27.06.2002

Künast schlägt Bresche
für Gen-Mais

Wie beim "Atom-Ausstieg" wird von der "rot-grünen" Bundesregierung auch im Bereich Landwirtschaft und Verbraucherschutz das eine versprochen, nämlich die "ökologische Agrar-Wende", und heimlich das genaue Gegenteil getan.

Über das Bundessortenamt hat Ministerin Künast eine Sondergenehmigung für rund 50 Tonnen gen-manipuliertes Saatgut für den kommerziellen Anbau erteilen lassen. In keinem anderen EU-Land außer in Deutschland und Spanien darf in diesem Jahr Gen-Mais frei angebaut werden. Immer noch sind in Deutschland laut repräsentativen Umfragen mehr als 70 Prozent der Bevölkerung gegen Gen-Food. Doch dies interessiert hierzulande weder Regierungsparteien noch Opposition.

Zudem werden im Gegensatz zu früheren Versuchs- anpflanzungen von Gen-Mais diesmal die Anbauorte geheim gehalten. Offensichtlich soll damit verhindert werden, daß örtliche Bürgerinitiativen mit der Sense verhindern, daß über unsere Köpfe hinweg Fakten geschaffen werden.

Diese in der absoluten Zahl als geringfügig anmutenden Anpflanzmengen müssen im Zusammenhang mit neuesten EU-Verordnungen gesehen werden. Laut diesen dürfen in Zukunft Lebensmittel als "gentechnik-frei" verkauft werden, wenn sie bis zu 3 Prozent mit Gen-Food verunreinigt sind. Die Industrie hofft, auf diesem Wege den Widerstand der VerbraucherInnen brechen zu können, wenn es denn in Zukunft heißt: "Jetzt ist sowieso überall Gen-Food drin".

GREENPEACE hat inzwischen an alle Städte und Gemeinden in Deutschland Briefe verschickt, in denen diese aufgefordert werden, für den Schutz ihrer AnwohnerInnen Sorge zu tragen und von der Gentechnik-Industrie und den einschlägigen Saatgutfirmen Auskunft über die Anpflanzorte zu verlangen. Bekannt geworden ist inzwischen immerhin soviel, daß der Gen-Mais vor allem entlang des Rheingrabens und in einigen Gegenden Bayerns angebaut werden soll.

Am 15.06. entdeckte GREENPEACE den heimlichen Anbau von Gen-Mais in Riedstadt bei Darmstadt. Das dortige Feld wurde öffentlich gemacht. Rund zwanzig AktivistInnen errichteten einen 12 Meter hohen Mast und spannten daran ein Transparent mit der Warnung: "Achtung! Hier wird heimlich Gen-Mais angebaut". In diesem Fall handelt es sich um Gen-Mais des Schweizer Chemie- und Agro-Konzerns Novartis.

Immer häufiger werden inzwischen auch Informationen über die schädlichen Auswirkungen von gen-manipulierten Pflanzen bekannt. In China sind die Auswirkungen des Anbaus gen-manipulieter Baumwolle nach nur fünf Jahren nicht mehr beherrschbar (Siehe unseren Artikel 'Außer Kontrolle'). Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte das US-amerikanische Wissenschaftsmaganzin 'nature' Untersuchungen, die belegen, daß der Monarchfalter durch die Pollen von Gen-Mais geschädigt wird. Ähnliche Auswirkungen sind auch auf andere Schmetterlingsarten zu erwarten. Das Feld mit Gen-Mais im hessischen Riedstadt liegt in der Nähe eines der größten Naturschutzgebiete Hessens.

Der Novartis-Mais birgt zudem eine besondere Gefahr: Er enthält aus technischen Gründen ein zusätzliches Gen, das ihn widerstandsfähig gegen den Einsatz von Antibiotika macht. Viele Wissenschaftler und Mediziner fordern ein Verbot von Gen-Pflanzen mit dieser Resistenz. Sie befürchten, daß die Antibiotika-Resistenz beim Verzehr der Gen-Pflanzen auf Krankheitserreger übertragen werden. Gebräuchliche Medikamente gegen gefährliche Bakterien würden beim Menschen dann nicht mehr wirken.

Bislang fordert GREENPEACE den verantwortlichen Bauern in Riedstadt dazu auf, den Gen-Mais sofort vom Acker zu entfernen und zu vernichten.

 

Ute Daniels

 

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