Gen-Soja illegal und legal auf dem Vormarsch
Obwohl in Brasilien entsprechend der theoretisch gültigen Gesetzeslage keine genmanipulieten Pflanzen angebaut werden
dürfen, wurde Monsantos Saatgut für Gen-Soja in professionellem Maßstab über die argentinisch-brasilianische Grenze
geschmuggelt. Im Frühjahr dieses Jahres wurde es mit Duldung der brasilianischen Regierung in der Region Rio Grande
do Sul bereits angebaut. Über zwei Drittel der dortigen Soja-Ernte von insgesamt rund 8 Millionen Tonnen stammt aus
diesem Schmuggel (siehe auch unser
Artikel v. 15.07.03).
Brasilianische Kleinbauer und -bäuerinnen wollen zusammen mit UmweltschützerInnen weiter gegen die Verbreitung von
Gen-Soja ankämpfen. Die Gerichte in Brasilien entscheiden mal so mal so. Theoretisch gilt auch in Braslien noch immer
ein Gerichtsbeschluß von 1998, der einen Anbau von Gen-Soja landesweit verbietet. Auch eine Resolution des Nationalen
Umweltrates spricht sich (wohlfeil) gegen den Anbau genmanipulierter Pflanzen aus. Diese Woche entschied die Richterin
Selene de Almeida in der Hauptsatdt Brasilia, das Urteil von 1998 aufzuheben. Doch nach brasilianischem Recht benötigt
diese Entscheidung noch die Zustimmung von zwei KollegInnen. Und für den Fall, daß dieses neue Urteil bestätigt wird, ist
die Berufung bereits angekündigt: Marilena Lazzarini, Direktorin des brasilianischen Verbraucherschutzinstituts (IDEC)
bezeichnete diese Entwicklung denn auch als Pyrrhussieg der Gen-Technokraten, da so die Öffentlichkeit aufgerüttelt und
der Widerstand gestärkt würde.
Monsanto feiert indes bereits seinen Sieg. Der Produzent des unter dem Handelsnamen 'Roundup Ready" vertriebenen
Gen-Soja (beim Schmuggel wurde es beispielsweise in 'Maradona' oder 'Mercedes 70' umgetauft) läßt zusammen mit
dem brasilianischen Landwirtschafts- und Viehzüchterverband, einer der treibenden Kräfte hinter der ungebremsten
Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, und der Getreide-Kommission verlautbaren: "Die Entscheidung entspricht
unseren Erwartungen und wird sich sehr positiv im Landwirtschaftssektor niederschlagen".
Niederschlagen will die Koalition der Naturzerstörer in einem weiteren Schritt das nach wie vor in Brasilien gültige Verbot
des Herbizids Glyphosat. Dieses wird von Monsanto unter dem Handelsnamen 'Roundup' vertrieben und paßt wie die
Faust aufs Auge zum genmanipulierten 'Roundup-Ready'-Soja. Denn dieser wurde so zurechtmanipuliert, daß er den
Herbizid-Angriff übersteht, während alle anderen Pflanzen vernichtet werden - zumindest solange, bis Monsanto die
Profite eingestrichen hat und die Herbizid-Resistenz sich auf andere Pflanzen ausbreitet.
Bei dem zu Tage getretenen Verständnis dieser Koalition für "Recht und Ordnung" und der ebenfalls illegalen Vernichtung
der Regenwälder ist es allerdings eher fraglich, ob sie eine unpassende Gesetzeslage als Hinderungsgrund für ihre
Geschäfte ansieht...
Adriana Ascoli