetzten
und insofern die Pläne der Stadt den Erfordernissen der Zeit anpassten,
legten auf eine Entwicklung Wert, die nicht nur einkommensstarken
ermöglichte, sich die teuren Bauplätze im Quartier Vauban leisten zu können.
Deshalb hatte das Wort sozial im sozial-ökologischen Konzept der BürgerInnen
für den Stadtteil immer einen hohen Stellenwert. SUSI hatte den Anfang
gemacht, die Genova und die vielen Baugruppen im Quartier Vauban, deren
Mitglieder den Traum einer eigenen Wohnung so kostengünstig realisieren
konnten, setzten es fort. Hier wurde neben den ökologischen Errungenschaften
beispielhaftes geschaffen, was inzwischen weit über die Grenzen Deutschlands
hinaus hohe Anerkennung findet, als zukunftsweisend eingestuft ist.
Leider beschränkte sich dieses Tätigwerden für eine soziale Ausgewogenheit im
Quartier überwiegend auf Initiativen von BürgerInnen! Die Stadtverwaltung
Freiburg betrachtete die ökologischen und sozialen Initiativen immer äußerst
kritisch, eine Unterstützung fand nur selten und leider oft nur auf Druck von
BürgerInnen statt. Ein vermeintlich ökonomischer Druck, die Schaffung sog.
Sachzwänge, ließ soziale Gesichtspunkte in den Hintergrund treten! So wurde
z. B. der weitere Erhalt und die sinnvolle und soziale Nutzung wertvoller
Bausubstanz durch Umgestaltung von Kasernengebäuden durch die Genova, die
bewiesen hatte, daß die BürgerInnen in der Lage sind, aus dem Stand heraus
sehr professionell Wohnraum zu erstellen, vor Jahren abgelehnt. Mit
fragwürdigen Zahlen und Aussagen wurde nun das sinnvolle Projekt der
Drei5Viertel-Genossenschaft im Stadtrat gekippt.
Wir BürgerInnen des Quartier Vauban sind damit nicht einverstanden! Wir wollen eine
ausgewogene Zusammensetzung der Bevölkerung des Quartiers. Dieses Ziel,
grundsätzlich richtig und eines, das auch eine langfristig ökonomische Perspektive
hat, darf keinen kurzfristig ökonomischen Überlegungen oder der Lobby von Bauträgern
geopfert werden. Wir wollen keinen Abriß guter Bausubstanz! Wir protestieren gegen
eine Politik, die über unsere Köpfe hinweg entscheidet und unseren Willen nicht zur
Kenntnis nimmt! Denn wir finanzieren diese Stadtentwicklungsmaßnahme!
Wir appelieren: Nehmen Sie die Entscheidung zum Abriss der drei
Kasernengebäude rechtzeitig zurück und suchen Sie mit uns bzw. der
Vertretung des Quartiers (Forum Vauban) und der Genossenschaft Drei5Viertel
nach einer sinnvollen, sozialverträglichen, für das Quartier und die Finanzen
passenden Lösung für die Nutzung der Kasernengebäude. Es gibt sie! Wir bitten
um nichts mehr als um ökologische, ökonomische und soziale Vernunft!
Matthias-Martin Lübke
Gerda-Weiler-Str. 49