17.02.2009

Nachtrag zum Gorleben-CASTOR:
Amt mußte
Strahlenmeßgeräte leihen

Greenpeace hatte beim CASTOR-Transport nach Gorleben im November 2008 eine ungewöhnlich hohe Neutronen-Strahlung gemessen. Der hochradioaktive Müll strahlte durch die Außenwände der Behälter vom Typ TS 28 V französischer Bauart noch in einem Abstand von 14 Metern mit bis zu 4,8 Mikrosievert pro Stunde. Wie die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg nun in einer Presseerklärung mitteilt, überraschte ein Mitarbeiter des Gewerbeaufsichtsamtes Lüneburg den Dannenberger Stadtrat mit dem Eingeständnis, daß zur Messung der Strahlung der CASTOR-Behälter auf dem Verladebahnhof Dannenberg Meßgeräte vom Betreiber des Zwischenlagers, der GNS, ausgeliehen werden mußten. "Wir könnten uns solche Geräte nicht leisten", räumte er ein. Ein krasses Versagen der Atomaufsicht sieht die BI Umweltschutz in diesem Eingeständnis.

Dannenberg ist die Verladestation für die strahlende Fracht, die bis dorthin per Bahn, die letzten 20 Kilometer per Straße ins oberirdische Zwischenlager Gorleben transportiert wird. Der Dannenberger Stadtrat hatte sich der Strahlungs-Problematik aufgrund der von Greenpeace gemessenen Werte angenommen und zur Ratssitzung in der vergangenen Woche ExpertInnen des Gewerbeaufsichtsamt, der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) und die Nuklearexpertin Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake eingeladen.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hat sich klar positioniert. Sie sieht in der erhöhten Strahlung - "mag sie auch innerhalb gesetzlich zulässiger, aber umstrittener Grenzwerte" liegen - einen klaren Verstoß gegen das gesetzlich fixierte Strahlenminimierungsgebot. Ungewollte bestätigte das von den CASTOR-Behältern ausgehende Gefährdungspotential auch Jürgen Auer, Sprecher des Gorlebener Zwischenlagerbetreibers GNS. Er begründete die Kontrollmessungen von nur drei der elf CASTOR-Behälter in Dannenberg damit, daß "Mitarbeiter nicht unnötig der Strahlung aussetzt" werden sollten.

Auch zuvor erfolgte Messungen in Frankreich durch die Gesellschaft für Strahlenschutz (GRS) stellt die BI grundsätzlich in Frage: "Warum werden wirtschaftlich orientierte Unternehmen wie die halbstaatliche GRS mbH gegenüber unabhängigen Organisationen bevorzugt?" Die juristische Prüfung, ob gegen den Transport Klage erhoben werde, dauert nach Angaben der BI an.

Die Atomkraft-GegnerInnen adressieren ihre Kritik an den niedersächsischen "Umwelt"-Minister Hans-Heinrich Sander, der die politische Verantwortung dafür trage, daß es keine behördenneutrale Messungen gibt: "Sander muß unverzüglich erklären, warum er die Gewerbeaufsicht materiell so ausstattet, daß das Amt die GNS anbetteln muß."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unseren Artikel:

      Nachtrag zum Gorleben-CASTOR
      Strahlenrisiko beim Atommülltransport fahrlässig erhöht (27.11.08)

 

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