Zur Tagung an diesem Wochenende in der ev. Akademie Loccum
Die evangelische Akademie Loccum bot dem von der Bundesregierung einberufenen
Experten-Gremium "AK End" (siehe auch Artikel vom 17.11.02)
ein Forum, um ihm seine Aufgabe zu erleichten. Die Aufgabe dieses bisher wenig
öffentlichkeitswirksamen Gremiums besteht darin, bei der deutschen Bevölkerung
Akzeptanz für ein atomares Endlager zu schaffen.
Der Studienleiter und Moderator der Veranstaltung Andreas Dally stellt es nun so dar,
daß ein atomares Endlager auch "von den Gegnern der Kernenergie prinzipiell befürwortet"
werde. Doch darum geht es nicht. Diese Aussage wäre an sich so banal wie: Radioaktiver
Abfall löst sich nicht in Luft auf. Vom entscheidenden Punkt wird dabei abgelenkt. Es
ist jetzt nicht der Zeitpunkt für AtomkraftgegnerInnen, sich in eine Suche nach einem
Endlager-Standort hineinziehen zu lassen.
Grundlegender Konsens im Lager der Atomkraft-GegnerInnen war immer: Über einen
Endlager-Standort wird erst verhandelt, wenn der Ausstieg aus der Atomkraft Realität
ist. Der Grund liegt auf der Hand. Die nicht vorhandene Entsorgung ist eine unserer
Trumpf-Karten in der Argumentation gegen die Atomenegie. Zwar wird mit einem atomaren
Endlager - ob in Gorleben oder an einem weniger ungeeigneten Standort - auch keine
wirkliche Entsorgung möglich, denn der strahlende Müll muß dann für tausende
Generationen gesichert werden mit den oft genug genannten Unwägbarkeiten. Aber wir
müssen uns doch klar sein: Seit 1998 bis heute gibt es den von "Rot-Grün" versprochenen
Atom-Ausstieg nicht. Bis 2006 wird es keinen Atomausstieg geben - das wissen selbst die
letzten Gutgläubigen seit der Laufzeitverlängerung von Obrigheim.
Wenn sie dann in der Öffentlichkeit auftreten können und die Frage der Entsorgung als
geklärt verkünden, haben sie uns nicht nur eine Trumpf-Karte abgenommen, sondern selbst
eine in den Händen, gegen die wir nur noch defensiv argumentieren können. Dann steht
zu befürchten, daß der Ausstieg nicht etwa "zu langsam" stattfindet, sondern daß wieder
neue AKWs gebaut werden.
Verbal verkündet der Loccumer Studienleiter, die Kirche stelle sich "auf die Seite der
Bevölkerung in Gorleben", die "massiv Vertrauen in die Politik verloren" habe. Doch
doppelzüngig heißt es zugleich: Aufgabe der Kirche sei es, ein transparentes Verfahren
bei der Untersuchung Gorlebens als Endlagerstandort zu fordern. "Fordern" klingt ganz
ungewohnt bei Kirchenvertretern - zumal diese Forderung ja offene Türen einrennt.
Genau das ist ja die regierungsamtliche Aufgabe des "AK End": Ein transparentes,
"vertrauenschaffendes und akzeptanzförderndes" Verfahren, um einen Endlager-Standort
in Deutschland durchzusetzen. Wenn sich die evangelische Kirche tatsächlich dazu hergibt,
diesen Duchbruch der Atom-Lobby in Deutschland zu legitimieren, wird es nicht nur
"die Politik" sein, die massiv Vertrauen verloren hat, sondern am Ende auch die
evangelische Kirche.
Wir haben nicht das Vertrauen in unsere Politik verloren. Unsere Politik heißt
Widerstand. Verhandlungen mit der Gegenseite um einen Endlagerstandort unterminieren
den Widerstand. Auch wenn es im Wendland vielleicht sehr verlockend erscheinen mag, den
Schwarzen Peter atomares Endlager einer anderen Region in Deutschland hinzuschieben.
Solange es keinen Atom-Ausstieg gibt, muß es weiter heißen: Kein Endlager in Gorleben
und auch nicht anderswo !
Ute Daniels