12.04.2009

Zehntausende beim Ostermarsch

Größte Beteiligung in der Kyritz-Ruppiner Heide

Beim diesjährigen Ostermarsch haben sich tausende Menschen in zahlreichen Städten beteiligt. Die stärkste Resonanz fand der Ostermarsch gegen das "Bombodrom"1 in der Kyritz-Ruppiner Heide in der Nähe des nordbrandenburgischen Wittstock, wo über 10.000 Menschen protestierten.

Traditionell ist die Botschaft des Ostermarsches Frieden und Abrüstung. Neben den Kriegen in Afghanistan (seit 2001) und dem Irak (seit 2003) wurde auch die neuerdings von US-Präsident Barack Obama verheißene Abschaffung der Atom-Waffen thematisiert.2

In Berlin versammelten sich die Menschen an der Gedächtniskirche. Unter anderem sprach der Leiter der tschechischen Kampagne gegen den geplanten US-Raketenabwehrschirm, Miroslav Prokes, zu den TeilnehmerInnen. Teile der Friedensbewegung hatte den traditionellen Berliner Ostermarsch in diesem Jahr allerdings mit der Begründung abgesagt, es habe in den vergangenen Monaten bereits viele politische Demonstrationen gegeben.

Eine starke Beteiligung fand der Ostermarsch in Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern. In Köln und in München demonstrierten beim Ostermarsch mehrere hundert Menschen gegen Krieg und gegen die NATO. Unter dem Motto "Nein zum Krieg - Nein zur NATO - Für Frieden und Gerechtigkeit" zogen die AktivistInnen durch die Münchner Innenstadt. "Frieden ist das Motto, Krieg gehört die Absage und auf den Müllhaufen der Geschichte", sagte Hauptredner Reiner Braun von Ialana, dem Internationalen Bündnis von Anwälten gegen Atomwaffen.

In norddeutschen Städten demonstrierten auf Ostermärschen hunderte Menschen für Frieden und Abrüstung. Aktionen, zu denen Friedensgruppen aufgerufen hatten, gab es unter anderem in Hannover, Bremen, Bremerhaven, Braunschweig, Oldenburg, Kiel und Rostock.

Der mittlerweile 17. Ostermarsch in der Kyritz-Ruppiner Heide richtete sich wie in den Jahren zuvor hauptsächlich gegen die geplante Nutzung der Landschaft bei Wittstock als Übungsplatz von Bundeswehr und Luftwaffe. Zum Auftakt der auch in diesem Jahr größten Osteraktion der deutschen Friedensbewegung hatte Mecklenburgs evangelischer Landesbischof Andreas von Maltzahn an die frühere Nutzung des Areals durch die sowjetische Armee erinnert: "Wir wollen nicht, daß diese Zeiten des Schreckens zurückkehren", sagte er. Maltzahn forderte dabei auch eine Abkehr von einem Sicherheitsdenken, das militärische Übungen nötig mache. "Es gibt keinen Frieden auf dem Weg der Sicherheit", zitierte er den Theologen Dietrich Bonhoeffer.

"Die Bundesregierung muss noch in dieser Legislaturperiode eine zivile Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide festlegen", forderte der Sprecher der Bürgerinitiative Freie Heide, Benedikt Schirge. Die Bundeswehr plant jedoch weiterhin trotz mehrmaliger für sie negativer Gerichtsurteile auf dem 144 Quadratkilometer großen Gelände jährlich bis zu 1.700 Kampfübungen und 8.500 Tiefflüge mit Abwürfen von Bomben und Raketen. Die militärische Nutzung ist seit Jahren durch Klagen von GegnerInnen und BürgerInnen der Umgebung durch gerichtliche Entscheidungen unterbunden.

AnwohnerInnen und Tourismusbranche kämpfen seit 17 Jahren gegen die Pläne, auch die Landesregierungen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wollen mittlerweile eine militärische Nutzung des "Bombodroms" verhindern. Zuletzt hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Ende März dem Verteidigungsministerium den Ausbau des Areals untersagt. Derzeit gibt es keine Betriebserlaubnis für das 144 Quadratkilometer große Gelände.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe auch unseren Artikel:

      Demonstration gegen Bombodrom am Neujahrstag
      Bundeswehr will Bombenabwurf üben (1.01.08)

2 Siehe auch unseren Artikel:

      Obama erhöht den US-Kriegsetat
      Größstes Militär-Budget der Weltgeschichte
      Ahmadinedschad bestreitet Pläne zum Bau einer Atom-Bombe
      (8.04.09)

Siehe auch:

      "Bewegung am Boden"?
      Die Friedensbewegung nach dem NATO-Gipfel (5.04.09)

      60.000 beim Ostermarsch
      Protest gegen fortgesetzte Kriege
      und gegen Unterdrückung in Tibet (24.03.08)

      Baden-württembergischer Ostermarsch in Stuttgart
      "Vernunft muß her statt Militär!" (23.03.08)

      Ostermärsche setzen Zeichen gegen Tornado-Einsatz (8.04.07)

      Zehnausende bei Ostermärschen der Friedensbewegung (16.04.06)

 

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