23.10.2012

Elektro-Flugzeug der Zukunft
ohne Emissionen?

Elektro-Flugzeug Ce-Liner
WissenschaftlerInnen am 'Bauhaus Luftfahrt' in München arbeiten an einem Passagierflugzeug, das allein durch Elektromotoren angetrieben wird. Bis in zwanzig Jahren soll ein Prototyp fertiggestellt sein. Ob ein solches Elektro-Flugzeug dann jedoch fliegt, ohne Emissionen und ohne radioaktiven Atommüll zu hinterlassen, wird davon abhängen, wie der benötigte Strom erzeugt wird. Die Lärmbelastung für die AnwohnerInnen von Flughäfen könnte so in jedem Fall deutlich sinken.

Die Solarflugzeug-Pioniere Bertrand Piccard und André Borschberg haben zwar kürzlich bewiesen, daß ein allein mit Solarzellen angetriebenes Flugzeug 6000 Kilometer ohne Treibstoff zurücklegen kann (siehe unseren Artikel vom 24.07.12). Wegen der hohen Last der Solarzellen und Batterien ist die Ladekapazität allerdings sehr beschränkt, so daß ein direkt mit Solarstrom betriebenes Flugzeug auf absehbare Zeit nicht als Passagierflugzeug eingesetzt werden kann. Wenn der Strom jedoch am Boden erzeugt wird, ist die Realisierung des Elektro-Passagierflugzeugs nur noch eine Frage der Optimierung bereits heute vorhandener Technologien. Als umweltverträglich kann ein solches Flugzeug - beim Elektro-Auto liegt die gleiche Problematik vor - erst bezeichnet werden, wenn auch am Boden bei der Stromerzeugung keine Emissionen freigesetzt werden und kein radioaktiver Atommüll zurückbleibt.

Das 'Bauhaus-Luftfahrt'-Team in München arbeitet an einem elektrisch angetriebenen Kurzstrecken-Passagierflugzeug und legte jetzt eine erste Konzept-Studie vor. "Die Forscher konnten Technologiesprünge identifizieren, die das rein elektrische Fliegen auch im kommerziellen Sektor weitaus realistischer erscheinen lassen, als heute allgemein angenommen wird," erklärt der technische Leiter Mirko Hornung. Die Markteinführung wird für 2035 bis 2040 angepeilt.

Kombiniert wird der elektrische Antrieb mit einem Flugzeugkonzept, in das zahlreiche innovative Konstruktionsansätze integriert sind, wie den sogenannten "C-Flügel", der auch die aerodynamische Effizienz stark verbessert. Die generelle Auslegung des Konzepts, wie beispielsweise die Kapazität von 190 Passagieren, wurde nach detaillierten Marktstudien festgelegt, um alle Anforderungen des anvisierten Produktionszeitraums möglichst gut zu erfüllen. Eine abschließende Bewertung der operationellen Aspekte der Konzeptstudie deutete bereits an, daß die potentielle Emissionsfreiheit im Betrieb nicht mit höheren Kosten erkauft würde.

Die WissenschaftlerInnen nennen ihr Flugzeug "Ce-Liner". Ziel der Entwicklung ist zunächst ein Kurzstrecken-Passagierflugzeug mit einer Reichweite von 1650 Kilometern - also etwa der Flugstrecke Frankfurt - Sofia. Mit Flugzeugen dieser Reichweite können 79 Prozent aller Flüge abgedeckt werden. Nach weiteren fünf Jahren sollen Elektro-Flugzeuge mit einer Reichweite von 2600 Kilometern folgen. Dies würde für einen Flug Frankfurt - Larnaca reichen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Ist die Energie-Wende zu teuer?
      Im Gegenteil: jährlich könnte
      über drei Milliarden Euro eingespart werden (19.10.12)

      Pläne für Solarkraftwerk im südbadischen Hohberg
      kommen voran (18.10.12)

      Bundesregierung bremst
      Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)

      Erneuerbare Energien über 25 Prozent
      Energie-Wende immer rigider gebremst (26.07.12)

      Solar Impulse
      Das Photovoltaik-Flugzeug fliegt 6000 Kilometer (24.07.12)

      Weltumrundung mit Solar-Katamaran
      in 585 Tagen (5.05.12)

      Umweltverbände warnen
      vor Hype um Elektro-Auto (29.04.10)

 

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