16.06.2008

Greenpeace
prangert Chemie-Konzerne an

Umweltgefahren durch Pestizide

Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace hat ein Negativ-Ranking der Mensch und Umwelt am stärksten gefährdenden Chemie-Konzerne veröffentlicht. Der deutsche Bayer-Konzern führt diese Hit-Liste an, weil er laut Greenpeace in seiner Gesamtwirkung die schlechteste Bilanz aufweist.1

"Die schmutzigen Portfolios der Pestizid-Industrie" lautet der neue Greenpeace-Report, in dem die Umwelt-Wirkung der Konzerne Bayer, Syngenta (Schweiz), Monsanto (USA), BASF (Deutschland) und Dow Chemical (USA) - nach ihrer Position im Ranking - publiziert wird. Monsanto hat - im Bereich Pestizide - den kleinsten Marktanteil, aber die "schwärzeste Produktpalette". Alle fünf gefährden nach dem Greenpeace-Report "ganz erheblich Gesundheit und Umwelt".

Der Report vergleicht die Pestizid-Verkaufsprogramme der fünf weltweit führenden Agrochemie-Konzerne, die 75 Prozent des Weltmarktes abdecken, auf Basis von Umwelt- und Gesundheitkriterien. Alle fünf Konzerne haben nach Darstellung von Greenpeace die Beantwortung von Fragen nach den von ihnen weltweit verkauften Pestizidwirkstoffen verweigert.

Bei der Untersuchung der Wirkstoffe wurden drei Kriterien zugrundegelegt: Welche Gefahreneigenschaften für Menschen und Umwelt sind bekannt? Sind die Toxizitätsdaten in wichtigen Datenbanken öffentlich zugänglich und somit bewertbar? Sind Rückstände der Pestizide in Lebensmitteln mit den vorhandenen Routineverfahren feststellbar?

Greenpeace kommt zum Ergebnis, daß im Schnitt 46 Prozent besonders kritische Stoffe in den Pestizid-Portfolios der Multis stecken. 243 der 512 weltweit von den Konzernen verkauften Pestizide gefährden danach Mensch und Natur besonders stark. Für 16 Prozent der verkauften Pestizid-Wirkstoffe gebe es nur unzureichende öffentliche Informationen über Giftwirkungen. Und selbst die besten EU-Labors können nicht alle Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln nachweisen. Dies ist laut Greenpeace bei 42 Prozent der Stoffe mit den heute eingesetzten Routineverfahren der Fall.

Derzeit verhandelt die EU ein neues Zulassungsrecht für Pestizide - nach Auffassung der Umweltschützer eine Chance, die es nur alle zehn bis 15 Jahre gibt. Gegen wichtige Verbesserungen kämpfen der deutsche Landwirtschafts- und Verbraucherminister Horst Seehofer und weitere Agrarminister anderer EU-Staaten.

Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter weist auf die im Report nachgewiesene außerordentliche Giftigkeit einzelner vertriebener Pestizide hin: Spritzmittel, die Krebs erregen, das Erbgut verändern, die Fortpflanzung, das Hormon- oder Nervensystem schädigen können, dürften nicht mehr zugelassen werden. Pestizide, die Bienen oder das Leben in Gewässern schädigen, müßten vom Markt verbannt werden, fordert Krautter. Bisher wolle aber die Chemieindustrie "mit ihrer geballten Lobbymacht selbst für solche Gifte die Zulassung durchsetzen".

"Pestizide finden sich in der Umwelt, in Lebensmitteln, die wir essen und in unseren eigenen Körpern", so Krautter. "Das ist eine tickende Zeitbombe für unsere Gesundheit sowie für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten."

Das Portfolio mit dem höchsten Anteil von für Mensch und Umwelt besonders schädlichen Spritzmitteln weise mit 60 Prozent der US-Agrarkonzern Monsanto auf. Da er aber den geringsten Marktanteil der fünf Konzerne habe, nehme Monsanto in der Gesamtwertung einen mittleren Platz ein. In der Gesamtwertung des Rankings wurden neben schädigenden Eigenschaften auch die verkauften Pestizidmengen berücksichtigt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel:

      Umweltverbrechen Mais-Anbau
      Nitrat und Pestizide verseuchen das Grundwasser (18.05.08)

      Bayer-Chemikalie Clothianidin gestoppt
      Zusammenhang mit Bienensterben nun doch nachgewiesen
      (17.05.08)

      Skandal: Hormon-Chemie in
      Baby-Nahrung und Kinder-T-Shirts (30.07.07)

      Bayer-Konzern gefährdet Kinder
      Japanische WissenschftlerInnen belasten den Chemie-Multi
      (11.01.05)

 

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