13.10.2003

Italien:
300.000 für Frieden auf den Straßen

Gegen EU-Militarisierung und US-Besatzung des Irak

Traditionell rückbeziehen sich die ItalienerInnen gerne an die Friedensbotschaft des Franz von Assisi. Dennoch ist erstaunlich, daß in Italien mehr noch als in anderen europäischen Ländern das (linke) Verdikt über die neue Friedensbewegung, die sich nach Ende der Irak-Krieges alsbald in Luft auflösen werde, so eindrücksvoll widerlegt wird: Mehr als 300.000 Menschen beteiligten sich am Friedenmarsch von Assisi, der mit den deutschen Ostermärschen vergleichbar ist.

Mehr noch - die Demonstration, die sich nicht einseitig gegen den US-Militarismus richtete und als zentrale Losung "Für ein Europa des Friedens" wählte, hatte die größte Beteiligung seit Jahren. 24 Kilometer legten die Menschen von Perugia bis nach Assisi gemeinsam zurück. Der langgezogene Demonstrationszug startete schon um neun Uhr morgens. Auch auf Transparenten waren sowohl Forderungen an die USA, die Besatzung des Irak aufzugeben, als auch gegen die Militarisierung Europas zu lesen. Der Sprecher der italienischen Friedenskoordination, Flavio Lotti, rief dazu auf: "Da die Kriege überall auf der Erde weitergehen, darf auch die Friedensbewegung nicht nachlassen." Er nannte die Demonstration von Assisi einen "Appell der Bevölkerung gegen den Krieg".

Beteiligt hatte sich auch die italienische Anti-Globalisierungs-Bewegung und deren prominente Mitglieder wie der Gründer des Weltsozialforums von Porto Alegre, Candido Grzbowski, und die indische Bauernaktivistin Vandana Shiva, mischten sich unter die Menge. Neben der von Italien aus über ganz Europa sich verbreitenden Friedensfahne in den Regenbogenfarben, war auch freudig begrüßt das Rot der Gewerkschafter und Kommunisten zu sehen, die Anfang dieses Jahres einen erheblichen Anteil an den gewaltfreien Blockadeaktionen gegen den auch in Italien von den US-Streitkräften organisierten Truppenaufmarsch zum Einsatz im Irak. Daneben vervollständigten die bunten Banner verschiedener Stadtwappen das Bild, denn die 'Koordination der Kommunen für den Frieden' hatte in ganz Italien dazu aufgerufen, sich mit den Stadtflaggen zu beteiligen. Besonders angegriffen wurde von den Demonstranten die italienische Regierung. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am Samstag angekündigt, das Mandat für die italienischen Besatzungstruppen im Irak um sechs Monate zu verlängern1.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkung:

1 siehe auch unseren Artikel
'Frankfurt: Demonstration von Kriegsdienstverweigerern
aus der Türkei' vom 10.10.03,
der insbesondere auf die Bestechung der türkischen Regierung mit 8,5 Mrd. US-Dollar hinweist.

 

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