25.09.2003

UN-Umweltdirektor Töpfer
begrüßt Emissionshandel

Frühlingserwachen für die Atomenergie?

Am Dienstag sprach der ehemalige deutsche Umweltminister und jetzige UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer auf einem Energiekongress in Köln. Dabei begrüßte er den ab 2005 geplanten europaweiten Emissionshandel als im Grundprinzip "absolut richtig". Bereits beim "Energiegipfel" bei Bundeskanzler Schröder am Freitag vor einer Woche mit den Chefs der deutschen Energiekonzerne drehte sich alles um das Thema Emissionshandel. Bis März 2004 sollen in Brüssel die nationalen Zuteilungspläne verhandelt werden. Mit einem solchen Zuteilungsplan vergibt die Bundesregierung an Betriebe und Anlagen sogenannte Emissionsrechte, um die hinter den Kulissen bereits ein heftiges Gerangel eingesetzt hat. Denn bei der Frage, wer wieviel klimaschädigendes Kohlendioxid emittieren darf, geht es um Marktpositionen und um viel Geld.

Klaus Sturany vom Energiekonzern RWE äußerte auf dem Kölner Energiekongress bereits Bedenken, daß bei zu hohen Kosten für Emissionsrechte Braunkohlekraftwerke nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Er warnte vor "Exzessen" bei neuen Zielen zur CO2-Minderung. Doch da könnte ihn das Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin, beruhigen. Denn laut Meldungen dieses Instituts stieg die CO2-Emission in Deutschland entgegen weit verbreitetem Glauben seit 1999 wieder an1.

Der Handel mit Emissionszertifikaten soll so ablaufen, daß beispielsweise Kraftwerksbetreiber, die ihre ihnen zugeteilten Verschmutzungsrechte nicht ausschöpfen, diese an andere Unternehmen verkaufen können. Käufer eines solchen Zertifikats dürfen dann die entsprechende Menge Kohlendioxid zusätzlich emittieren. Gezählt wird dabei allerdings nur das CO2, das aktuell freigesetzt wird. Atomkraftwerke sind jedoch keineswegs - wie immer wieder verbreitet wird - CO2-neutral. Würde nämlich die CO2-Emission während der Errichtung der Anlagen, beim Uranabbau, bei der chemischen Umwandlung des Urans für die Verwendung in Brennstäben und beim Transport auf die Kilowattstunde Atomstrom umgerechnet, wäre Atomenergie auch auf diesem Gebiet nicht konkurrenzfähig. So hat beispielsweise die Gemis-Studie des Ökoinstituts Darmstadt aufgezeigt, daß Atomkraftwerke bei einer umfassenden CO2-Bilanz modernen Gaskraftwerken unterlegen sind. Auf der Grundlage der vereinbarten Berechnungsmethode jedoch läßt sich mit Atomkraftwerken im Emissionshandel gut verdienen.

Mit einer weiteren Festsetzung in den Grundlagen des Emissionshandels werden die Chancen der erneuerbaren Energien zunichte gemacht. Es werden nämlich nur Anlagen ab einer Größe von 20 MW berücksichtigt und so können Solar-, Biogas- und Windkraftwerke, sowie kleine Wasserkraftwerke keinen Gewinn im Emissionshandel erzielen. Atomenergie wird damit einmal mehr heimlich gefördert2. Und es darf nicht verwundern, wenn deren Propagandisten nach einer Zeit relativer Zurückhaltung wieder vermehrt das Gerücht vom klimafreundlichen Atomkraftwerk streuen. Die Förderung eines neuen europäischen Reaktortyps, des EPR, mit europäischen Forschungsgeldern scheint ihnen recht zu geben.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkung:
1 Siehe auch unseren Artikel:
   Umweltpolitische Geisterfahrer -
    "Rot-Grün" mit voller Fahrt in die Klimakatastrophe (9.01.03)
2 Siehe auch unseren Artikel:
    EEG: Trittin fördert die Atom-Konzerne
    vom 22.08.03 (u.a. zum Thema Blockheizkraftwerke und Wasserkraft)

 

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