26.07.2005

Acrylamid auch in
Bio-Kartoffelchips

Belastung mancher Produkte extrem hoch

Die Untersuchungsergebnisse sind ein schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit der Biobranche. Der Nimbus garantierter Schadstoff-Freiheit ist nun dahin. Eine am Montag veröffentlichten Untersuchung der VerbraucherInnen-Organisation 'foodwatch', die die Acrylamid-Belastung bei Bio-Kartoffelchips analysierte, liefert bei zwei der vier getesteten Sorten deutlich höhere Werte als bei zuvor untersuchten herkömmlichen Kartoffelchips.1 Die Testsieger erreichten dagegen einen Minimalwert, der erheblich unter den Werten der konventionellen Chips lag.

Acrylamid steht im Verdacht, Krebs zu verursachen sowie Erbgut und Nerven zu schädigen. Die Substanz kann sich beim Backen, Braten und Frittieren bilden. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen warnt in seinem jüngsten Jahresgutachten (2004): "Das Krebsrisiko durch die tägliche Aufnahme von Acrylamid mit der Nahrung liegt außerhalb des tolerierbaren Bereichs." In dem Bericht wird davon ausgegangen, daß in Deutschland jährlich 10.000 Menschen durch den Verzehr von Acrylamid an Krebs erkranken. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die tägliche Belastung mit Acrylamid ein Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten.

Getestet wurden vier verschiedene Sorten Bio-Kartoffelchips der Geschmacksrichtung Paprika. Die niederländische Firma Natudis mit der Marke 'Molenaartje' und der deutsche Hersteller Mayka kamen dabei auf 1.470 beziehungsweise 1.770 Mikrogramm Acrylamid je Kilo Chips. Damit liegen sie weit über dem "Signalwert" der Bundesregierung, der 1.000 Mikrogramm beträgt.

Zwei Produkte eines dritten Herstellers, FZ Organic Food mit der Marke 'Trafo', schnitten deutlich besser ab, was 'foodwatch' als Erfolg einer früheren Untersuchung wertet. Nach Umsatzeinbrüchen um 30 Prozent auf Grund der 'foodwatch'-Testergebnisse hatte die Firma die Produktionsmethode umgestellt und damit eine Reduktion der Belastung um 90 Prozent erreicht. Dies zeige, "daß öffentlicher Druck auch im Biobereich nötig ist und auf die Hersteller wirkt", sagte Barbara Hohl, Biologin und Sprecherin von 'foodwatch' am Montag.

Die Organisation kritisiert auch die sogenannte Acrylamid-Minimierungsstrategie von Verbraucher-"schutz"-Ministerin Renate Künast, da ausländische Hersteller nicht erfaßt würden und eine Kennzeichnungsvorschrift fehle. "Selbst enorm hoch belastete Produkte werden nicht aus dem Verkehr gezogen", so Hohl. 'foodwatch' startet jetzt eine Protestkampagne gegen die Hersteller stark belasteter Produkte.

 

Ute Daniels

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel

      Kartoffelchips mit Acrylamid
      Billigere sind oft weniger gefährlich (28.06.04)

 

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