Gegen EU-Militarisierung und US-Besatzung des Irak
Traditionell rückbeziehen sich die ItalienerInnen gerne an die Friedensbotschaft des Franz von Assisi. Dennoch ist
erstaunlich, daß in Italien mehr noch als in anderen europäischen Ländern das (linke) Verdikt über die neue
Friedensbewegung, die sich nach Ende der Irak-Krieges alsbald in Luft auflösen werde, so eindrücksvoll widerlegt wird:
Mehr als 300.000 Menschen beteiligten sich am Friedenmarsch von Assisi, der mit den deutschen Ostermärschen
vergleichbar ist.
Mehr noch - die Demonstration, die sich nicht einseitig gegen den US-Militarismus richtete und als zentrale Losung
"Für ein Europa des Friedens" wählte, hatte die größte Beteiligung seit Jahren. 24 Kilometer legten die Menschen
von Perugia bis nach Assisi gemeinsam zurück. Der langgezogene Demonstrationszug startete schon um neun Uhr
morgens. Auch auf Transparenten waren sowohl Forderungen an die USA, die Besatzung des Irak aufzugeben, als auch
gegen die Militarisierung Europas zu lesen. Der Sprecher der italienischen Friedenskoordination, Flavio Lotti, rief dazu auf:
"Da die Kriege überall auf der Erde weitergehen, darf auch die Friedensbewegung nicht nachlassen." Er nannte die
Demonstration von Assisi einen "Appell der Bevölkerung gegen den Krieg".
Beteiligt hatte sich auch die italienische Anti-Globalisierungs-Bewegung und deren prominente Mitglieder wie der Gründer
des Weltsozialforums von Porto Alegre, Candido Grzbowski, und die indische Bauernaktivistin Vandana Shiva, mischten
sich unter die Menge. Neben der von Italien aus über ganz Europa sich verbreitenden Friedensfahne in den
Regenbogenfarben, war auch freudig begrüßt das Rot der Gewerkschafter und Kommunisten zu sehen, die
Anfang dieses Jahres einen erheblichen Anteil an den gewaltfreien Blockadeaktionen gegen den auch in Italien
von den US-Streitkräften organisierten Truppenaufmarsch zum Einsatz im Irak. Daneben vervollständigten die
bunten Banner verschiedener Stadtwappen das Bild, denn die 'Koordination der Kommunen für den Frieden' hatte
in ganz Italien dazu aufgerufen, sich mit den Stadtflaggen zu beteiligen. Besonders angegriffen wurde von den
Demonstranten die italienische Regierung. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am Samstag angekündigt, das
Mandat für die italienischen Besatzungstruppen im Irak um sechs Monate zu verlängern1.
Adriana Ascoli
Anmerkung:
1 siehe auch unseren Artikel
'Frankfurt: Demonstration von Kriegsdienstverweigerern
aus der Türkei' vom 10.10.03,
der insbesondere auf die Bestechung der türkischen Regierung mit 8,5 Mrd. US-Dollar hinweist.