Zusammenstoß zweier Atom-U-Boote
Zwei Atom-U-Boote aus Frankreich und England sind im Atlantik zusammengestoßen. Der Unfall, der beinahe eine gigantische Atom-Katastrophe auslöste, fand bereits Anfang Februar statt und wurde bislang geheimgehalten.
Laut den inzwischen vorliegenden regierungsamtlichen Verlautbarungen wurden von den insgesamt 252 Seeleuten beider Atom-U-Boote bei der Kollision niemand verletzt. Wie kaum anders zu erwarten hieß es zudem, von der atomaren Ausrüstung der U-Boote sei zu keiner Zeit eine Gefahr ausgegangen.
Über den Umfang der Schäden an der Außenhaut der beiden Boote gab es hingegen keine Angaben. Beide Atom-U-Boote können mit 16 Raketen und einem Vielfachen an Atomsprengköpfen ausgestattet sein. Unklar ist bislang zudem, ob Geräte an Bord der Atom-U-Boote die Ortungstechnik der Gegenseite ausschalteten oder ob es sich gar um ein gemeinsames Manöver handelte.
Die französische 'Le Triomphant' war nach dem Unfall Anfang Februar nach offiziellen Angaben aus eigener Kraft nach Brest zurückgekehrt. Die britische 'HMS Vanguard' hingegen mußte nach einem Bericht der Zeitung 'The Sun' in ihren schottischen Heimathafen Faslane geschleppt werden. Die jeweils etwa 150 Meter langen Atom-U-Boote stießen den Angaben zufolge mit niedriger Geschwindigkeit unter Wasser zusammen.
Das französische Verteidigungsministerium hatte bezeichnenderweise am 6. Februar eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der von einer Kollision der 'Triomphant' mit einem "nicht identifizierten Objekt" die Rede war. Vermutlich habe es sich um einen Container gehandelt, hatte es damals geheißen.
Die französische Dach-Organisation der Anti-Atom-Initiativen 'Sortir du nucléaire' warf der Regierung vor, sie habe versucht, den Vorfall zu vertuschen: "Sie haben es erst zugegeben, als es in der Zeitung stand", sagte Stéphane Lhomme. Das sei schon bei den Atomversuchen in Algerien und im Pazifik so gewesen. "Wir sind höchst besorgt, was die Sicherheit von Atomanlagen angeht", sagte Lhomme. Es sei zu befürchten, daß die Bevölkerung im Falle einer Katastrophe zu spät informiert werde.
Die beiden U-Boote gehören zum atomaren Abschreckungsprogramm beider Staaten. Die Besatzung der 'HMS Vanguard' zählt 140 Seeleute. Zur Crew des französischen Schiffes gehören 112 Seeleute. Die Explosion auch nur eines einzigen Sprengkopfs einer Interkontinental-Rakete kann im offenen Meer einen weitaus größeren Schaden anrichten als eine Detonation bei einem der französischen Atombombentest auf dem Moruroa-Atoll zwischen 1966 und 1996.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Frankreichs Verbrechen auf Moruroa
188 Atom-Bomben und die Folgen (29.09.08)
Atom-U-Boot stand kurz vor der Kernschmelze
(21.12.2000)