Durch aufmerksame Mitglieder des 'Vereins zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs'
(FoeBuD) kam kürzlich zu Tage, daß der Metro-Konzern Payback-Kundenkarten mit RFIDs, sogenannten
"Schnüffel-Chips", ausgestattet, ohne die KundInnen darüber zu informieren.
Diese Elektronik-Bauteile werden bereits in vielen Bereichen eingesetzt.1 Sie finden beispielsweise bei der
Verfolgung und Erfassung des Vermarktungsweges von Tieren oder Containern schon seit einigen Jahren Verwendung.
'Smartlabels' oder 'Transponder' am Joghurtbecher oder am Hemdkragen können zur elektronischen Preisauszeichnung
oder zur Lokalisierung der Ware dienen. "Radio Frequency Identification" (RFID) - also Identifikation durch
elektromagnetische Wellen - ist die Aufgabe der Waren-Chips, die auch als Funk-Etiketten oder Tags bezeichnet werden.
Sie senden eine Codenummer aus. Bei der Leistungsfähigkeit, mit der die Waren-Chips beispielsweise bereits in der
britischen Supermarkt-Kette Tesco ausgestattet sind, beträgt ihre Reichweite lediglich rund 30 Meter. Dies läßt sich
jedoch durch ein entsprechend engmaschiges Netz von Relaisstationen ausgleichen. Im Supermarkt kann mit diesen
Chips ganz harmlos geprüft werden, ob die Regale noch genügend gefüllt sind - oder im Zusammenspiel mit der EC-Karte
ein "Kundenprofil" erstellt werden: Welche Waren werden von welchen KundInnen mit welcher Bonität wie häufig gekauft?
Ähnlich problematisch wie bei der Kombination mit der EC-Karte - in Deutschland bisher noch nicht eingeführt - ist die
Kombination eines solchen "Schnüffel-Chips" mit der Payback-Kundenkarte. Ohne technische Probleme kann eine solche
Kundenkarte berührungslos und von den InhaberInnen unbemerkt gelesen und beschrieben werden. Und nur durch einen
Zufall bemerkten Bielefelder Mitglieder von FoeBuD, daß die Payback-Kundenkarte des "Metro-Future-Stores" einen
solchen Chip enthält. Die FoeBuD-DetektivInnen fanden in den Geschäftsbedingungen zur Payback-Kundenkarte keinen
Hinweis auf den Chip oder die damit mögliche Datenerfassung. Sie fragten daraufhin bei Metro nach entsprechenden
Informationen. Die Geschäftsleitung des Konzerns antwortete mit einem Foto, auf dem Hinweisschilder vor einem
DVD-Regal zu sehen sind. Exakt dieses DVD-Regal wurde jedoch zwei Tage zuvor fotografiert und auf diesem Foto,
das sich in FoeBuD-Besitz befindet, sind keine Hinweisschilder zu sehen. Offenbar ist sich also der Metro-Konzern der
datenschutz- rechtlichen Tragweite dieser Chip-Implantation durchaus bewußt.
Harry Weber
Anmerkung:
1Siehe auch unseren Artikel
'Die Wanze im Hemdkragen' v. 29.12.03