20.07.2003

Für Atom-Ausstieg
in Gronau

Tausendfacher Widerstand gegen die Ausweitung der Uran-Anreicherung in Gronau

Die einzige deutsche Anlage zur Produktion von Brennstäben für Atomkraftwerke in Gronau soll ausgebaut werden.1 Bei der derzeiten Kapazität von 1400 Tonnen pro Jahr und liefert die UAA Gronau Brennstoff-Pellets für elf bis zwölf große AKWs. Bereits in der letzten Legislaturperiode hatte die "rot-grüne" Landesregierung in NRW eine Erweiterung auf 1800 Tonnen genehmigt. Diese Kapazität wird plangemäß nächstes Jahr ausgeschöpft sein. Nun haben die Betreiberfirmen Urenco und Uranit eine Kapazitätserhöhung auf 4500 Tonnen beantragt. Statt bisher jährlich 260 Bahnwaggons sollen dann 840 fahren und die Zahl der bisher 750 LKWs stiege auf sage und schreibe 2770 Straßentransporte. Damit würde der Betrieb von 36 großen AKWs gesichert und Deutschland (19 AKWs) würde zum Exportland für nuklearen Brennstoff.

Im Vorfeld der jetzt stattfindenden behördlichen Erörterung der Ausbaupläne sammelte die Anti-AKW-Bewegung über 7000 Einwendungen. Selbst die 'Frankfurter Rundschau' fand dies in einem Bericht am 9. Juli beachtlich und registrierte einen gewissen Widerspruch zwischen Ausbau-Plänen und der Propaganda der "rot-grünen" Bundesregierung, die "grundsätzlich aus der Kernkraft aussteigen wolle". Der Schwarze Peter ist allerdings schnell zugeteilt, denn für "das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium als Genehmigungs- Behörde handelt es sich bei der UAG lediglich um eine Chemieanlage". Und dabei vergißt die 'FR' zu erwähnen, daß in Düsseldorf eine "rot-grüne" Landesregierung residiert mit der in den großen Medien als ach so aufmüpfig dargestellten Bärbel Höhn an der Spitze der "Grünen".

Ein neuer Rückschlag für die Anti-AKW-Bewegung ist es allerdings, daß das immer noch (zumindest von der 'FR') als "atomkritisch" bezeichnete 'Öko-Institut' als Gutachter die Unbedenklichkeit des UAA-Ausbaus bescheinigte. Und um dem allen noch eins drauf zu setzen wurde der Erörterungs- termin, auf dem die Einwendungen behandelt werden müssen, ins 30 Kilometer von Gronau entfernte Legden verlegt. Die "rot-grüne" Landesregierung begründete diese Schikane damit, in Gronau finde zur selben Zeit eine Gartenschau statt und daher sei kein genügend großer Raum zur Verfügung gestanden. Von der örtlichen Anti-AKW-Initiative 'AKU Gronau' wurde dies schon Wochen vor dem Erörterungstermin als Ausrede gewertet, denn es sei bekannt, daß nur wenige Dutzend EinwenderInnen zur Erörterung kämen. Denn allen ist klar, daß Argumente nichts zählen und es das wichtigste war, im Vorfeld der Erörterung mit einer großen Mobilisierung die Aufmerksamkeit der Medien zu wecken.

Und immerhin kam auch die 'FR' nicht darum herum, die vom Sprecher der 'AKU Gronau' genannten Argumente wenigstens kurz aufzuzählen als da wären:

  • das angereicherte Uran taugt zum Bombenstoff
  • das abgereicherte Uran, das als "Abfall" übrigbleibt wird für Uran-Munition verwendet
  • die UAA Gronau ist nicht gegen Flugzeugabsturz oder Sabotage gesichert
  • die UAA Gronau ist ein unabdingbares Glied in der Brennstoff-Kette und damit nicht irgendeine Chemieanlage, sondern Teil der menschenverachtenden Atomtechnologie

Auch ROBIN WOOD war präsent und nutze die Gartenschau, um einen Tag vor dem Erörterungstermin weithin sichtbar ein Transparent mit der Aufschrift "Strahlend fährt der Tod durchs Land. Stoppt die Uranfabrik Gronau!" zu spannen. Die Sprecherin von ROBIN WOOD, Bettina Dannheim, machte zudem darauf aufmerksam, daß es sich beim Ausgangs- material, das über die nahe der Gartenschau gelegenen Bahngleise, heranrollt, um Uranhexafluorid und somit um eine höchst gefährliche Chemikale handele. "Doch trotz der bekannten Gefahren wird das Uranhexafluorid in einfachen Behältern ohne Schutzhülle durch dicht besiedelte Gebiete transportiert. Das verstößt gegen die Empfehlungen der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAO). Bei einem schweren Transportunfall wären die Folgen katastrophal. Die Art und Weise, in der die Urenco diese Gefahren herunter spielt, ist Ausdruck der nachlässigen Gefahrenvorsorge und Unzuverlässigkeit des Betreibers", so Bettina Dannheim.

ROBIN WOOD kommentiert: Die gesundheitlichen Gefahren, die sich für die Bevölkerung durch den Betrieb der Atomanlage ergeben, nimmt die Urenco offenbar nicht ernst. So werden in der Umgebung des UAA-Geländes die Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung nicht eingehalten. Das gibt die Urenco in ihrem Sicherheitsbericht selbst zu. Zusätzlich zur erhöhten Strahlenbelastung im Normalbetrieb kommen immense gesundheitliche Risiken, etwa durch Transportunfälle, Blitzschlag und Brände in der Anlage sowie Unfall bedingte oder gezielte Flugzeugabstürze.

Im Laufe des Erörterungstermins, von dem bereits nichts Positives erwartet wurde, kam es dann am vierten Tag zu einer weiteren Verschärfung: Neben der UAA Gronau soll nun zudem das bundesweit einzige Lager für Uranoxidgebaut entstehen. Bisher war lediglich bekannt, daß zwar ein derartiges Lager für den Standort Gronau vorgesehen ist, nicht bekannt war jedoch, daß dieses Lager einzigartig in der Bundesrepublik sein soll. Der Bundesverband Bürger- initiativen Umweltschutz (BBU) e.V. erklärte hierzu, das vorgesehene Uran"zwischen"lager in Gronau spiegele das völlig desolate Atommüll-Entsorgungskonzept der Bundesregierung wieder: Obwohl weit und breit kein Endlager in Sicht ist, läßt die Bundesregierung weiterhin die Atommüllproduktion zu.

In einem abschließenden Fazit erklärte BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz im Namen mehrerer Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen, daß seitens der EinwenderInnen der Ausbau der Gronauer Atomfabrik generell abgelehnt werde. Darüber hinaus wird die Stillegung der gesamten Anlage gefordert und die Blockade von Anlieferungen an die UAA für die nächsten Wochen angekündigt.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen:

1 Siehe unser Artikel Atom-Staat statt Atomausstieg v. 6.04.03

 

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