Daß in Zeiten des Krieges als Erstes die Wahrheit stirbt, ist seit dem 11. September 2001 bereits zum geflügelten Wort
avanciert. Daß in Zeiten des Krieges gegen die Natur regierungsamtliche Umweltberichte zurechtfrisiert werden, darf
nicht verwundern...
Im aktuellen Umwelt-Bericht der US-amerikanischen Regierung fehlt das gesamte Kapitel zum Thema Klimawandel.
Die US-Umweltschutzbehörde EPA (Environment Protection Agengy) war angewiesen worden, alle Daten zum
Thema globale Erwärmung zu entfernen. Dummer Weise war das ein bißchen zu auffällig und so mußten sich
bereits einige US-Senatoren an die Spitze des Aufruhrs stellen, um G.W. Bush - wie immer folgenlos - vorzuwerfen,
er manipuliere den Bericht seiner eigenen Behörde.
Paul Gilman, Leiter der EPA-Forschungsabteilung, teilte dieser Tage in Washington mit, der Abschnitt über den
Klimawandel sei wegen unterschiedlicher Auffassungen und wegen der anhaltenden Debatte über die globale
Erwärmung aus dem Bericht entfernt worden. In einem internen EPA-Memorandum heißt es dazu, die vom
Weißen Haus durchgesetzten Änderungen im ursprünglichen Bericht "repräsentieren nicht länger den
wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel", so die Nachrichtenagentur AP. Nachdem die US-Regierung
2002 den weltweiten Klimawandel erstmals als Realität akzeptiert, aber den originellen Vorschlag gemacht hatte,
daß sich Menschen, Tiere und Pflanzen an den Klimawandel einfach anpassen sollten, scheint sie sich dieses
Jahr wieder auf die Vogel-Strauß-Reaktion "Kopf-in-den-Sand-stecken" besonnen zu haben.
Seit über zwei Jahren weigert sich die US-Regierung das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen, in dem
sich einige der Industriestaaten verpflichten, bis 2012 die Treibhausgase um fünf Prozent zu reduzieren.
Anscheinend ist es der Bush-Adminitration noch nicht aufgefallen, daß es sich dabei um eine reine PR-Aktion
handelt und - mit der merkwürdigen Ausnahme Großbritanniens - die Unterzeichner-Staaten sich weiterhin mit
dem ansteigenden Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädigenden Gasen gegenseitig zu übertrumpfen
suchen. Vielleicht erachtet die US-Administration derlei PR-Aktionen auch schlichtweg für überflüssig.
Über die öffentliche Aufmerksamkeit für das fehlende Teil geraten derweil andere zwar geschönte, aber dadurch noch
längst nicht schöne Teile aus dem Blickfeld: Der zweibändige "Report on the Environment" führt von der Luftqualität
bis zum Trinkwasser eine Reihe von Verbesserungen auf, weist aber auch auf "offene Probleme" hin. Im Bericht heißt
es, die Luftqualität in der USA habe sich in den vergangenen dreißig Jahren um 25 Prozent verbessert. Fabriken
gäben deutlich weniger giftige Substanzen in die Umwelt ab. Im selben Report ist dann allerdings ebenfalls
nachzulesen, daß immer noch die Hälfte der US-Bevölkerung in Regionen lebt, in denen an manchen Tagen
die Höchstwerte für Luftschadstoffe überschritten würden.
Und der Anteil der Trinkwassersysteme, die alle Gesundheitsbestimmungen erfüllten, sei in einem Jahrzehnt von
79 auf 90 Prozent gestiegen. An andere Stelle heißt es wiederum, daß Tausende von Flüssen und Bächen nicht
sauber genug seien, um allen Arten eine Lebensgrundlage zu geben. Und ebenfalls ist in diesem Report nachzulesen,
daß die Zahl der Strandschließungen (sowohl am Atlantik als auch am Pazifik) zugenommen habe und jedes Jahr
40.000 Hektar Feuchtgebiete verschwänden.
Zum diesjährgen EU-Umwelt-Bericht, der ebensowenig Anlaß zur Hoffung bietet, siehe unser
Artikel vom 31.05.03.
Petra Willaredt