Tausendfacher Widerstand gegen die Ausweitung
der Uran-Anreicherung in Gronau
Die einzige deutsche Anlage zur Produktion von Brennstäben für Atomkraftwerke in Gronau soll ausgebaut
werden.1 Bei der derzeiten Kapazität von 1400 Tonnen pro Jahr und liefert die UAA Gronau
Brennstoff-Pellets für elf bis zwölf große AKWs. Bereits in der letzten Legislaturperiode hatte die "rot-grüne"
Landesregierung in NRW eine Erweiterung auf 1800 Tonnen genehmigt. Diese Kapazität wird plangemäß
nächstes Jahr ausgeschöpft sein. Nun haben die Betreiberfirmen Urenco und Uranit eine Kapazitätserhöhung
auf 4500 Tonnen beantragt. Statt bisher jährlich 260 Bahnwaggons sollen dann 840 fahren und die Zahl der
bisher 750 LKWs stiege auf sage und schreibe 2770 Straßentransporte. Damit würde der Betrieb von 36
großen AKWs gesichert und Deutschland (19 AKWs) würde zum Exportland für nuklearen Brennstoff.
Im Vorfeld der jetzt stattfindenden behördlichen Erörterung der Ausbaupläne sammelte die Anti-AKW-Bewegung
über 7000 Einwendungen. Selbst die 'Frankfurter Rundschau' fand dies in einem Bericht am 9. Juli beachtlich und
registrierte einen gewissen Widerspruch zwischen Ausbau-Plänen und der Propaganda der "rot-grünen"
Bundesregierung, die "grundsätzlich aus der Kernkraft aussteigen wolle". Der Schwarze Peter ist allerdings
schnell zugeteilt, denn für "das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium als Genehmigungs- Behörde handelt es
sich bei der UAG lediglich um eine Chemieanlage". Und dabei vergißt die 'FR' zu erwähnen, daß in Düsseldorf
eine "rot-grüne" Landesregierung residiert mit der in den großen Medien als ach so aufmüpfig dargestellten
Bärbel Höhn an der Spitze der "Grünen".
Ein neuer Rückschlag für die Anti-AKW-Bewegung ist es allerdings, daß das immer noch (zumindest von der 'FR')
als "atomkritisch" bezeichnete 'Öko-Institut' als Gutachter die Unbedenklichkeit des UAA-Ausbaus bescheinigte.
Und um dem allen noch eins drauf zu setzen wurde der Erörterungs- termin, auf dem die Einwendungen behandelt
werden müssen, ins 30 Kilometer von Gronau entfernte Legden verlegt. Die "rot-grüne" Landesregierung begründete
diese Schikane damit, in Gronau finde zur selben Zeit eine Gartenschau statt und daher sei kein genügend großer
Raum zur Verfügung gestanden. Von der örtlichen Anti-AKW-Initiative 'AKU Gronau' wurde dies schon Wochen vor
dem Erörterungstermin als Ausrede gewertet, denn es sei bekannt, daß nur wenige Dutzend EinwenderInnen zur
Erörterung kämen. Denn allen ist klar, daß Argumente nichts zählen und es das wichtigste war, im Vorfeld der
Erörterung mit einer großen Mobilisierung die Aufmerksamkeit der Medien zu wecken.
Und immerhin kam auch die 'FR' nicht darum herum, die vom Sprecher der 'AKU Gronau' genannten Argumente
wenigstens kurz aufzuzählen als da wären:
- das angereicherte Uran taugt zum Bombenstoff
- das abgereicherte Uran, das als "Abfall" übrigbleibt wird für Uran-Munition verwendet
- die UAA Gronau ist nicht gegen Flugzeugabsturz oder Sabotage gesichert
- die UAA Gronau ist ein unabdingbares Glied in der Brennstoff-Kette und damit nicht irgendeine Chemieanlage,
sondern Teil der menschenverachtenden Atomtechnologie
Auch ROBIN WOOD war präsent und nutze die Gartenschau, um einen Tag vor dem Erörterungstermin weithin
sichtbar ein Transparent mit der Aufschrift "Strahlend fährt der Tod durchs Land. Stoppt die Uranfabrik Gronau!"
zu spannen. Die Sprecherin von ROBIN WOOD, Bettina Dannheim, machte zudem darauf aufmerksam, daß
es sich beim Ausgangs- material, das über die nahe der Gartenschau gelegenen Bahngleise, heranrollt, um
Uranhexafluorid und somit um eine höchst gefährliche Chemikale handele. "Doch trotz der bekannten Gefahren wird
das Uranhexafluorid in einfachen Behältern ohne Schutzhülle durch dicht besiedelte
Gebiete transportiert. Das verstößt gegen die Empfehlungen der
Internationalen Atomenergie-Behörde (IAO). Bei einem schweren Transportunfall
wären die Folgen katastrophal. Die Art und Weise, in der die Urenco diese
Gefahren herunter spielt, ist Ausdruck der nachlässigen Gefahrenvorsorge und
Unzuverlässigkeit des Betreibers", so Bettina Dannheim.
ROBIN WOOD kommentiert: Die gesundheitlichen Gefahren, die sich für die Bevölkerung durch den Betrieb der
Atomanlage ergeben, nimmt die Urenco offenbar nicht ernst. So werden in der Umgebung des UAA-Geländes die
Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung nicht eingehalten. Das gibt die Urenco in ihrem Sicherheitsbericht selbst zu.
Zusätzlich zur erhöhten Strahlenbelastung im Normalbetrieb kommen immense gesundheitliche Risiken, etwa durch
Transportunfälle, Blitzschlag und Brände in der Anlage sowie Unfall bedingte oder gezielte Flugzeugabstürze.
Im Laufe des Erörterungstermins, von dem bereits nichts Positives erwartet wurde, kam es dann am vierten Tag
zu einer weiteren Verschärfung: Neben der UAA Gronau soll nun zudem das bundesweit einzige Lager für
Uranoxidgebaut entstehen. Bisher war lediglich bekannt, daß zwar ein derartiges Lager für den Standort Gronau
vorgesehen ist, nicht bekannt war jedoch, daß dieses Lager einzigartig in der Bundesrepublik sein soll. Der
Bundesverband Bürger- initiativen Umweltschutz (BBU) e.V. erklärte hierzu, das vorgesehene Uran"zwischen"lager in
Gronau spiegele das völlig desolate Atommüll-Entsorgungskonzept der Bundesregierung wieder: Obwohl weit und
breit kein Endlager in Sicht ist, läßt die Bundesregierung weiterhin die Atommüllproduktion zu.
In einem abschließenden Fazit erklärte BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz im Namen mehrerer
Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen, daß seitens der EinwenderInnen der Ausbau der Gronauer
Atomfabrik generell abgelehnt werde. Darüber hinaus wird die Stillegung der gesamten Anlage
gefordert und die Blockade von Anlieferungen an die UAA für die nächsten Wochen angekündigt.
Petra Willaredt
Anmerkungen:
1 Siehe unser Artikel
Atom-Staat statt Atomausstieg v. 6.04.03