In Folge der noch unter der Ägide von Umweltminister Meacher veranlaßten staatlichen vergleichenden Untersuchungen zum Anbau von genmanipulierten Pflanzen mit den entsprechenden konventionellen Sorten, hatte die britische Regierung letzten Oktober1 entschieden, das bestehende Gen-Moratorium auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Premierminister Blair hatte seinen allzu kritischen Umweltministers im Juni entlassen und auf eine Beendigung des Gen-Moratoriums für Ende Oktober 2003 gedrängt.
Nach der Niederlage im Oktober konzentrierte sich Blair auf die Durchsetzung von Gen-Mais. Da die Ergebnisse der 8,6 Millionen Euro
teuren Studie beim Gen-Mais nicht ganz so eindeutig negativ ausfielen
wie bei anderen der untersuchten Sorten, versuchte Blair, den
Anbau einer solchen Sorte des Agro-Konzerns 'Bayer'
durchzudrücken. Der Leiter der Studie, die in staatlichem Auftrag von
der Royal Society durchgeführt worden war, hatte sich allerdings
öffentlich für einen Erhalt des Gen-Moratoriums auf ganzer Linie
ausgesprochen. Und so stellte sich der Umweltausschuß des britischen
Parlaments nun auch gegen die Pläne Blairs. Die britischen Abgeordneten entschieden gegen den Anbau des Gen-Mais von 'Bayer'. Als besonders bedenklich
hatte das im Umweltausschuß angehörte 'Environmental Audit
Committee' die drohende Gen-Kontamination von konventionellen
Nutzpflanzen herausgestellt. Zu dieser Problematik war erst kürzlich
eine aufsehenerregende US-amerikanische Studie veröffentlicht
worden2.
Kurz nach der Entscheidung des britischen Umweltausschusses wurde bekannt, daß Paul Rylott, Chef von 'Bayer BioScience' sowie Vorsitzender des einflußreichen Lobby-Verbandes 'Agricultural Biotechnology Council' (ABC), mit sofortiger Wirkung entlassen wurde. Mit Rylott muß die gesamte europäische Führung von 'Bayer BioScience' ihren Hut nehmen. Britische Zeitungen vermuten, daß der Rauswurf Rylotts mit dem Scheitern des Gentechnik-Programms von 'Bayer' zusammen hängt.
Klaus Schramm
Anmerkung:
1 Siehe hierzu unseren Artikel
Erfolg der Gentech-gegnerInnen in Großbritannien v. 29.10.03
2 Siehe hierzu unseren Artikel
Beweis unkontrollierbarer Gen-Kontamination v. 25.02.04