10.02.2003

Kommentar

Atomares Endlager -
die evangelische Kirche
spielt ein falsches Spiel

Zur Tagung an diesem Wochenende in der ev. Akademie Loccum

Die evangelische Akademie Loccum bot dem von der Bundesregierung einberufenen Experten-Gremium "AK End" (siehe auch Artikel vom 17.11.02) ein Forum, um ihm seine Aufgabe zu erleichten. Die Aufgabe dieses bisher wenig öffentlichkeitswirksamen Gremiums besteht darin, bei der deutschen Bevölkerung Akzeptanz für ein atomares Endlager zu schaffen.

Der Studienleiter und Moderator der Veranstaltung Andreas Dally stellt es nun so dar, daß ein atomares Endlager auch "von den Gegnern der Kernenergie prinzipiell befürwortet" werde. Doch darum geht es nicht. Diese Aussage wäre an sich so banal wie: Radioaktiver Abfall löst sich nicht in Luft auf. Vom entscheidenden Punkt wird dabei abgelenkt. Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt für AtomkraftgegnerInnen, sich in eine Suche nach einem Endlager-Standort hineinziehen zu lassen.

Grundlegender Konsens im Lager der Atomkraft-GegnerInnen war immer: Über einen Endlager-Standort wird erst verhandelt, wenn der Ausstieg aus der Atomkraft Realität ist. Der Grund liegt auf der Hand. Die nicht vorhandene Entsorgung ist eine unserer Trumpf-Karten in der Argumentation gegen die Atomenegie. Zwar wird mit einem atomaren Endlager - ob in Gorleben oder an einem weniger ungeeigneten Standort - auch keine wirkliche Entsorgung möglich, denn der strahlende Müll muß dann für tausende Generationen gesichert werden mit den oft genug genannten Unwägbarkeiten. Aber wir müssen uns doch klar sein: Seit 1998 bis heute gibt es den von "Rot-Grün" versprochenen Atom-Ausstieg nicht. Bis 2006 wird es keinen Atomausstieg geben - das wissen selbst die letzten Gutgläubigen seit der Laufzeitverlängerung von Obrigheim.

Wenn sie dann in der Öffentlichkeit auftreten können und die Frage der Entsorgung als geklärt verkünden, haben sie uns nicht nur eine Trumpf-Karte abgenommen, sondern selbst eine in den Händen, gegen die wir nur noch defensiv argumentieren können. Dann steht zu befürchten, daß der Ausstieg nicht etwa "zu langsam" stattfindet, sondern daß wieder neue AKWs gebaut werden.

Verbal verkündet der Loccumer Studienleiter, die Kirche stelle sich "auf die Seite der Bevölkerung in Gorleben", die "massiv Vertrauen in die Politik verloren" habe. Doch doppelzüngig heißt es zugleich: Aufgabe der Kirche sei es, ein transparentes Verfahren bei der Untersuchung Gorlebens als Endlagerstandort zu fordern. "Fordern" klingt ganz ungewohnt bei Kirchenvertretern - zumal diese Forderung ja offene Türen einrennt. Genau das ist ja die regierungsamtliche Aufgabe des "AK End": Ein transparentes, "vertrauenschaffendes und akzeptanzförderndes" Verfahren, um einen Endlager-Standort in Deutschland durchzusetzen. Wenn sich die evangelische Kirche tatsächlich dazu hergibt, diesen Duchbruch der Atom-Lobby in Deutschland zu legitimieren, wird es nicht nur "die Politik" sein, die massiv Vertrauen verloren hat, sondern am Ende auch die evangelische Kirche.

Wir haben nicht das Vertrauen in unsere Politik verloren. Unsere Politik heißt Widerstand. Verhandlungen mit der Gegenseite um einen Endlagerstandort unterminieren den Widerstand. Auch wenn es im Wendland vielleicht sehr verlockend erscheinen mag, den Schwarzen Peter atomares Endlager einer anderen Region in Deutschland hinzuschieben. Solange es keinen Atom-Ausstieg gibt, muß es weiter heißen: Kein Endlager in Gorleben und auch nicht anderswo !

 

Ute Daniels

 

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