Gefahren nicht zu leugnen
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner genehmigt den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora zu Versuchzwecken wie heute (Montag) bestätigt wurde.
Der Anbau der für die Verarbeitung in der chemischen Industrie von BASF designten Gen-Kartoffel ist heftig umstritten. Der Vorgänger Aigners im Amt des Bundeslandwirtschaftsministers Horst Seehofer hatte sich im Februar 2008 in einer Entscheidung auf EU-Ebene auf die Seite der Gegner-Staaten geschlagen.1
Die Gefahren beim Anbau der Gen-Kartoffel sind nicht zu leugnen. Mehrmals wurden auf bereits abgeernteten Veruchsfeldern zurückgebliebene Knollen gefunden. Eine Analyse im Auftrag der Umwelt-Organisation BUND hatte ergeben, daß sie ein Antibiotika-Resistenzgen als sogenannten Marker enthalten. Somit ist widerlegt, daß bei angeblich wissenschaftlichen Versuchen mit besonderer Sorgfalt vorgegangen würde, um eine Ausbreitung der genmanipulierten Kartoffel auszuschließen. Im Gegenteil nähren diese Erfahrungen den Verdacht, daß der sogenannte wissenschaftliche Versuchsanbau vorrangig darauf abzielt, gerade die Gen-Kontamination herkömmlicher Kartoffel-Sorten herbeizuführen. Das Argument der Gentechnik-GegnerInnen, daß beim Anbau von genmanipulierten Pflanzen eine Ausbreitung der künstlich eingefügten Eigenschaften nicht verhindert werden könne, wird dann in Zukunft schlicht mit dem Hinweis gekontert: Die befürchtete Ausbreitung sei nun leider bereits eingetreten und nicht mehr rückholbar - ein Verbot sei daher nicht mehr zweckdienlich.
Agrar-Ministerin Aigner beruft sich auf eine dieser Tage abgeschlossene Prüfung, die zum Ergebnis gekommen sei, daß sich "keine negativen Einflüsse auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt" ergeben hätten. Mit der grundsätzlichen Zulassung der Pulpe der Gen-Kartoffel als Futtermittel habe die aktuelle Entscheidung jedoch nichts zu tun. Darüber müsse die EU-Kommission befinden. Beim Anbau der Gen-Kartoffel Amflora handle es sich lediglich um Freilandversuche, die der Chemiekonzern BASF in Deutschland durchführe. Es gehe dabei "nur um Forschung und Saatgutentwicklung." Aigner versucht nun die Öffentlichkeit - insbesondere in Bayern, wo sich in der bäuerlichen Wählerschaft der "C"SU immer stärkerer Widerstand gegen die Agro-Gentechnik bemerkbar macht - zu beschwichtigen, indem sie darauf hinweist, daß sie in Gesprächen mit dem Chemie-Konzern BASF eine Reduzierung der Versuchsflächen erreicht habe. Statt wie ursprünglich geplant auf 40 Hektar, solle Amflora nun lediglich auf 20 Hektar angepflanzt werden. Ob die Versuchsflächen in Zukunft sorgfältiger abgeerntet würden, ist nach den Gesprächen offenbar nicht geklärt.
So bleibt es offenbar auch bei einem "Versuchsanbau" von Amflora-Kartoffeln in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits im Jahr 2008 wurde Amflora in Deutschland auf mehr als 100 Hektar zu "Forschungszwecken" angebaut. Im Jahr 2007 hatte der Konzern, nachdem er damit gescheitert war, die Zulassung von Amflora durchzusetzen, kurzerhand 160 Hektar Anbaufläche zu "Versuchsfeldern" umdeklariert. Dies waren sogar 10 Hektar mehr als BASF zu Beginn des Jahres 2007 für den kommerziellen Anbau hatte eintragen lassen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu unseren Artikel
Gen-Kartoffel Amflora
darf verfüttert werden
Teilerfolg für BASF (19.02.08)
Siehe auch unsere Artikel:
Bauern akzeptieren keine Gen-Kartoffel
"Gen-Walli" floppt (24.01.08)
Gen-Kartoffel von BASF wird von EU-Bürokratie verharmlost
Kritik der Europäischen Arzneimittelagentur beiseite gewischt
(18.04.07)