Das europäische de-facto-Moratorium gegen die Einfuhr und den Anbau gentechnisch veränderter
Organismen (GVO) scheint Bestand zu haben. Anfang Mai votierte der Schweizer Nationalrat in
einer Sondersession mit 83 zu 78 Stimmen für die Verlängerung des Moratoriums bis 2009. Im
Gentech- nologiegesetz hatte das Schweizer Parlament die entscheidende Frage kurz zuvor offen
gelassen und so hatten die Gen-Konzerne bereits auf einen Durchbruch gehofft.
Bisher versuchen lediglich die spanische und die "rot-grüne" deutsche Regierung dieses Moratorium
mit der Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Nahrungsmittel mit einem GVO-Anteil von mehr
als 0,9 Prozent zu kippen. US-amerikanische Emissäre bearbeiten zur Zeit mit aller Macht die
griechische Regierung, sich ebenfalls auf das Trojanische Pferd einer Genfood-Kennzeichnung
einzulassen. US-amerikanische Agro-Konzerne drängen mit ihren GVO-Züchtungen auf den
europäischen Markt, da sie in diesen Bereich Milliarden investiert haben und ihnen der Konkurs
droht, falls der europäische Markt auf Dauer für Gen-Pflanzen verschlossen bleibt.
Erst kürzlich hat der US-Kongress ein AIDS-Hilfsprogramm für Afrika in Höhe von 15 Milliarden Dollar
an die Bedingung geknüpft, daß die Empfängerländer sich bereit erklären, Lebensmittellieferungen
mit gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln zu akzeptieren. Eine solche Bedingung hätte keine
rechtliche Basis, eignet sich aber als Druckmittel gegen verarmte Staaten. Dieses Vorgehen hat der
Österreichische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Josef Pröll öffentlich angeprangert und
gemutmaßt, daß die Agrar-Märkte jetzt "mit der Brechstange erschlossen werden sollen, nachdem
die USA Milliarden in die Entwicklung der Gentechnik gesteckt" hätten.
Doch kritische Stimmen kommen inzwischen auch vermehrt aus den USA. Eine aktuelle Studie
belegt, daß bereits jetzt 8 Prozent der Bio-Bauern in den USA zusätzliche Kosten oder Schäden
als direkte Folge der "grünen" Gentechnik (Grüne Gentechnik ist die offizielle Bezeichnung für Agro-Gentechnik)
zu verzeichnen haben. In Großbritannien befürchtet Umweltminister Michael Meacher eine Bedrohung
des angestrebten Wachstums der Biolandwirtschaft durch die zu befürchtende GVO-Kontaminierung
per Auswilderung und Pollenflug. In Deutschland wurde eine entsprechende Studie (siehe auch unser
Artikel) von Öko-Institut, Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Berlin u.a. im September 2002 vorgelegt, die allerdings auffallend wenig Verbreitung findet. Künast und
Trittin halten sich krampfhaft Augen und Ohren zu.
Eine Gruppe prominenter britischer Wissenschaftler hat für einen internationalen Aufruf gegen die "grüne"
Gentechnik unter Kollegen bereits 585 UnterzeichnerInnen aus 72 Ländern mobilisieren können.
Petra Willaredt