Die Zahl der Toten in Folge der Katastrophe bei der Love-Parade 2010 in Duisburg am 24. Juli stieg mittlerweile auf zwanzig. 511 Menschen wurden verletzt. Entgegen den anfänglichen offiziellen Aussagen, wonach Stürze zum Tod von Menschen oder zur Panik geführt hätten, ergab die Obduktion der Leichen, daß in allen zwanzig Fällen Quetschungen des Brustraums den Tod verursacht haben. Auch weitere Fakten belegen, daß das Gedränge am Tunnel durch die von Profitgier gelenkte Fehlplanung verursacht wurde.
Die mit den Obduktionen betrauten MedizinerInnen bestätigten, daß niemand von den getöteten elf Frauen und neun Männern im Alter zwischen 20 und 40 Jahren durch einen Sturz - wie zunächst von Vertretern der Stadt Duisburg und von Seiten der Polizei behauptet - ums Leben gekommen ist. Laut den Aussagen von ZeugInnen lagen in dem kritischen Bereich am Eingang des Tunnels mehrere Schichten Menschen aufeinander, auf denen andere gezwungen waren zu stehen.
Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die Frage, ob Veranstalter oder Polizei den Stau an der kritischen Stelle verursacht haben, sind zwar zur Klärung der Einzelheiten der Katastrophe nötig - sie lenken jedoch davon ab, daß die Planung der Love-Parade mit nur einem einzigen Zugangsweg, der zugleich auch als Ausgang dienen sollte, ursächlich für die Katastrophe war. Hinzu kommt, daß ein abgezäuntes Gelände ohne Fluchtmöglichkeiten für die Love-Parade ausgewählt wurde, das lediglich Platz für rund 250.000 Menschen bot, während über eine Million erwartet wurden. Daß das enorme Risiko dieser Planung bereits Wochen vor dem 24. Juli bekannt war, ist nicht zu leugnen. Der Grund für diese irrationale Planung liegt allein in der Profitgier des Veranstalters und der Stadtverwaltung Duisburgs.
Die Verwaltung der mit 2,75 Milliarden Euro verschuldeten Stadt Duisburg erwartete von der Love-Parade ähnliche Einnahmen wie sie in den Jahren 2007 und 2008 die Städte Essen und Dortmund verzeichnen konnten. Dort gaben die Raver und Raverinnen im Schnitt 95 Euro pro Person aus. Zudem wollten die PR-BeraterInnen Duisburgs Oberbürgermeister Sauerland mit der Love-Parade 2010 zum "Volkshelden" stilisieren.
Hieraus erklärt sich auch, daß die Stadtverwaltung kriminelle Zugeständnisse bei den Sicherheitsauflagen machte. So wurde eine "Unterschreitung der Fluchtwegausgangsbreiten" und ein "Verzicht auf Feuerwehspläne" genehmigt. (Siehe hierzu unseren Artikel v. 25.07.10) Intern wurde auf Polizei, Feuerwehr und MitarbeiterInnen der Duisburger Verwaltung Druck ausgeübt, um die Kritik an der unverantwortlichen Planung nicht laut werden zu lassen.
Bekannt wurde mittlerweile auch, daß der Veranstalter für die Love-Parade Duisburg lediglich
eine Versicherung über einem Betrag von 7,5 Millionen - vergleichbar mit einer KfZ-Versicherung - abgeschlossen hat.
Daß der Profitdruck seit Jahren wächst, zeigt nicht nur diese Katastrophe, sondern auch der Einsturz des Kölner Stadtarchivs, die Katastrophe in Bad Reichenhall, wo das Dach eine Sporthalle einstürzte und Menschen unter sich begrub oder auch die permanente Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken, für die ebenso keine tauglichen Katastrophenpläne und keine ernstzunehmenden Versicherungssummen existieren wie im Falle der Love-Parade.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unseren Artikel:
19 Tote bei der Love-Parade in Duisburg
"Wegen dem Profit. Nur deshalb." (25.07.10)