10.01.2004

AtomkraftgegnerInnen warnen
vor neuem Tschernobyl
in Frankreich

Die französiche Atomaufsichtsbehörde übernimmt immer mehr die Rolle einer Anti-Atom-Bürgerinitiative. Wie wir bereits letztes Jahr berichteten1 legte sie erstmals offiziell die über lange Jahre geheim gehaltene und geleugnete radioaktive Verseuchung französichen Territoriums in Folge der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl offen und bestätigte die unsichere Auslegung französischer AKWs gegen Erdbeben.

Aktuell nun kann die Dachorganisation französischer Anti-Atom- Initiativen 'Réseau Sortir du Nucléaire' (Netzwerk Atomausstieg) auf einen weitere offiziell bestätigten Gefahrenpunkt hinweisen und - einmal mehr - den sofortigen Atom-Ausstieg einfordern: Sämtlich von der EDF betriebenen Druckwassereaktoren und darüber hinaus alle vom Bauprinzip her entsprechenden Reaktoren weltweit weisen eklatante Fehler im Notkühlsystem auf.

Nach einer Verlautbarung der französischen Aufsichtsbehörde können "in bestimmten Störfallsituationen" wie beim Bruch der Leitungen im Primärkreislauf die Filteranlagen verstopft werden. Die Folge wäre eine Blockade der Reaktorkühlung, dessen Überhitzung und somit in notwendiger Folge eine Reaktorkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl. Angeblich prüft der ehemalige Staats-Konzern und alleinige französische Stromversorger EdF bereits, wie dieses "Problem" zu lösen sei. Nicht etwa die französische Regierung, nein, die EdF wird bis Ende April in einer Stellungnahme mitteilen, welche Maßnahmen ergriffen werden können. Änderungen werden für frühestens 2005 in Aussicht gestellt.

Diese Fristen kritisiert das 'Réseau Sortir du Nucléaire' als "unverantwortlich". Bereits ein kleines Erdbeben könne einen Bruch der Leitungen im Primärkreislauf zur Folge haben. Ein vorrangiger Kandidat für ein neues Tschernobyl stellt das kleine elsässische Städtchen Fessenheim in der Nähe von Freiburg dar. Das dortige AKW, das bereits vor 26 Jahren in Betrieb ging und - ebenfalls lange geleugnet - als äußerst schwach gegen Erdbeben gesichert gilt, befindet sich im Oberrhein-Graben und damit in einer sehr stark erdbebengefährdeten Zone.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkung:
1 Siehe hierzu unseren Artikel
    Französische AKWs erdbebengefährdet v. 11.06.03

 

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