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Der Hauptunterschied zwischen Öko-Institut und Grünem Label besteht wohl darin, daß das Grüne Label den Anbieter in seine Bewertung mit einbezieht, wohingegen das Öko-Institut dies dem Kunden überläßt. Vom ökologischen Grundkonzept der Zertifi- zierung sind jedoch beide sehr ähnlich.

Kommentar

Festzuhalten bleibt, daß sich Öko-Institut und der Verein Grüner Label e.V sehr ernsthaft mit den Kriterien auseinandergesetzt haben, mit denen sie eine ökologische Energie- versorgung und -wende in Schwung bringen wollen. Nun liegt es wirklich an den Verbrauchern, mit neuer Energie in die Zukunft zu starten. Um den Einstieg in diese neue Zukunft zu erleichtern, wurde der Bericht auch noch um Adressen von Verbraucherverbänden und anderen sachkundigen Ansprechpartnern erweitert. Auch eine Liste der derzeit zertifizierten Anbieter mag Orientierung bieten. Dabei steht eines außer Frage: Ökostrom ist bis dato pro Jahr für eine durchschnittliche Familie um rund 200 Mark teurer als die mittlerweile zu Dumpingpreisen angebotene Atom- und Kohleenergie der ehemaligen Strom- monopolisten. Allerdings bleibt zu fragen, wie lange diese Tiefstpreise anhalten, denn Fachleute schätzen, daß diese Zustände nur drei bis vier Jahre dauern werden. Denn dann wären vermutlich wenige Großkonzerne im Verteilungskampf übriggeblieben, so daß in etwa fünf Jahren wieder die alten Strompreise vorherrschten könnten.3)

Dabei sollte man nicht vergessen, wie stark bei diesem Verdrängungswettbewerb die Arbeitslosenzahlen und damit die Sozial- abgaben für alle steigen werden. Denn es drohen bereits im Bereich der KWK-Anlagen rund 40.000 Arbeitsplätze wegzubrechen.11) Folgenschwer besonders für den einzelnen Betroffenen, aber auch gesamtgesellschaft- lich. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. So bietet etwa die Freiburger Energie- und Wasserversorgungs AG einen lukrativen Basistarif an. Wer 1600 Kilowattstunden pro Jahr oder weniger bezieht, fahre sogar besser als mit dem Billigstromanbieter Yello, so FEW-Vertriebsleiter Markus Heger, da die FEW eine sehr geringe Zählergebühr erhebt.12)

Auch gibt es bereits genügend Möglichkeiten, die geringen Mehrkosten für ökologisch erzeugten Strom auszugleichen. So erfordert Heizen mit Strom einen etwa zwei- bis dreimal

(Fortsetzung der ersten Spalte)

so hohen Brennstoffeinsatz wie eine moderne Gas- oder Ölzentralheizung; eine Umrüstung verringert Kosten und Umweltbelastung. Ebenso wie die solare Warmwasserbereitung rund 60 Prozent des Wärmebedarfs beim Warmwasserverbrauch abdeckt. Hierbei sollte man zugleich auf einen Warmwasseranschluß der Waschmaschine achten, der wiederum Strom einspart, da das elektrische Aufheizen durch die solare Warmwasserversorgung ersetzt wird. Einsatz von Stromsparlampen und das Abschalten von Standby sollte selbstverständlich sein.13)

Zu befürchten ist allerdings, daß die zukünftige Entwicklung auf dem Energie- sektor eine Richtung nimmt, wie sie das Umweltbundesamt (UBA) in seinem Jahresbericht von 1998 prognostizierte: mit sinkenden Strompreisen wird der Energie- verbrauch in Deutschland in den nächsten Jahren wieder steigen.14) So spricht Greenpeace jetzt schon von der leisen Öko-Katastrophe, da Deutschlands Energiequelle Nummer Eins, das Energie- sparen, zu versiegen droht.

Es deuten viele Anzeichen in diese Richtung - und gerade deshalb ist ein Umdenken hin zu einer ökolgischen Stromversorgung mit all ihren Konsequenzen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dringend von Nöten.

Insbesondere kommunale Stadtwerke starteten millionenschwere Sparkampanen – allein 1995 für 250 Millionen Mark. Doch sei die umweltfreundliche Investition "im harten Wettbewerb nicht mehr zu vermitteln", so Brigitte Neumann von den Stadtwerken Hannover. Auch das Programm "weiße Ware", mit dem seit 1994 stromsparende Waschmaschinen und Tiefkühltruhen gesponsert wurden, verschwand Ende Januar 2000 aus der Bilanz der Frankfurter Mainova AG. Dabei liegt es auf der Hand, daß Energiesparen lohnt und das Klima schont.

Verteilten doch vor drei Jahren bei der "Aktion helles NRW" 79 Energieversorger insgesamt 1,4 Millionen Energiesparlampen an ihre Kunden. Das senkte deren Strom- rechnungen zusammengenommen um rund 100 Millionen Mark. Die zwölf Millionen Mark, die die Energieversorger in die Aktion investierten, rentierten sich durch die Einsparung sogenannter Systemkosten von 30 Millionen Mark. Weil nun in Nordrhein- Westfalen über die Lebensdauer der Energiesparlampen 550 Gigawattstunden Strom  weniger  verbraucht  wurden,  ersparte

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