8.03.2001

Leserbrief an die Badische Zeitung

Baumfrevel
an der Bundesstraße

Dieser Leserbrief wurde überraschend wenig zensiert. Die herausgeschnittenen Passagen sind - wie immer - in rot wiedergegeben.

Am 1. und 2. März wurden an der B3 auf der Strecke zwischen Ringsheim und der Abzweigung nach Ettenheim siebzehn stattliche Linden gefällt. Zwölf auf westlicher Seite und fünf auf der östlichen. Die Bäume hatten einen Durchmesser von 60 bis 80 Zentimeter und waren kerngesund. Leider muß ich als BUND-Mitglied sagen, daß unser Verband versagt hat und nicht in der Lage war, die Bäume zu schützen. Unser Ortsvorsitzender war durch einen familiären Todesfall am Bodensee und die Anrufe empörter Mitbürger haben uns leider zu spät erreicht.

Es sind auch drei Bäume im Bereich südlich von Altdorf gefällt worden und es gibt Gerüchte, daß die Baumfällaktion weiter in Richtung Lahr fortgesetzt werden soll. Wenn dies versucht wird, muß mit dem aktiven Widerstand von Baumschützern gerechnet werden. Daß die Verantwortlichen sich ihres verbrecherischen Handelns bewußt waren, zeigt sich übrigens darin, daß sie die stehengebliebenen Baumscheiben mit Grassoden zu verdecken suchten. Anscheinend hofften sie, daß so ihr Tun nicht ruchbar wird.

Ich bin maßlos wütend über diesen Frevel. Eigentlich war nach Ende Februar mit einer solchen Schandtat nicht mehr zu rechnen, da entsprechende Verordnungen das Fällen von Bäumen ab dem 1. März verbieten. Aber offenbar steht Naturschutz in diesem Lande nur auf dem Papier. BUND, ROBIN WOOD und Netzwerk Regenbogen (siehe Artikel) hatten bereits letzten Sommer davor gewarnt, daß eine neue Straßenbaum-Verordnung in der Planung ist, die mit dem Vorwand, die Autofahrer schützen zu wollen, das Fällen von Straßen- und Alleebäumen rechtfertigen soll. Mehr noch: Neupflanzungen sollen dann nur noch im Abstand von 7 Metern vom Straßenrand zulässig sein. Im Artikel der Badischen Zeitung v. 6.03. ist nun bereits von diesen 7 Metern die Rede, die ein Neupflanzung angeblich untersagen würden.

Diese geplante Verordnung wurde nach den Protesten im letzten Jahr erst mal in der Schublade verschwinden gelassen. Aber es hatte sich gezeigt, daß in anderen Bundesländern bereits im Vorgriff auf diese massenweise Straßenbäume gefällt wurden. Wie unsinnig die Begründung ist, die Bäume müßten aus Sicherheitsgründen gefällt werden, weiß jede und jeder, denn an der B3 ist seit Jahrzehnten - zumindest in diesem Streckenabschnitt - kein einziger Mensch durch einen Unfall an einem Baum zu Tode gekommen. Ganz abgesehen davon, daß nicht der Baum sich dem Raser in den Weg stellt, sondern der Mensch schuld ist, wenn er das Auto nicht mehr beherrschen kann.

[Anmerkung: In einem Teil der Auflage war der folgende Abschnitt merkwürdiger Weise stehen geblieben.]

Bundesumweltminister Trittin hatte sich - mit Worten - für den Erhalt der Straßenbäume eingesetzt und zum Schirmherrn einer entsprechenden Institution küren lassen. Jetzt sehen wir vor unserer Haustür, was von diesen Worten zu halten ist.

Wir werden keine Ruhe geben, bis entlang der Bundesstraße wieder Bäume stehen - und nicht allein die jetzt gefällten müssen ersetzt werden, sondern auch die rund zwölf anderen, die im Laufe der Jahre klammheimlich verschwunden sind !

 

Klaus Schramm, Altdorf

 

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