Optimismus allein nützt nichts
Noch im Juli hatte Ministerin Künast versucht, Optimismus in Hinblick auf den Zustand des deutschen Waldes
zu verbreiten. Ohne dies in irgendeiner Weise mit Fakten belegen zu können, verkündete sie, auf dem besten
Wege zu sein, das Waldsterben zu besiegen. Mehr noch als die bereits weitestgehend vergessenen "rot-grünen"
Ankündigungen vom Abbau der Arbeitslosigkeit oder dem Ausstieg aus der Atomenergie löste diese mehr
Besorgnis über den Zustand Renate Künasts als über den des Waldes aus1.
Doch gerade so als wolle das Waldsterben nach jahrelanger Stagnation und nachdem bereits seit Jahren immer
wieder von pseudowissenschaftlicher Seite dessen Überwindung verkündet worden war, der Frau Ministerin trotzen,
zeigen die Erhebungen in diesem Jahr erhebliche Verschlechterungen im Zustand.
Dieser Tage wurde der diesjährige "Waldschadensbericht" in Baden-Württemberg vorgelegt. Und angesichs eigener
Tatenlosigkeit, die allenfalls mit der per Hubschrauber veranstalteten Verteilung von Kalk über den Wäldern zu
übertünchen versucht wurde, vermochte der baden-württembergische Agrar-Minister Stächele bei der offiziellen
Vorstellung dieses Berichts (der von den Massenmedien seit Jahren gnädigerweise zwischen "Sonstiges" versteckt
wird), auch keine Schuldzuweisung an die Bundesregierung einzuflechten.
Die Schuld wurde dem Wetter zugeschoben: Als eine der Hauptursachen gelte die außergewöhnliche Trockenheit in diesem
Jahr. Auffällig ist, daß dabei nicht mehr zwischen Anlaß und Ursache unterschieden wird. Immerhin richtete Stächele
bei seinem Auftritt in der für ihn ungewöhlichen Rolle des Demonstranten eine Forderung an - unter anderem den Agrar-
und Forstminister Stächele: Konsequente Schritte zur Luftreinhaltung und zum Bodenschutz.
Während sich offensichtlich Politiker auf Forderungen an sich selbst verlegen, haben die Forstleute weit weniger
Belustigendes zu vermelden. Weil viele Bäume zum Ende des Sommers in Reaktion auf Trockenheit und Hitze
Nadeln oder Blätter abwarfen, um das Verdunsten von Wasser zu verhindern, gingen ihnen erhebliche
Mengen an Nährstoffen verloren. Diese werden ansonsten in der Phase der herbstlichen Blattverfärbung
in den Stamm als Reserve eingelagert. Zudem sehen die Forstwissenschaftler die Bedrohung durch den
Borkenkäfer im Gegensatz zum Sommer noch inzwischen weit bedrohlicher. Dieser habe sich "prächtig"
entwickelt und die stark belasteten Wälder hätten nur noch wenig Abwehrkräfte, um dem Käfer zu widerstehen.
Petra Willaredt
Anmerkungen:
1 Siehe auch unsere Kolumne
'Künast zum Haartest ?' v. 15.07.03