3.08.2004

Protest gegen das Berufsverbot
für Michael Csaszkóczy

Bundesweites Aufsehen erregt die Neuauflage der Berufsverbots- praxis1 durch die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan. In ihrer letztverantwortlichen Entscheidung hatte es gelegen, ob der Heidelberger Lehrer Michael Csaszkóczy2 in den Schuldienst übernommen wird. Bereits seit dem 15. Dezember 2003, dem Tag als Csaszkóczy einen Brief des Oberschulamtes Karlsruhe erhielt, zieht sich das Verfahren hin. Seit Sommer 2001 hatte sich sein Name auf der BewerberInnenliste für das Lehramt im Bezirk Heidelberg befunden. Zunächst wurde ihm lediglich mitgeteilt, daß "einschlägige Erkenntnisse" des Innenministeriums aus den Jahren 1992 bis 2002 Zweifel an seiner FDGO3-Treue hätten aufkommen lassen.

Besonders ermutigend ist dagegen das Engagement von vier Schülerinnen, die 560 Protest-Unterschriften gesammelt hatten und gestern im Stuttgarter Kultusministerium abgaben. Offenbar konnte auch bis heute wirkliches demokratisches Rückgrad noch nicht völlig mit dem modernen Geßler-Hut der FDGO-Beschwörung beseitigt werden. Bei der Abgabe der Unterschriften verweigerte das Ministerium jegliche Information über den Stand des Berufsverbots-Verfahrens gegen Michael Csaszkóczy. Erfahren hat Csaszkóczy allerdings inzwischen, daß er seit mehr als zehn Jahren bespitzelt worden war. Solidarität erfuhr er nicht nur von Schülern und Schülerinnen, deren Eltern und einem in Heidelberg ins Leben gerufenen Solidaritätskomitee, sondern auch auf Bundesebene durch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und das Komitee für Grundrechte und Demokratie. Selbst aus dem Ausland erhält Csaszkóczy inzwischen Solidaritäts-Adressen, so beispielsweise vom CGT-Institut Alsace d'Histoire Sociale.

Schavan äußerte sich erstmals im Juni 2004 auf einer Wahlkampf- veranstaltung in Heidelberg öffentlich zu Fall Csaszkóczy und schien dabei am rechten Rand fischen zu wollen: Csaszkóczy werde von einer Mehrheit der Heidelberger Bürger abgelehnt, da er seit Jahren auf unangenehme "Art und Weise" aufgefallen sei. Einziger greifbarer Kritikpunkt war die angebliche Mitgliedschaft Csaszkóczy in einer Gruppierung, die sich "nicht eindeutig" von Gewalt distanziere. Unseres Wissens hat sich Ministerin Schavan zu keinem Zeitpunkt von der "rot-grünen" Kriegsbeteiligung im Kosovo und in Afghanistan distanziert. Wer mit dem Finger auf eine andere Person zeigt, richtet meist zugleich mindestens drei Finger auf die eigene Person.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    Berufsverbote (28.01.04)

2 Siehe auch unseren Artikel
    Berufsverbotsverfahren gegen Realschullehrer in Heidelberg
    (11.02.04)

3 Siehe auch die Dokumentation des Artikels von Günter Gaus
    Warum ich kein Demokrat mehr bin (30.08.03)

 

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