27.08.2003

Mittelmeer-Delphine
rücken auf die Rote Liste

Viele UrlauberInnen kehren dieser Tage vom Mittelmeer zurück und ahnen nichts. Wie können sie auch ? Haben sie doch vermutlich noch bei keinem einzigen ihrer Mittelmeer-Urlaube der letzten zehn Jahre einen Delphin gesehen. Geprägt durch TV-Serien und Delphin-Shows würden sie gar "delphinus delphis", den Gemeinen Delphin als häßlich empfinden...

Bis vor wenigen Jahren noch kam der wissenschaftlich als Gemeiner Delphin bezeichnete Mittelmeer-Delphin relativ häufig vor. Gemein im Sinne von allgemein oder gewöhnlich also. Auf antiken Keramiken häufig als Begleiter der Schiffe dargestellt und von Museums- besucherInnen gewöhnlich mit der Frage konfrontiert, warum denn die alten Griechen Delphine so "komisch" mit buckliger Stirn dargestellt hätten.

Nun trifft es diesen alten Begleiter der Seefahrer also auch. Sein Rückgang ist in den letzten Jahren so dramatisch, daß er von der Weltnaturschutz-Organisation (IUCN) in die Rote Liste gefährdeter Arten als "stark gefährdet" aufgenommen werden mußte. Sein Verbreitungsgebiet wurde drastisch kleiner und in manchen Teilen des Mittelmeeres ist er bereits völlig verschwunden. Eine von der 'Whale and Dolphin Conservation Society' (WDCS) herausgegebene aktuelle Studie kommt zum Schluß, daß der Rückgang von der stark fortschreitenden Zerstörung seines Lebensraumes in den vergangenen 30 bis 40 Jahren verursacht wurde. Und der Präsident des italienischen Tethys Research Institutes und Gastprofessor an der Universität von Venedig, Giovanni Bearzi, fügt hinzu: "Die Hauptursache ist Nahrungsknappheit, die vor allem durch die Überfischung verursacht wird. Hinzu kommt die generelle Zerstörung des Lebensraumes" Schlichter gesagt: Er verhungert und wird von Schiffsschrauben verhackstückt.

Als weitere Faktoren werden die Meeresverschmutzung (die ja angeblich von Jahr zu Jahr geringer wird), die durch Schadstoffe verursachte Schwächung des Immunsystems, eine geringere Fortpflanzungsrate und das Ersticken in den Fischernetzen genannt. Wale und Delphine sind Säuger und müssen zum Atmen immer wieder an die Meeresoberfläche kommen. Nicht zuletzt wird befürchtet, daß auch die globale Klimaerwärmung die Lage der Delphine noch verschlimmern wird.

Auch die staatlichen und halb-staatlichen Delphinschutz- Organisationen haben erkannt, daß nur eine Reduktion des Fischfangs in Mittelmeer und Schwarzem Meer das Aussterben von delphinus delphis noch verhindern kann. Wie dies im Kapitalismus funktionieren soll, haben sie noch nicht herausgefunden.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:
1 Siehe auch unsere Artikel:
Legt den isländischen Walfängern das Handwerk! v. 20.08.2003
und
Ozeane bald leergefischt v. 26.05.2003

 

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