25.02.2005

Wozu dienen
Überwachungs-Kameras?

...zur Kriminalitätsbekämpfung jedenfalls nicht
Studie im Auftrag des britischen Innenministeriums bestätigt Ineffizienz

Immer noch gilt im "politischen Diskurs" der Einsatz von Überwachungskameras als Mittel, Straftaten zu verhindern. Nach wie vor achten PolitikerInnen mehr auf die Wirkung an Stammtischen als auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen.

Tatsächlich bieten Überwachungskameras die Möglichkeit, Plätze und Räume permanent beobachten zu können. Dazu können die Aufnahmen beliebig lange gespeichert werden, um mögliche TäterInnen zu identifizieren. Ob dies allerdings zur Kriminalitätsbekämpfung beitragen kann, ist von Anfang an nicht nur von DatenschützerInnen, sondern auch Kriminalitäts-ExpertInnen in Zweifel gezogen worden.

Ein Argument jedoch, das kaum je in der Debatte auftaucht, ist die sicherlich durch Überwachungskameras zu erzielende Personaleinsparung. Die Installation von Kameras - ob und in welchen Zeitintervallen tatsächlich jemand am Bildschirm sitzt ist letztlich irrelevant - kommt billiger als die Präsenz von PolizistInnen oder privaten Sicherheitskräften. Ein weiterer realer Vorteil der Kameras besteht darin, daß so die Kosten für aufwendige Maßnahmen, um den betreffenden Ort sicherer zu machen, eingespart werden können.

Daß mit Überwachungskameras neben dem Effekt der Kosteneinsparung der versprochene Gewinn an Sicherheit zu erzielen sei, wurde nun einmal mehr durch eine Studie widerlegt. Ausgerechnet in Großbritannien, das eine Vorreiterrolle bei der Einführung der Videoüberwachung in Europa beanspruchen kann, mußten die Propagandisten der "video security" einen herben Rückschlag einstecken. Großbritannien verfügt über die höchste Dichte an Überwachungskameras. So läßt sich bei vergleichbaren Städten mit und ohne Überwachungskameras leicht überprüfen, ob ein Effekt zu verzeichnen ist. Doch der Effekt ist gleich Null.

Die im Auftrag des britischen Innenministeriums vom Institut für Kriminologie der Universität von Leicester durchgeführten Studie zur Videoüberwachung ergab, daß kein Rückgang der Kriminalität zu verzeichnen ist. Darüber hinaus wird ein beliebtes Stammtisch- Argument widerlegt, denn eine repräsentative Befragung ergab, daß Videoüberwachung ebenso wenig bei den Menschen ein höheres Gefühl der Sicherheit erzielen kann. Nach Anbringung der Überwachungskameras nimmt deren Befürwortung bei den Menschen sogar eher ab, weil sie merken, daß die versprochene Wirkung ausbleibt.

Das Eindringen in die Privatsphäre scheint nach Aussagen der Studie jedoch dabei keine Rolle zu spielen. Die Befürchtungen, die Menschen äußerten, bevor die Überwachung realisiert wurde, nahmen nach der Installation deutlich ab. Die Mehrheit steht trotz weitverbreiteter Skepsis bezüglich des propagierten Nutzens positiv zur Installation der Überwachungskameras.

Ob neben dem realen Effekt der Kosteneinsparung weitere Gründe für die anscheinend unaufhaltsame Ausbreitung der Überwachung eine Rolle spielen, bleibt mangels fundierter Untersuchungen der Spekulation überlassen: Allmachtsphantasien, Abstumpfung gegen das Argument "Überwachungsstaat", Machbarkeitsglauben oder der Wunsch der Wirtschaft letztlich unumschränkte Kontrolle über die BürgerInnen erlangen zu können?

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel

      Der 'spiegel' enthüllt:
      Totalüberwachung der Konten (21.11.04)

      Will Metro seine Kundschaft verwanzen? (20.02.04)

      Die Wanze im Hemdkragen (29.12.03)

      "Rot-Grün" führt Videoüberwachung in Nordrhein-Westfalen ein
      (10.07.03)

      "Rot-Grün" im Überwachungswahn (8.05.03)

      Videoüberwachung mit mäßigen Erfolg (23.01.03)

      Echelon und die deutsche Wirtschaft (5.03.01)

      Stasi-Mielkes Auferstehung (23.02.01)

      Echelon - Existenz des Abhörsystems
      erstmals von einer Regierung bestätigt (21.01.01)

 

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