Auf der einen Seite sind zwar Fortschritte bei der Luftreinhaltung oder beim Gewässerschutz zu verzeichnen, auf der
anderen Seite jedoch wiegt die Zunahme an Treibhausgasen, Flächenverbrauch und Bodenerosion und wachsende
Müllmengen das Positive bei weitem auf. Dies bestätigt leider auch eine "Bilanz für die Umweltpolitik in Europa",
die von der Europäischen Umweltagentur (EEA) in Brüssel kürzlich vorgelegt wurde.
Technischer Umweltschutz wie Filter an Kraftwerksschloten oder bleifreies Benzin hat der Luft und den Wäldern in
Westeuropa geholfen. Gleichzeitig wurden weit mehr Schäden durch eine verfehlte Verkehrswirtschaft und eine
chemisierte Landwirtschaft verursacht. Überdüngte Böden, immer mehr bedrohte Tierarten (siehe unsere Artikel
zum
Apollofalter und zum
Bienensterben)
und statt dessen immer mehr Autos auf den Straßen und ein immer höherer Landschaftsverbrauch sind die Folge.
Die Regierungs-Chefs der EU hatten sich im Kyoto-Protokoll dazu verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen zu
senken, doch statt dessen stiegen sie in den letzten Jahren an (siehe unser Artikel
'Umweltpolitische Geisterfahrer' ). In den EU-Beitrittsländern ist die Zahl der
Autos seit 1990 um über 60 Prozent gestiegen. Auch ein Weg, die vorrangig von der deutschen Autoindustrie
verursachte Klimazerstörung zu exportieren.
Europa und ganz vorne weg Deutschland scheint von der Autoindustrie regiert zu werden. In Großbritannien und in
Deutschland - mit zunehmendem Erfolg - wurde die Bahn nach US-amerikanischem Vorbild heruntergewirtschaftet
(siehe Artikel
'Mehdorn, der "rot-grüne" Terminator').
Eine Verkehrswende im Sinne einer massiven
Verlagerung des sogenannten Individualverkehrs auf Bahn und Öffentliche Nahverkehrsmittel wird zwar immer wieder
versprochen, ist allerdings bisher erst in Japan ansatzweise erkennbar. Das 3-Liter-Auto oder - noch besser - das
Wasserstoff-Auto sind zwar technisch machbar, finden sich jedoch eher in Vitrinen als auf den europäischen Straßen.
Adriana Ascoli