Neue Runde im Streit ums Dosenpfand
Der umweltfeindliche Teil der Getränke-Industrie, Nestlé vorneweg, hat mal wieder eine Niederlage vor Gericht einstecken
müssen. Letztes Wochenende noch hatte der Deutschland-Chef des Plastik-mit-Wasser-Verkäufers, Gustav-Alex Quast
vor einem Getränke-Notstand in Deutschland gewarnt, falls sich das Pfand auf Einweg-Verpackungen ("Dosenpfand")
durchsetzen sollte. Frech hatte er die Deutschen dazu aufgefordert, Nestlés Plastik mit Wasser im Keller zu horten.
Anfang des Monats hatten die Dosen- und Plastikflaschen-Abfüller den Aufbau des bundesweiten Rücknahmesystems,
der für bis 1. Oktober verbindlich zugesagt war, unter fadenscheinigen Gründen abgebrochen (Siehe unser
Artikel v. 4.06.).
Doch heute hat das Verwaltungsgericht Berlin die Pfandpflicht auf Einweggetränke-Verpackungen erneut für rechtmäßig
erklärt. Ob sich die Blech- und Plastik-Truppe davon allerdings abschrecken läßt, erscheint mehr als fraglich, zumal
sie allein seit Anfang 2002 - nur mal die Gerichts-Verfahren gegen den Bund gerechnet - bereits 16 mal abgeschmettert wurde.
Die andere Seite hingegen, der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, der Bundesverband
mittelständischer Privatbrauereien und die Genossenschaft Deutscher Brunnen, forderte Bundesminister Trittin
dazu auf, nicht an der Pfandpflicht rütteln zu lassen. Trittin trifft sich nämlich morgen mit den Verweigerern zum
freundschaftlichen Gespräch und bei solchen Gelegenheiten hat sich schon allzu häufig gezeigt, wie standfest er ist.
Am Wackeln ist allerdings anscheinend auch der Handelsriese 'Plus', der wie 'Aldi' mit der konsequenten Vermeidung
von Mehrweg und damit der Verlagerung von Kosten auf die Umwelt groß geworden ist: Es ist durchgesickert, daß 'Plus'
bei Brauereien Angebote für eine Belieferung mit Bier in Mehrweg-Getränkeverpackungen angefordert hat. Ebenfalls
wurde bekannt, daß 'Edeka' seine in Süddeutschland getestete Schwerpunktverlagerung hin zu Mehrweg demnächst
bundesweit durchziehen will. Wenn die Billig-Discounter 'Aldi', 'Lidl', 'Norma' und 'Plus' endlich gezwungen werden können,
sich an den Kosten des bundesweiten Rücknahmesystems zu beteiligen, wird damit zugleich auch ihr Interesse an
Einweg-Verpackungen schwinden...
Doch bis zum 1. Oktober ist es noch lang und Termine sind in den letzten fünf Jahren schon soviele ohne irgendwelche
Konsequenzen verstrichen, daß die Dreistigkeit der Umweltfeinde niemanden verwundern muß.
Harry Weber