Am 24.11.04 wurden Ergebnisse eines von Bundesverbraucher-Ministerin Renate
Künast zugelassenen Erprobungs-Anbaus von Gen-Mais der Öffentlichkeit präsentiert.
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) widerspricht der von der Firma
'Innoplanta' dabei vorgebrachten Behauptung, damit sei die Möglichkeit der
Koexistenz zwischen ökologischer und gentech-freier Landwirtschaft auf der
einen Seite und der Agro-Gentechnik auf der anderen Seite nachgewiesen.
Der BÖLW erinnert daran, daß neben dem untersuchten Pollenflug auch durch verunreinigtes Saatgut sowie verunreinigte Ernte-, Transport- und Lagereinrichtungen die Kontamination gentechnikfrei erzeugter Produkte mit gentechnisch veränderten Bestandteilen droht. Erfahrungen in den USA mit Mais, Soja und Raps zeigen, daß bereits nach kurzer Zeit kaum eine Partie dieser Pflanzenarten noch frei von den künstlichen Genen ist.
Solche Verunreinigungen gefährden die Ökologische Lebensmittel- wirtschaft, die sich nicht nur selbst verpflichtet hat, sondern darüber hinaus die gesetzliche Auflage erfüllen muß, ohne Gentechnik zu arbeiten. Zwar haftet nach dem neuen Gentechnikgesetz der Gentechnik-Verwender, wenn es zu Schäden bei seinen Nachbarn kommt. Dennoch müssen Öko-Bauern und die Verarbeiter ihrer Produkte, um Verunreinigungen zu vermeiden, einen zusätzlichen Aufwand betreiben. Dieser zusätzliche Aufwand bedingt erheblichen finanzielle Mehr-Belastungen, die zu Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft führen werden.
"Dabei ist die Ökologische Lebensmittelwirtschaft ein boomender Wirtschaftssektor - unser Umsatz steigt kontinuierlich und liegt mit über 3 Milliarden Euro um ein Vielfaches über dem der Agro-Gentechnik- Industrie", so Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW. "Die Zahl der Beschäftigten hat sich in den letzten 10 Jahren auf 150.000 Personen verdoppelt. Über 50 Prozent der Verbraucher äußern Kaufbereitschaft."
Ganz anders das Bild in der Gen-Tech-Branche: Sie beschäftigt in Deutschland nach einer Studie von 'Ernest and Young' im Jahr 2003 unter 2.000 Personen bei einem Umsatz von rund 150 Millionen Euro. Als Rationalsierungstechnik wird sie in der Landwirtschaft weitere Arbeitsplätze kosten. Zudem steht ihr über 70 Prozent der Bevölkerung ablehnend gegenüber.
"Es kann nicht sein, daß die Ökologische Lebensmittelwirtschaft als umweltfreundlicher und wachsender - und damit innovativer - Wirtschaftssektor von einer Technik gefährdet wird, die im Vergleich zu diesem Wirtschaftssektor nur ein Bruchteil an Arbeitsplätzen zur Verfügung stellt", betont Dr. Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW. "Zudem bietet die Agro-Gentechnik bis heute nur Anwendungen, die mehr Probleme als Lösungen schaffen und zu denen es einfache und kostengünstige ackerbauliche Alternativen gibt".
Unstrittig ist, daß der Ökologische Landbau effektive Antworten auf die Umweltprobleme einer intensiven Landwirtschaft gibt. Untersuchungen zeigen, daß sich diese Probleme durch die Agro-Gentechnik verschärfen. So stieg in Anbaugebieten von gentechnisch veränderten Pflanzen in den USA der Pestizid-Einsatz.1
Vergleicht man nachhaltige Wirtschaftskraft, Wirkung auf den Arbeitsmarkt, Bedürfnisse der Bevölkerung und Umweltfreundlichkeit, dann erweist sich der ökologische Landbau als die innovative Form der Landwirtschaft - und nicht die Agro-Gentechnik.
Frank Bayer
Anmerkung
1 Siehe auch unseren Artikel
Erhöhter Pestizideinsatz
durch Gen-Pflanzen in den USA (30.11.03)