26.10.2005

Artikel

München: Streik bei Infineon

Bereits seit zwei Tagen wird der Münchner Chip-Hersteller Infineon bestreikt. Der Streik richtet sich gegen die angekündigte Schließung des Werks - wie schon bei AEG Nürnberg.1

"Wir haben es geschafft, die ganze Nacht alle Tore zu besetzen", sagt Michael Leppek von der IG-Metall. Seit dem Beginn des Streiks liege die Produktion im Werk München-Neuperlach definitiv still. Infineon hatte öffentlich behauptet, eine Mindestproduktion aufrechtzuerhalten zu können. Hierzu war mehrfach versucht worden, StreikbrecherInnen ins Werk zu schleusen.

Gestern morgen beteiligten sich rund 400 Streikende bei der Blockade des Werksgeländes. Unterstützt wurden sie im Laufe des Tages von IG-Metall-Mitgliedern aus anderen bayerischen Städten. Auch AnwohnerInnen brachten Kaffee und Kuchen zur Stärkung der Streikenden. Schwierig gestaltete sich der Schutz vor StreikbrecherInnen, da das Infineon-Werk zusammen mit einem Werk von Siemens in einem Industriepark liegt. Mit Kontrollen der Werksausweise an allen Toren stellten die Streikposten sicher, daß zwar Siemens-Beschäftigte zu ihren Arbeitsplätzen kamen, aber keine StreikbrecherInnen eindringen konnten. Während dies bei den meisten Siemens-Beschäftigten auf Verständnis stieß, kam es gelegentlich zu Rangeleien, wenn StreikbrecherInnen gewaltsam durch die Postenkette brechen wollten.

Im Laufe des Tages wurde Polizei aufgefahren, um den Zugang für StreikbrecherInnen zu erzwingen. Eine ganze Hundertschaft von BereitschaftspolizistInnen wurde von Infineon aufgeboten. Bereits am Montag nachmittag war es zu einem provokativen Polizeieinsatz gekommen. Eine Streikende sei von einem Zivilpolizisten bedroht worden, der sich unter die Beschäftigten gemischt hatte. Daraufhin seien ihr Kollegen zur Hilfe gekommen, schildern AugenzeugInnen den Vorfall. Sie berichten, der Zivilbeamte habe sogar mit seiner Schußwaffe gedroht. Der nachfolgende Polizeieinsatz wurde von Streikenden auf Fotos festgehalten. Darauf ist zu sehen, wie ein Arbeiter von mehreren Beamten zu Boden gedrückt und sein Arm umgedreht wird. Zwei Streikende wurden wegen "Verdachts der Nötigung" festgenommen.

Während die Gewerkschaft zu den Vorfällen schweigt, fällt der bayerische DGB-Chef Fritz Schösser den Streikenden bereits in den Rücken. "Das elementare Recht der Beschäftigten, um ihre Arbeitsplätze und beschäftigungspolitischen Ziele zu kämpfen, sollte nicht von Streikenden durch Übernahme der rüden Methoden der Geschäftsleitung in Mißkredit gebracht werden", erklärte Schösser im Hinblick auf die Montag morgen von Streikposten blockierten StreikbrecherInnen.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unseren Artikel:

      'Europaweite Solidarität mit AEG-Beschäftigten' (21.10.05)

 

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